Lanz will Aiwanger bloßstellen – doch der zerlegt ihn Implosion vor der Kamera: Talkshow-König steht plötzlich nackt da

Hier mein Dechiffriert-Video zu diesem Text

„Bei Lanz war alles vorprogrammiert, wie immer. Die drei Guten, der eine Böse. Lasst ihn uns fertigmachen, business as usual. Und dann kam Hubert Aiwanger, zerstörte alle drei und kam als personifizierter Rachegeist von Ulrike Guérot auf Lanz hernieder!“

So beschreibt der Betreiber des Twitter-Accounts „TheRealTom™“ die gestrige TV-Schlacht zwischen dem Südtiroler und dem Bayer: „Was gerade bei Lanz abläuft ist sehr wahrscheinlich das TV-Ereignis des Jahres. Lanz ist Hubert Aiwanger schlichtweg nicht gewachsen. Lanz und Münch mittlerweile im kompletten Leugnungsmodus angekommen. Es gibt keine täglichen Alarmmeldungen zum Klima im ÖRR, es gibt keinen Wokeismus, es gibt kein Fleischverbot in Kitas und Kantinen, alles frei erfunden.“

Tatsächlich war die gestrige Sendung im ZDF fast schon historisch. Es ging um Migration und Demokratie. Lanz erlitt bei seinem Versuch, einen „bösen Populisten“ vorzuführen, einen unglaublichen Schiffbruch. Und dass er den Bayerischen Vize-Ministerpräsidenten und Freie-Wähler-Chef für einen solchen hält, daran ließ er keinerlei Zweifel. Immer wieder versuchte Lanz die Tricks aus der Propaganda-Mottenkiste, mit denen er sonst mangels Widerspruchs durchkommt: Er versuchte den Wirtschaftsminister aus München durch einzelne Worte, die er aus dem Kontext riss, in die rechte Ecke zu stellen.

Etwa, als er ihm vorwarf, er habe von „diesen Syrern“ gesprochen, und zwar in einem Duktus, als habe sich Aiwanger gerade als Reichsbürger geoutet. Doch Aiwanger spielt den Ball zurück: „Das kann man jetzt dreimal drehen und dann ist das ein besonders böses Wort.“ Lanz wird nervös, unterbricht ihn sofort: „Nein, nein, nein, nein, nein, das läuft so nicht!“ Aiwanger lacht zurück: „Aber anders herum auch nicht!“

Lanz, der laut Insidern oft mangelnde Sachkenntnisse durch Informationen von der Redaktion über seinen Ohrstöpsel kompensiert, lässt nicht locker: Er habe von „diesen Syrern“ gesprochen, denen die Ampel jetzt „mit dem Pass hinterherlaufen“ würde, hält er Aiwanger vor und fragt vorwurfsvoll: „Finden Sie, das ist eine adäquate Formulierung oder ist eine, die dazu angetan ist, wieder dem Affen Zucker zu geben?“ Darauf Aiwanger: „Machen wir jetzt hier eine Sprachendebatte? Ich glaube, es geht um die Sachverhalte!“ Und weiter, als ihn Lanz erneut unterbricht: „Sie lenken jetzt schon wieder von der inhaltlichen Debatte ab, ins Wording, ‚Aiwanger hat hier diese Syrer gesagt‘, diese beiden Buchstaben…“ Lanz unterbricht ihn: „Das habe ich nicht gesagt!“ Aber natürlich gemeint. Aiwanger weiter: „Ja, aber diese Syrer, und Sie haben mir pauschal unterstellt, ich meinte alle Syrer!“ Nach einem Wortgefecht sagt der Bayer: „Und schon wieder kriegt der Aiwanger eins über die Mütze, weil er vielleicht so verstanden werden könnte, dass er sagt, alle Syrer. Wo wollen wir denn hin? Wollen wir die Dinge beim Namen nennen oder wollen wir Wording-Debatten führen?“

Lanz ist sprachlos. Auf einmal fehlen ihm die Worte. So einen Widerspruch ist er nicht gewohnt bei seinen verbalen Tricks. In der Not lenkt er die Debatte weiter auf den Journalisten in der Runde, einen der Guten – und probiert, von diesem Schützenhilfe zu bekommen. Die erfolgt auch: Der Journalist wirft Aiwanger vor, die Sprache vom rechten Rand zu bedienen. Darauf Aiwanger zu ihm: „Ja dann beschreiben Sie doch diesen Sachverhalt zwischen diesen Syrern und diesen Libanesen in NRW ‚politisch korrekt‘.“ Jetzt grätscht Lanz rein, um den Journalisten vor einer Peinlichkeit zu bewahren: „Herr Aiwanger, bevor wir uns jetzt in der Semantik verlieren, hätte ich eine ganz andere Frage. Wie würden Sie das denn lösen?“

Kostenlos, aber wertvoll.

