Jugendbande terrorisiert eine Kleinstadt in NRW Bürgermeisterin verharmlost eskalierende Gewalt

Von Kai Rebmann

Man muss die Augen wohl nur fest genug zudrücken und schon erstrahlt die eigene Traumwelt in den schillerndsten Farben. Diesem Motto scheint Karola Voß zu folgen, die parteilose Bürgermeisterin von Ahaus in Nordrhein-Westfalen. Während die rund 40.000 Einwohner der Kleinstadt seit Monaten von einer Jugendbande in Angst und Schrecken versetzt werden, will die Rathauschefin davon nichts wissen: „Aus meiner Sicht ist es gar nicht so schlimm.“

Was Voß nicht der großen Rede wert ist, schildert die Polizei ganz anders, wenn sie von „einer losen Gruppe von 23 Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 17 Jahren“ spricht, die ihr Unwesen vor allem in den Schulen sowie rund um den Bahnhof und das Schloss treibt. Den Angaben zufolge handelt es sich dabei um eine Gang, deren Mitglieder „Heranwachsende mit Migrationshintergrund“ sind.

Die „Bild“ zitiert eine nicht vollständige Aufzählung von Straftaten, die in Ahaus seit einiger Zeit zunehmen: Bedrohungen von Schülern, Schlägereien, Nachstellungen, Erpressung, Erniedrigung, Sachbeschädigung, Ruhestörung und Hausfriedensbruch. Dass die Hemmschwelle der Täter offenbar immer weiter sinkt, zeigt die Tatsache, dass sich diese Liste inzwischen um Delikte wie Körperverletzung, Einbruch und Drogenhandel erweitert hat. Polizeisprecher Thorsten Ohm versichert: „Die Situation werden wir nicht hinnehmen. Opfer haben sich bei uns gemeldet, Ermittlungsverfahren laufen.“

Kopp

Die Opfer, das sind allen voran die Bürger von Ahaus – und auch die sind gänzlich anderer Meinung als ihre Bürgermeisterin. Ein Rettungsassistent berichtet von mehreren Angriffen auf seinen 13-jährigen Sohn: „Einmal forderten sie ihn zu einer Schlägerei auf. Ein anderes Mal umzingelten sie meinen Sohn. Er sollte sich vor dem Anführer hinknien und sich ohne Grund bei ihm entschuldigen. Dabei wurde er gefilmt. Wir haben Anzeige erstattet, haben uns mit anderen Opfern zusammengetan. Jetzt muss Schluss sein.“

Bei eben diesem Rädelsführer soll es sich um einen 12-Jährigen handeln, was keineswegs Zufall ist, sondern reines Kalkül. Die Polizei mag Ermittlungsverfahren einleiten, ist ansonsten aber weitestgehend machtlos. Anti-Mobbingcoach Carsten Stahl plaudert aus dem Nähkästchen: „Ich sehe das bei meiner täglichen Arbeit in den Schulen. Minderjährige Täter wissen, dass ihnen keine Strafe droht. Deswegen hören sie auch nicht auf.“

Den alltäglichen Wahnsinn in Ahaus beschreiben weitere Zeugen so: „Sie haben einen älteren Kunden von uns als Nazischwein beschimpft. Sie spucken herum und kippten Mülleimer aus“, sagt eine Bäckereifachverkäuferin. Im Schlosspark hätten „rund 15 Jugendliche einen Jungen verhauen“, berichtet eine 15-jährige Schülerin, die mit ihren Freundinnen dazwischen gegangen und dann als „Schlampen und Huren“ beschimpft worden sei. Ein Rentner gibt an, aus Angst zur Not lieber die Straßenseite zu wechseln.

Wie kommt eine Bürgermeisterin trotz dieser und weiterer Berichte von Polizei und Einwohnern zu der Annahme, dass das alles „gar nicht so schlimm“ sei? Liegt es am Täterprofil? Oder daran, dass derartige Zustände im „besten Deutschland aller Zeiten“ für viele Menschen zumindest gefühlt tatsächlich schon fast als „normal“ empfunden wird?

Am Ende schwant Voß dann offenbar doch noch, wie ihre Verharmlosung auf die Bürger ihrer Stadt wirken müssen. Man nehme die Sache „natürlich trotzdem ernst“, heißt es aus dem Rathaus. Die Polizei werde an den bekannten Hotspots „erhöhte Präsenz“ zeigen und man befinde sich mit den Schulen in Gesprächen und überlege, wie mit der Situation umzugehen sei.

Wenn es stimmt, dass das Erkennen und vor allem das klare Benennen von Problemen die ersten Schritte auf dem Weg zur Lösung sind, dann stehen die Verantwortlichen in Ahaus wohl wirklich noch ganz, ganz am Anfang.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Youtube-Video WELT

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