Das Corona-Virus scheint ein Schelm zu sein. Geht man als Durchschnittsdeutscher mit halbwegs brauchbarer Bildung eigentlich davon aus, dass die Krankheitserreger auf menschliche Grenzen und Ordnungsziffern schlichtweg husten – wenn das hier der passende Ausdruck ist, so stellt sich nun Überraschendes heraus: Entweder hat das Virus Eigenschaften, die ihm weder Virologen noch Normalsterbliche bisher zutrauten. Oder die Hamburger Stadtverwaltung greift zu Methoden, die zu dem legendären Schilda gepasst hätten. Oder im Zuge des Corona-Irrsinns verliert man selbst völlig den Über- und Durchblick. Oder alles zusammen.
Fest steht nur: Ab sofort gilt in der Freien und Hansestadt an der Elbe Maskenpflicht auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen auch nach Hausnummern. So besteht etwa zwischen 12 Uhr und 22 Uhr ab dem Steindamm 33 bis zum Steintorplatz die Pflicht zum Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung. Die gleiche strenge Regel gibt für die Straße der Großen Freiheit. Aber nur für die Hausnummern 1 bis 47. Ab Hausnummer 48 ist das Virus offenbar inaktiv und es bedarf keines besonderen Schutzes gegen das Virus. Am Hamburger Berg droht die Gefahr im Bereich der Hausnummern 1 bis 39, ab 40 ist Entspannung angesagt. Ebenso sonnabends sowie an Feiertagen und tags zuvor, jeweils von 18 Uhr bis 4 Uhr am Folgetag – da darf auch zwischen Haus 1 und 39 frei geatmet werden.
In manchen Bereichen wird es besonders kompliziert. Etwa bei der Regelung für die Reeperbahn: Da gilt Maskenpflicht „einschließlich der Plätze Nobistor und Spielbudenplatz, abgegrenzt durch den Millerntorplatz, die Straße Zirkusweg, die Holstenstraße und den Finkenpark sowie in der Straße Spielbudenplatz im Bereich der Hausnummern 1 bis 31, freitags, sonnabends sowie an Feiertagen und tags zuvor, jeweils von 18 Uhr bis 4 Uhr am Folgetag.“ Da kann man selbst nüchtern den Überblick verlieren. Aber das sind sicher viele nicht auf der Reeperbahn.
Alles in allem gilt an 14 Adressen in der Hansestadt eine Maskenpflicht auch im Freien. Maskenmuffel müssen für ihren Frevel ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro berappen. So sehr wie in diesen Tagen hat es sich schon lange nicht gelohnt, genau auf Hausnummern zu achten. Der NDR verkündet die Regeln wie Frontnachrichten und macht nicht einmal den Ansatz eines kritischen Hinterfragens. „An diesen Orten darf der Mund-Nasen-Schutz nicht abgenommen werden – auch nicht zum Essen, Trinken oder Rauchen. Gesichtsvisiere werden nicht mehr als Mund-Nasen-Schutz anerkannt, weil sie die Verbreitung des Virus über Aerosole nicht verhinderten. Auch Radfahrende sind von der erweiterten Maskenpflicht nicht ausgenommen.“
Wenigstens stramm gegendert. Vielleicht erschreckt wenigstens die „Genderei“ das Virus. Oder den. Oder vielleicht auch die.
Man verzeihe mir meinen Galgenhumor. Aber gerade bei so einem ernsten Thema hat er leider die Funktion von intellektueller Notwehr. Dabei sollte man das Positive sehen: Wir bekommen in diesen Tagen Orwell, Kafka und Huxley, gut durchgemischt und geschüttelt, in einem Cocktail.
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