Kritik an „Friedenspreis“ für Trump, Jubel über ÖRR-Preis für von der Tann Entlarvende Doppelmoral in der ARD

Von Kai Rebmann

Ja, der neue Friedenspreis der FIFA wurde ganz augenscheinlich nur für US-Präsident Donald Trump erfunden. Ja, die Inszenierung rund um die Verleihung eben dieser Auszeichnung war peinlich und hatte auf der Bühne der WM-Auslosung in Washington absolut nichts verloren. Und ja, die FIFA sollte sich aus der Politik ganz generell heraushalten und sich um ihren eigenen Kram kümmern. All das kann man kritisieren, man muss es wahrscheinlich sogar kritisieren – und nirgendwo geschah und geschieht eben dies so leidenschaftlich wie in Deutschland.

Ganz vorne dabei sind die üblichen Verdächtigen, namentlich die Medien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die „Sportschau“-Redaktion der ARD witterte schon im Vorfeld die „nächste Schmeichelei“ von FIFA-Präsident Gianni Infantino in Richtung Donald Trump und den USA, einem der Co-Gastgeber der kommenden WM-Endrunde. Im Nachgang zitierte die ARD mehrere Stimmen aus den nationalen Kommentarspalten, die von einem „absurden Schauspiel“ ¨über Speichelleckerei“ bis hin zu einer „erniedrigenden“ Szenerie reichten. Auch das kann man so machen und es guten Gewissens als Chronistenpflicht verkaufen – würde dem Ganzen nicht die gerade beim ÖRR immer wiederkehrende Doppelmoral innewohnen.

Denn: Fast zur selben Zeit, der US-Präsident in Washington „seinen“ Preis entgegennehmen durfte, trug sich auf der anderen Seite des Atlantiks eine nicht minder durchgetaktete Szenerie zu. Die auch in anderen Zusammenhängen ohnehin schon in der Kritik stehende ARD-Journalistin Sophie von der Tann wurde mit dem „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis“ ausgezeichnet. Auch daran gab es teils heftige Kritik, die in diesem Fall von der ARD aber ganz und gar nicht geteilt wurde – ganz im Gegenteil.

ARD: Groß im Austeilen, ganz klein beim Einstecken

Die Nahost-Korrespondentin sei für ihre „krisenfeste und unerschrockene“ Berichterstattung aus Israel und dem Gaza-Streifen ausgezeichnet worden und scheue sich nicht, „Dinge beim Namen zu nennen“, gab die ARD den Tenor der Jury auf ihrer Homepage wieder. Das sahen im In- und Ausland freilich nicht alle so, weshalb der Sender von „heftigen Anfeindungen“ gegen seine Mitarbeiterin schrieb.

Was die ARD darunter versteht, ist folgendes: „Zuletzt hatte ihr etwa der israelische Botschafter Ron Prosor Aktivismus vorgeworfen.“ Oder: der Reserve-Armeesprecher der israelischen Streitkräfte habe von der Tann als „Gesicht vom neudeutschen Juden- und Israelhass“ bezeichnet. Was in normalen Zeiten noch eine ganz normale und in diesem Fall wohl ebenfalls sehr berechtigte, jedenfalls aber zumindest zulässige Kritik erschien, gilt bei der ARD inzwischen offenbar als „heftige Anfeindung“.

Fakt ist: Gerade die Berichterstattung von Sophie von der Tann aus dem Nahen Osten ist seit Jahren von einer selten gesehenen Monotonie geprägt. So wirft die Journalistin Esther Schapira ihrer Kollegin in einem FAZ-Gastbeitrag etwa die „Vereinfachung komplexer Vorgänge durch einseitige Parteinahme“ vor, die sich durch „Emotionalisierung statt Analyse“ charakterisiere. In der Tat sucht man Berichte etwa über den tief verwurzelten Hitler-Kult unter Arabern und den daraus resultierenden Antisemitismus bei von der Tann vergebens. Dafür wird Israel sehr regelmäßig als alleiniger Aggressor dargestellt.

Da passt es ins Bild, dass die „Tagesschau“ ausgerechnet die „Reporter ohne Grenzen“ (RoG) als Fürsprecher der Auszeichnung für die ARD-Korrespondentin auffährt. Die Kritik an von der Tann sei eine „konzertierte Aktion, die fast den Rang einer Kampagne“ habe, wird RoG-Sprecher Christopher Resch zitiert. Es gehe darum, die Preisträgerin „mundtot zu machen, indem man sie angreift, indem es an ihre Kompetenz geht“.

Was die „Tagesschau“ in diesem Zusammenhang sicher nur vergessen hat zu erwähnen, ist aber der Umstand, dass „Reporter ohne Grenzen“ in diesem Jahr – und in einem Atemzug mit Sophie von der Tann – ebenfalls mit dem „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis“ ausgezeichnet wurde, und zwar in der Kategorie „Sonderpreis“. Eine Hand wäscht also die andere, während die Zwangsgebührenzahler ganz offensichtlich für dumm verkauft werden sollen.

Grundsätze des Namensgebers werden durch Jury ad absurdum geführt

Beim „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis“ – der Namensgeber würde sich wohl im Grabe umdrehen – handelt es sich bei Lichte betrachtet um nichts anderes, als eine Auszeichnung von ÖRR-Journalisten für ÖRR-Journalisten. Seit seiner Einführung im Jahr 1995 wurde der Preis von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen fast ausschließlich an Kollegen aus der eigenen Blase verliehen. Im Vorstand des gleichnamigen Vereins, der hinter dem „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis“ steht, sind unter anderem die ÖRR-Größen Sandra Maischberger (Vorsitzende in Verein und Jury) und Claus Kleber (Schriftführer) vertreten, die Schirmherrschaft liegt bei WDR und NDR.

All diese Hintergründe sind wichtig, um die Kritik insbesondere aus den Reihen des ÖRR an der Inszenierung rund um die Verleihung des FIFA-Friedenspreises an Donald Trump einordnen zu können. Die ARD sitzt steinewerfend im Glashaus, wenn sie einerseits den Eierkuchen zwischen FIFA- und US-Präsident moniert, andererseits in ihrer aktuellen Berichterstattung über Sophie von der Tann so tut, als handele es sich bei der Würdigung von deren Arbeit um eine vollkommen unvoreingenommene Auszeichnung einer neutralen Institution.

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mir einer guten Sache.“ Dieses Zitat stammt eben von Hanns-Joachim Friedrichs und dient als Motto des nach dem früheren „Tagesthemen“-Sprechers benannten Preises. Ein Satz, der absolut nichts von seiner Gültigkeit verloren hat, von den Erben seines Schaffers aber zur grausamen Ironie entstellt wurde.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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