Von Kai Rebmann
Güner Yasemin Balci wurde in Berlin geboren und ist seit 2020 Integrationsbeauftragte im Bezirk Neukölln. In einem bemerkenswerten „Spiegel-Interview“ sprach die türkischstämmige Autorin jetzt darüber, wie sich das Stadtbild auch in „ihrem“ Viertel in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat – und zwar ausdrücklich zum Schlechten. Balci schlägt sich in der aufgeheizten Debatte damit auf die Seite von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), wenn auch wohl eher ungewollt.
Bemerkenswert ist das Gespräch vor allem deshalb, weil die Integrationsbeauftragte genau die Eindrücke bestätigt, die eine Mehrheit der Deutschen beim Blick auf ihre Innenstädte hat – zugleich aber eindringlich vor denen warnt, die diese Dinge auch offen ansprechen. Beispiel gefällig? Auf den Umgang mit der AfD angesprochen, fordert Balci, „alle Möglichkeiten zu nutzen, um sich der AfD entgegenzustellen, bis hin zu einem Parteiverbot.“
Auf die Idee, dass die Parteien in ihren Programmen und vor allem ihrem Handeln einfach die Bedürfnisse einer Mehrheit der Bürger berücksichtigen könnten – um der AfD womöglich dadurch den Nährboden zu entziehen – kommt Balci aber nicht. Stattdessen echauffiert sie sich darüber, dass AfD-Chefin Alice Weidel im ARD-Sommerinterview „eine Bühne bekommen“ habe. Das ist freilich nicht mehr als die öffentlich-rechtliche Pflicht des Senders, die bei ARD und ZDF oft genug zu kurz kommt.
Wie recht all jene aber haben, die ein Ende der illegalen Migration nach Europa und insbesondere Deutschland fordern, nicht zuletzt aufgrund der negativen Entwicklung der hiesigen Stadtbilder, muss Balci dann mit ihrer Antwort auf zwei einfache Fragen einräumen. Ob sie selbst noch im Rollbergviertel in Neukölln lebe, das sie zuvor mehrfach als „ihr“ Viertel bezeichnet hat. „Nein!“ Und weshalb nicht? Sie habe einfach mal woanders leben wollen. Und: „Mir war dabei wichtig, dass meine Tochter sich frei entfalten kann.“
Gestern in der Türkei, heute in Neukölln – Islamisten prägen Stadtbild
Die Integrationsbeauftragte von Neukölln lebt also selbst nicht mehr in „ihrem“ Viertel – und hat dafür eben die Argumente, die als „rechts“ oder gar „Nazi“ gelten, wenn sie von den „Falschen“ vorgebracht werden. Denn dass Neukölln nicht mehr das Neukölln ist, in dem Balci 1975 geboren und in den Jahren danach aufgewachsen ist, macht sie gleich an mehreren Beispielen mehr als deutlich.
Dabei begann die Migrationsgeschichte der Autorin schon mit dem, was damals – in den 1950er-Jahren – in der Türkei verbreitet war, inzwischen aber auch in Deutschland zum Stadtbild gehört. Ihre Eltern seien als Zaza-Aleviten in ihrer Heimat „brutaler Unterdrückung und Diskriminierung durch Nationalisten und Islamisten“ ausgesetzt gewesen und deshalb als Gastarbeiter nach Deutschland geflohen. Und heute? Da beschreibt Balci die Situation in Deutschland so: „Wenn ich zum Beispiel erleben muss, wie Islamisten und syrische Nationalisten auf der Straße feiern, dass in Syrien Andersgläubige abgeschlachtet werden, kann ich das kaum ertragen.“
Weiter geht es mit der „kulturell und religiös bedingten Geschlechtertrennung“, die in Neukölln nach Ansicht von Güner Balci längst zum Stadtbild gehört, aber beileibe nicht nur dort. Der Bezirk sei „nie besonders frauenfreundlich“ und schon immer von viel häuslicher Gewalt geprägt gewesen. Richtig schlimm sei es aber nach dem vermehrten Zuzug von Palästinensern aus dem Libanon geworden, wie Balci rückblickend analysiert: „Die brachten eine sehr patriarchalisch geprägte Kultur mit. Die Mädchen in diesem Milieu waren fast unsichtbar. Man sah eigentlich nur, wenn sie ihre kleinen Geschwister in den Kindergarten brachten oder mit ihren Müttern einkaufen gingen.“
Politik schaut zu – und fördert mit Steuergeld
Und was macht die Politik, um solchen Entwicklungen Herr zu werden? Setzt sie der illegalen Migration ein Ende? Werden Straftäter konsequent abgeschoben? Nichts von alledem – sie fördert die Veränderung des Stadtbilds und die Verschlechterung des allgemeinen Sicherheitsgefühls von Millionen Deutschen noch mit deren Steuergeld!
Auch hierfür nennt die Integrationsbeauftragte aus Neukölln ein geradezu absurd anmutendes Beispiel aus „ihrem“ Viertel. Aus ihrer Kindheit erinnere sie sich an nur eine Moschee im ganzen Bezirk, inzwischen seien es rund 30 und „viele davon sind reaktionär ausgerichtet.“ Und weiter: „Ich weiß von Imamen, die Eheberatung für 14-jährige Mädchen anbieten und es akzeptabel finden, wenn sich ein Mann eine Zweitfrau nimmt.“
Nicht selten werden solch steinzeitliche Denkweisen noch mit deutschem Steuergeld alimentiert. So wie in diesem Beispiel aus Neukölln: „Gerade wird auf dem Boden eines schiitisch-reaktionären Moscheevereins mit staatlicher Förderung eine Kita gebaut. […] Man sieht aus dem Gebäude vorn die schwarz verschleierten Frauen herauskommen – und hinten soll jetzt eine Kita für Neuköllner Kinder entstehen.“ Balci hält das eigenem Bekunden zufolge „für keine gute Idee“ und wirft der Politik gerade in diesem Zusammenhang eine gehörige Portion Naivität vor.
Merke, und frei nach dem unvergessenen Peter Scholl-Latour: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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