Von Daniel Weinmann
Mit dem Tragen von Masken und der Impfung schützt man sich selbst und andere vor einer schweren Corona-Erkrankung, lautet das inzwischen vielfach widerlegte Mantra der Masken-Fetischisten. Man brauche „Schutzmasken“ in Bahn und Bus für einen sicheren Sommer, forderte Lauterbach-Pendant Janosch Dahmen bereits im Mai.
So gilt auch weiterhin die Maskenpflicht im deutschen öffentlichen Personennahverkehr. Wer sich dagegen wehrt, riskiert – je nach Bundesland – ein Bußgeld zwischen 70 und 500 Euro. Dennoch weigern sich zunehmend mehr Fahrgäste gegen die willkürlich erscheinende staatliche Auflage.
Die Länderbahn, das zweitgrößte private Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland, berichtet, dass die Maskentragepflicht zunehmend weniger ernst genommen werde: „Die Selbstüberwachung der Fahrgäste untereinander funktionierte im letzten Jahr gut, jedoch ist eine breitere Akzeptanz für die Nichtbeachtung der Maskenpflicht unter den Fahrgästen zuletzt zu beobachten, was die Selbstkontrolle und Disziplin erschwert.“
»Wir sind dreimal geimpft und genesen. Wir haben keine Angst«
Basti, Florian und Max aus dem Landkreis Mühldorf etwa haben keine Lust mehr, im Sommer eine Maske in der Bahn zu tragen. „Wir tragen die Masken inzwischen über zwei Jahre. Jetzt reicht es mal“, sagt der 18 Jahre alte Florian der „Bild-Zeitung„. Sein gleichaltriger Freund Basti sekundiert: „Wir gehen auf Partys und im Zug brauchen wir dann eine Maske. Das sehe ich jetzt im Sommer nicht ein.“
Es sind indes nicht nur die Jüngeren, die die Maskenpflicht hinterfragen. „Wir sind dreimal geimpft und genesen. Wir haben keine Angst“, berichteten Reinhold (82) und Edeltraud (76), der „Bild-Zeitung“ – und fahren folgerichtig ohne Maske S-Bahn. Dass sie ein Bußgeld zahlen müssen, glauben sie nicht.
„Einfach nur nervig, diese Maskenpflicht in den Öffentlichen“, schreibt Leser Patrick Hopp der „Heilbronner Stimme“. „Ich verstehe nicht, warum man das noch tragen muss.“ Es gebe in der Stadt und auf Festen mehr und engeren Kontakt als in Bus, Bahn oder Flugzeug, und da trage man keine Maske. „Wer eine Maske tragen will, darf das gerne tun. Und wer das nicht möchte, sollte nicht dazu verpflichtet werden“, unterstreicht Hopp.
„Verschiedene Regelungen an unterschiedlichen Orten, das ist nicht vermittelbar“, schreibt eine Frau an die gleiche Redaktion, „wir müssen dringend nonverbale Kommunikation lernen und uns anlächeln können.“ Das Gegenüber dürfe nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Auch in der Hauptstadt lässt die Disziplin beim Maskentragen nach, berichtet die „Berliner Zeitung„.
»Randomisierte, klinische Studien zur Wirksamkeit von Masken fehlen«
Nicht nur die in der Öffentlichkeit als „unbelehrbar“ diffamierten Maskenverweigerer stellen die leidige Pflicht im ÖPNV infrage. Auch einige Organisationen und Interessenvertretungen hegen Zweifel. Matthias Lieb etwa, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland in Baden-Württemberg, bringt es so auf den Punkt: „Nachdem inzwischen die allgemeine Maskenpflicht in Geschäften abgeschafft wurde, würde eine Beibehaltung der Maskenpflicht in Bus und Bahn den Eindruck erwecken, dass nur in Bus und Bahn eine besondere Gefährdung bestehen würde.“ Deshalb sei es nur folgerichtig, die Maskenpflicht in Bus und Bahn aufzuheben.
Die Staats- und Stadtgewalt versucht derweil, den Maskenverweigerern Paroli zu bieten. Frankfurt etwa erwägt derzeit schärfere Maskenkontrollen in Bahnen und Bussen. Die Disziplin beim Maskentragen habe trotz der entsprechenden Pflicht zuletzt deutlich abgenommen, so die Begründung. „Unsere Prüferinnen und Prüfer beobachten, dass der Anteil der Reisenden, die keine Maske tragen, im Vergleich zu Beginn des Jahres gestiegen ist“, erklärt eine Sprecherin der S-Bahn Rhein-Main.
Wünschenswert wäre, dass deutlich mehr Bundesbürger die Beurteilung des Sachverständigenausschusses der Bundesregierung zur Evaluation der Maßnahmen realisieren, über die in den Leitmedien schlicht nicht berichtet wird. Auf Seite 99 des Berichts schreiben die Autoren, dass neben „der allgemeinen und im Labor bestätigten Wirksamkeit von Masken“ nicht „abschließend geklärt“ sei, wie groß der Schutzeffekt von Masken in der täglichen Praxis ist. Die Begründung sollte jeden Verfechter der Maskenpflicht wachrütteln: „Randomisierte, klinische Studien zur Wirksamkeit von Masken fehlen.“
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: ShutterstockText: dw