Aiwanger zählt sachlich seine Lösungsvorschläge auf. Man müsse die Menschen in Arbeitsprozesse bringen – knapp die Hälfte der Syrer von 2015 sei noch nicht in Arbeit und lebe vom Bürgergeld: „Und jetzt rutschen sie teilweise in Clans ab und dann schaut der Staat wieder zu, bekommt das tagelang nicht in Griff, bis ein Friedensrichter einschreitet.“ Man müsse bei Straftätern rasch und energisch eingreifen, und „nicht hier zuschauen, bis jemand zum Serienstraftäter wird, und dann sagen wir immer ‘Du! Du!‘ und dann ist die Mama schuld und dann ist die Oma schuld, aber nie der selber, und am Ende ist Deutschland schuld!“ München habe trotz höheren Ausländeranteils weitaus geringere Probleme als andere Städte, mehr Ausländer in Arbeit und eine geringere Kriminalität: „Dazu braucht die Polizei auch die Rückendeckung der Politik und die hat sie in Bayern!“ In anderen Bundesländern sei immer die Polizei schuld „und der Richter traut sich nicht!“

Das liberale Vergeben des Bürgergelds auch an junge, arbeitsfähige Menschen sei ein großer Fehler, es behindere die Versuche, Menschen in Arbeit zu bringen. Das sei aber notwendig: „Dann passiert weniger, als wenn wir wegschauen, wegschauen und wegschauen, wenn jemand was sagt, ist er ein Rechter, am Ende ist der Polizist schuld, der Richter schuld, Deutschland schuld. Und am Ende beklagen alle, was ist da schief gelaufen?“

‘In den Mund gelegt‘

Lanz ist angezählt. Er seufzt laut auf: „Also, ich, ich…ich weiß nicht wie es Ihnen geht, Frau Münch, aber ich, ich tu mich wahnsinnig schwer, mit diesen sehr generalistischen Ansagen. Und ich frage mich die ganze Zeit: Auch in Bayern ist es ja so, ohne die vielen Zuwanderer würde auch Ihr schönes Bayern nicht mehr funktionieren.“ Aiwanger unterbricht lachend: „Das ist ja gar keine Debatte, das habe ich doch gar nicht gesagt, das wollen Sie mir aber schon wieder in den Mund legen!“ Weiter versucht Lanz, Aiwanger subtil Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen. Er fragt ihn, wie seine Aussagen auf all die ehrlich arbeitenden Migranten wirken würden: „Haben Sie eine Idee, wie das für die klingt, die hart arbeiten, die versuchen, genau das andere von dem zu machen, was Sie beschrieben haben? Wie glauben Sie, wie das bei denen ankommt!“

Aiwanger lacht: „Mit der Masche kriegen Sie mich nicht!“ Lanz tut verwundert: „Mit welcher Masche?“ Aiwanger: „Dass Sie mir jetzt sagen, ich hätte etwas gegen die Ausländer!“ Lanz tut unschuldig: „Nein, nein! Stopp, stopp, stopp! Sie haben so einen komischen Verfolgungswahn! Lassen Sie das!“ Aiwanger klagt, Lanz versuche ihn in eine Ecke zu schieben. Darauf Lanz: „Ich schiebe Sie nicht in irgendeine Ecke, ich will nur eins verstehen: Welche Angst haben Sie denn? Vor mir müssen Sie keine Angst haben!“ Darauf Aiwanger: „Weil ich einfach merke, dass Sie mir das Wort im Munde umdrehen!“ Lanz: „Nein! Sie sind wahnsinnig misstrauisch!“ Aiwanger lächelt und antwortet entwaffnend lakonisch: „Ja!“ Lanz weiter: „Weil Sie merken, mit der Art und Weise, wie Sie reden, kann man was anfangen, das merken Sie.“ Darauf Aiwanger ebenso lakonisch und gelassen lächelnd: „Nein!“ Lanz: „Doch!“ Aiwanger: „Ich sage Ihnen die Antwort auf Ihre Frage! Und wir können…“ Wieder unterbricht ihn Lanz: „Wissen Sie, was das Thema ist? Es ist interessant, was da gerade passiert. Ich habe das Gefühl, Sie unterstellen mir, dass ich ähnlich unterwegs bin wie Sie auch! Sie nehmen sich fünf Fakten, schrauben sie so zusammen, dass ein spannender, knackiger Satz dabei herauskommt, und Sie haben das Gefühl, ich könnte das auch. Ich könnte das auch, aber ich mache es nicht!“

