Irre: Bundespressekonferenz beweint ihre Selbstkastration Realsatire aus dem journalistischen Friedhof

In der Bundespressekonferenz hatte ich wenig zu lachen. Umso mehr brachte mich jetzt der Weihnachtsgruß des Vorsitzenden Mathis Feldhoff vom ZDF zum Schmunzeln – den mir eine wohlmeinende Kollegin (m/w/d), die noch Mitglied in dem Verein ist, zuschickte – mit virtuellem Kopfschütteln. Was Feldhoff da schreibt, ist einfach Realsatire. Voilà:

„Für uns als Beobachter der Berliner Politik entstand oft der Eindruck, dass man bei den ganzen Wirrungen und Irrungen nicht mehr Schritt halten kann, dass sich das Hamsterrad, in dem wir uns manchmal fühlen, jeden Tag schneller dreht.

Es ist unsere Aufgabe, Politik zu analysieren, zu erklären und auch zu beurteilen. Das haben wir im vergangenen Jahr erfolgreich getan und wir werden es auch 2024 tun. Als Verein, als Zusammenschluss der Parlamentskorrespondentinnen und -korrespondenten, sind wir dazu gut aufgestellt. Das gilt insbesondere für das Rückgrat unserer Tätigkeit – der Regierungspressekonferenz.

Wenn ich zum Jahresausklang noch einen Wunsch äußern darf, würde es mich sehr freuen, wenn wir alle 2024 darauf achten, dass die Präsenz in unseren Regel-Veranstaltungen hoch ist. Zu Recht beklagen wir manchmal, dass die Antworten der Regierung zu schwammig und ausweichend sind. Diesem Umstand ist aber nur mit intensiveren und vielfältigeren Fragen und Fragestellern beizukommen.“

Das ist in mehrfacher Hinsicht beachtenswert.

Etwa, weil Feldhoff gar nicht bemerkt, wie unfreiwillig komisch seine Aussage ist, dass die  Bundespressekonferenz „nicht mehr Schritt halten kann mit den ganzen Wirrungen und Irrungen der Berliner Politik.“ Leider meint er das nicht selbstkritisch, sondern selbstbemitleidend – und ist sich der Doppeldeutigkeit seiner Formulierung offenbar nicht bewusst.

Interessant, dass er die Aufgabe der Journalisten nicht darin sieht, die Politik zu kritisieren – sondern „zu analysieren, zu erklären und auch zu beurteilen.“ Feldhoff & Co. haben ihre Rolle als Bauchpinseler und Stichwortgeber der Mächtigen so verinnerlicht, dass sie sogar schon vergessen, nach außen hin den Anspruch zu erheben, kritisch zu sein. Selbst die Fassade bröckelt.

Dass sich Feldhoff und damit der Vorstand nun aber „intensivere und vielfältigere Fragen und Fragesteller“ wünscht, grenzt an Schizophrenie. Es ist eine Klage über die eigene Selbstkastration, mit der der Vorstand die Bundespressekonferenz in einen journalistischen Friedhof verwandelt hat. Denn der Verein tut alles, um kritische Fragesteller – und damit auch „intensivere und vielfältigere Fragen“ entweder mundtot zu machen oder ganz aus den Bundespressekonferenzen rauszuhalten. Ich wurde zuerst massiv unter Druck gesetzt und dann rausgeschmissen. Henryk Broder und junge, kritische Kollegen aus den alternativen Medien wurden nicht aufgenommen – während von den „etablierten“ Medien jeder Kollege auch dann Mitglied werden und bleiben darf, wenn er den Anforderungen der Satzung nicht einmal ansatzweise genügt (ich könnte zahlreiche Namen nennen von Mitgliedern, die weder jemals Parlamentskorrespondenten waren noch sind).

Völlige Pervertierung

Die Grundidee der Bundespressekonferenz war, dass Journalisten selbst die Hausherren von Pressekonferenzen sind, damit die Regierung missliebige Journalisten nicht ausschließen kann. Feldhoff & Co. haben das pervertiert und die Bundespressekonferenz zu der Instanz gemacht, die für die Bundesregierung kritische Journalisten von Pressekonferenzen ausschließt.

Schon in einem der ersten „Erziehungsgespräche“ nach meinen ersten „bösen“ Fragen an die Regierungssprecher wurde ich vom Vorstand ermahnt, ich würde die guten Beziehungen des Vereins zur Regierung gefährden. An denen habe man lange gearbeitet und dann käme jemand wie ich und störe diese. Es ging sogar so weit, dass der Verein Zensur auf meiner Seite ausüben wollte. Vom Mobbing wie etwa dem Nicht-Erwidern von freundlichem Grüßen gar nicht zu reden (die Details beschreibe ich in meinem Buch „Meine Vertreibung“).

Was in der Bundespressekonferenz wirklich geschah

So sehr ich journalistisch meinen Ausschluss vor ziemlich genau zwei Jahren, kurz vor Weihnachten 2021, bedauere – so sehr bin ich zum einen stolz darauf und fasse ihn als hohe journalistische Auszeichnung aus. Zum anderen bin ich menschlich zutiefst erleichtert, diesem Verein nicht mehr anzugehören. Rein menschlich habe ich – gerade jetzt zur Weihnachtszeit – Mitleid mit denen, die sich all das regelmäßig antun müssen. Mögen sie in Frieden weiter journalistisch ruhen!

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