Von reitschuster.de
Wenn Meinungsforscher anfangen, selbst Politik zu machen, ist der Schaden absehbar. Der Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM) beschließt, künftig keine Aufträge mehr von der AfD anzunehmen. Das klingt, als hätten sie sich entschlossen, ausgerechnet die Neutralität über Bord zu werfen – jenen Grundpfeiler, der ihre Glaubwürdigkeit überhaupt erst ausmacht. Dass sie dabei auch noch „Menschenwürde“ und „Demokratie“ als Deckmantel verwenden, macht es nur absurder. Wollen sie uns wirklich weismachen, dass es zur Demokratie gehört, bestimmte demokratisch gewählte Parteien auszugrenzen? Und vor allem: Merken sie das nicht selbst, dass sie sich mit solchen Entscheidungen ihre eigene Glaubwürdigkeit untergraben?
ADM-Geschäftsführerin Bettina Klumpe bestätigte im Gespräch mit dem Portal „Nius“: Wer mit der AfD zusammenarbeitet, fliegt raus. Eine Satzungsänderung macht’s möglich. Da fragt man sich: Haben sie überhaupt noch verstanden, was die Aufgabe eines Meinungsforschungsinstituts ist? Sie sollen uns als Bevölkerung ein neutrales Bild liefern, nicht ihre politische Gesinnung kundtun. Wenn sie nun anfangen, sich ganz offen nach dem politischen Wind zu drehen und Zeitgeist-Männchen zu machen, dürfen wir ihnen noch glauben? Wohl kaum. Wenn uns Umfrageinstitute vorschreiben, welche Parteien „moralisch vertretbar“ sind, dann sägen sie an dem Ast, auf dem sie sitzen. Vertrauen ist die Währung der Meinungsforscher – doch diese Währung verspielen sie gerade mit ideologischen Spielchen.
Und die Ironie dabei? Die angeblich moralisch überlegene Position fällt auf sie selbst zurück. Nicht nur wird die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche in Frage gestellt, auch die wirtschaftlichen Folgen sind greifbar. Während Volkswagen im großen Stil Stellen streicht und Werksschließungen in Deutschland plant, betreiben Umfrageinstitute ähnlichen Selbstmord auf Raten – sie schneiden sich selbst von einem bedeutenden Teil des Marktes ab. Genauso wie die politischen Korrektheitsfanatiker in großen Konzernen lieber politisch korrekt sind, als ihre Unternehmen stabil zu halten, opfern auch die ADM-Mitglieder ihre Neutralität auf dem Altar des Zeitgeistes.
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