‘Wo ist der Beweis?‘

Darauf Aiwanger: „Ich bin offen in dieses Gespräch gegangen…“ Wieder unterbricht ihn Lanz: „Ich auch!“ Aiwanger fährt fort: „Aber als Sie mit ‘diesen Syrern‘ begonnen haben, was daraus zu drehen, habe ich mir gesagt – auf was will er denn raus?“ Wieder unterbricht ihn Lanz. Doch Aiwanger, den Lanz die ganze Zeit gezielt hindert, auf seine Frage zu antworten, wie seine Worte bei ausländischen Arbeitern ankommen – spielt das schmutzige Spiel, diese allein stehen zu lassen und ihn so als Ausländerfeind zu brandmarken, nicht mit und redet einfach weiter: „Und jetzt gebe ich Ihnen die Antwort auf Ihre Frage, dass die, die arbeiten, die kommen mittlerweile auf mich zu und sagen: Wir wünschen uns, dass auch die anderen arbeiten müssen, auch der türkische Arbeiter kommt auf mich zu, und sagt, ich will nicht, dass Syrer, oder auch meine Landsleute, im Bürgergeld sind und uns diskreditieren als Ausländer. Diejenigen, die bei uns leben und arbeiten, die sind mittlerweile eher enttäuscht über die deutsche Politik, dass wir zuschauen, wie wenige aus dem Ruder laufen, und sagen: Daraus entwickelt sich eine Anti-Ausländer-Stimmung“… Lanz unterbricht wieder: „Die Sie, ganz ehrlich, hier gerade befeuern!“ Aiwanger: „Nein!“ Lanz: „Doch!“ Aiwanger: „Wo ist der Beweis?“

Lanz wird völlig nervös, rutscht aufgeregt auf seinem Moderatorenstuhl hin und her: „Sag ich Ihnen!“ Dann muss er sich sammeln, ist sichtlich erregt: „Zwei Sachen! Sie haben Recht, wenn Sie sagen, wir sind unfassbar schlecht bei der Integration in den Arbeitsmarkt!… Mein Problem ist: Wenn Sie sagen, 50 Prozent sind nicht im Arbeitsmarkt!…Der Sound. Das bedeutet ja umgekehrt:.. Jeder zweite arbeitet!“ Wie bitte? Lanz versucht hier einfach, schlechte Zahlen auf den Kopf zu stellen und als gute Zahlen darzustellen.

In diesem Stil geht es weiter. Lanz versucht später auf Teufel komm raus, Aiwanger als Anti-Demokraten darzustellen. Es kommt zu bizarren Szenen – als der Bayer dem ZDF-Mann erklärt, was Demokratie ist – und woran es hapert in Deutschland. Lanz: „Wir sind eine Demokratie. Mit Meinungsfreiheit. Und im Gegensatz zu Ihnen glaube ich, dass es diese Demokratie gibt“. Darauf Aiwanger: „Das ist schon wieder eine ganz infame Unterstellung, in dem Sie sagen, im Gegensatz zu mir! Ich habe nie gesagt, die Demokratie gibt es nicht.“ Trotz der Vier-zu-Eins-Konstellation gelingt es nicht, Aiwanger mundtot zu machen. Im Gegenteil: Er führt Lanz vor und er führt das Prinzip der Sendung und die Manipulationsmechanismen vor.

Aiwanger hat gezeigt: Die Manipulatoren im polit-medialen Komplex sind nackt. Deshalb haben sie auch solche Angst, kritische Geister wie Aiwanger oder wirklich kritische Journalisten in ihre Sendungen einzuladen und mit ihnen zu diskutieren – und kneifen, wenn man sie zum Dialog auffordert. Sie wissen, dass sie die schlechteren Argumente haben, weil sie gegen die Realität ankämpfen. Und sich ihre Mittel – Diffamierung und Skandalisieren – abnutzen und immer weniger verfangen.

Aiwagner hat das kongenial vorgeführt.

Dabei ist noch offen, ob Lanz wie üblich die Szenen geschnitten hat (die Sendung wird nicht live übertragen, sondern üblicherweise geschnitten) – und ob der Talkshow-König sonst nicht noch schlechter ausgesehen hätte. Er sagte zwar, dass diesmal anders als sonst der Dialog nicht geschnitten wurde, aber es bleibt offen, ob sich das auf die ganze Sendung oder nur gewisse Dialoge bezog.

Hier geht es zu meinem Dechiffriert-Video mit den Aiwanger-Szenen. Auf Youtube wurde es sofort gelöscht, wegen einer Urheberrechts-Beschwerde des ZDF. Offenbar will die Anstalt jetzt Kritik über das Urheberrrecht verbieten lassen, wie früher ARD-Chef-Faktenfinder Gensing:

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