Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger
Man kann es nicht leugnen: Wir haben sprachgewaltige Politiker in Deutschland. Katrin Göring-Eckardt beispielsweise, die ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, dem sie mithilfe der grünen Landesliste Thüringens angehört. Wie so viele hat sie sich an den Äußerungen von Friedrich Merz über deutsche Stadtbilder gestört und deshalb auf X eine an Klarheit nicht mehr zu überbietende Äußerung veröffentlicht. Man muss sie im Original sehen, um sie wirklich zu würdigen.
Bis zum Abend des 21. Oktober hatten sich 1,6 Millionen Leser an ihrer sprachlichen Kraft und der etwas dönerlastigen Bildsprache berauscht. „Ich hatte heute Stadtbild. Töchter waren keine.“ Das hat sie geschrieben. Es klingt ein wenig nach „Ich geh jetzt U-Bahn. Fahrkarte habe keine.“ Vielleicht aber auch wie „Ich hab heute Fernseher. Mehrwertsteuer ist keine.“ Man kann sich beliebig viele Beispiele nach diesem erhellenden Muster ausdenken.
Später hat sie versucht, den nicht allzu guten Eindruck, den sie hinterlassen hat, ein wenig zu relativieren. Mit überschaubarem Erfolg. Man hatte ihr vorgeworfen, mit ihrem Post Türken auf Döner zu reduzieren und damit eher wenig zur Problemlösung beizutragen. Dem setzte sie entgegen, es sei ihr nicht darum gegangen, Menschen „auf irgendetwas zu reduzieren“, was allerdings die Frage aufwirft, warum sie es dann wohl getan hat. Denn die Betreiber von Döner-Imbissen würden sich fragen, „ob sie jetzt vom Bundeskanzler mitgemeint sind. Und ihre Töchter übrigens auch“. Allerdings dürfte jeder, der wo auch immer einen Dönerstand betreibt und damit auf ehrbare Weise seinen Lebensunterhalt verdient, sehr genau wissen, dass er selbstverständlich nicht gemeint ist, wie auch alle anderen außerhalb des grünlinken totalitären Spektrums die Kanzleraussage problemlos zu verstehen wussten – es geschieht ja auch selten genug, dass er etwas Vernünftiges und Nachvollziehbares von sich gibt.
Aber Göring-Eckardt „ging es darum, auf Realitäten hinzuweisen, fernab der Großstädte. Mir ging es um die Menschen, die in den Klein- und Mittelstädten und Dörfern sichtbar sind – gerade auch in Ostdeutschland. Auch dort gibt es ein „Stadtbild“. Auch dort machen die Worte des Bundeskanzlers etwas mit den Menschen, die sie hören.“ Der Witz war gut: Göring-Eckardt will auf Realitäten hinweisen. Ich lasse das kleine Problem beiseite, dass Dörfer kein Stadtbild haben können, sondern ein Dorfbild, weil sie eben keine Stadt sind. Aber was nachen denn diese Worte des Bundeskanzlers „mit den Menschen, die sie hören“, „gerade auch in Ostdeutschland“? Vermutlich denken sie sich, endlich habe der Mann mal etwas verstanden. Das kann Göring-Eckardt aber nicht wissen, weil sie wohl kaum ihr Ohr am Puls des ländlichen Lebens hat, nicht einmal an dem ihres eigenen Wahlkreises: 3,1 Prozent der Erststimmen erzielte sie bei der letzten Bundestagswahl und immerhin 8,8 Prozent der Zweitstimmen. Da weiß man natürlich genau, was die Betreiber der Imbisse denken.
Im August hat die sprachgewandte Grüne ein Buch veröffentlicht. „Deutschland, lass uns reden“ heißt es. Wie sie zu reden versteht, hat sie auf X dokumentiert: „Ich hatte heute Stadtbild. Töchter waren keine.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.
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