Mitten im Lockdown: CDU-Politiker macht Party Abgeordneter lässt es krachen

Wasser predigen und Wein trinken: Dass diese Parole für viele Politiker im Lockdown gilt, dafür gab es auch augenscheinliche Hinweise. Etwa, wenn man sich die Frisuren von vielen Volksvertretern bis Anfang März ansieht. Hinter der Hand ist viel davon die Rede, dass mit entsprechenden Beziehungen auch diverse andere Dienstleistungen angeboten werden, und man sich auch gesellig trifft. Quasi im Untergrund. In zwei Fällen habe ich das mit eigenen Augen gesehen, kann es aber aus Gründen des Quellenschutzes nicht kundtun, in anderen habe ich es aus guten Quellen. Nun ist ein Fall öffentlich und damit quasi amtlich geworden. Mitten im Lockdown ließ es der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch mal so richtig krachen. Er feierte seinen 60. Geburtstag mit zahlreichen Gästen, wie die Hessenschau berichtet. Willsch räumt die Feier ein, seine Erklärung wirft aber Fragen auf.

Auf einem Video von der fröhlichen Feier ist zu sehen, wie Menschen sich umarmen, singen und tanzen: Klaus-Peter Willsch aus Hohenstein (Rheingau-Taunus) hat es an seinem 60. Geburtstag krachen lassen, als gäbe es keine Corona-Pandemie. Mindestens zwölf Gäste sind auf einem Handyvideo zu sehen. Aus dem Umfeld der Jungen Union wurde es verbreitet und dann auch irgendwann der Presse zugespielt – Parteifreundschaft von der romantischsten Sorte. Wobei hier dazu gesagt werden muss, dass auch Willsch zu den konservativen Unions-Abgeordneten gehört, die Merkel eher kritisch gegenüberstehen. In der vergangenen Zeit ist auffällig, dass diese bevorzugt mit negativen Schlagzeilen ins Rampenlicht geraten.

Klaus-Peter Willsch

 

Der Vorfall ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Erstens dadurch, dass man in Deutschland an den Pranger geraten kann, weil man seinen 60. Geburtstag privat mit der Familie feiert. Und weil sich Menschen heute genötigt sehen, sich dafür öffentlich zu rechtfertigen. „Im weiteren Verlauf des Abends sei ‘unangekündigt eine befreundete Familie zur Runde‘ hinzugestoßen, um ihm zu gratulieren, so Willsch. „Dies sei in Hessen nicht verboten“, heißt es in der Hessenschau. Und weiter: „Dass ich damit meiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden bin, bedaure ich.“

Solche Selbstbeschuldigungen hielt ich bis vor kurzem eher für eine Besonderheit des Kommunismus – bevor sie unter Angela Merkel in der Bundesrepublik heimisch wurden, mit Christian Lindner als oberstem Selbst-Geißler, bei dem man fast schon den Eindruck hat, es mache ihm Freude, sich regelmäßig wegen Fehltritten selbst anzuklagen. Willschs Beichte hat nur einen Fehler: „Dass nur Willschs Familie und eine befreundete Familie bei der Geburtstagsparty gewesen sein sollen, kann so nicht stimmen“, schreibt die Hessenschau: „Denn wie auf dem Handyvideo zu sehen ist, waren unter anderem der ehemalige Landesvorsitzende der Werteunion Sebastian Reischmann (auf dem Video mit braunem Hemd) sowie zwei Mitglieder der Jungen Union und eine Mitarbeiterin von Willsch unter den Gästen. Es feierten also Menschen verschiedenster Haushalte ohne Maske und Abstand zusammen.“

Und damit sind wir beim zweiten Aspekt: Man kann zum Lockdown stehen, wie man will. Aber man sollte zumindest von den Politikern, die ihn mit ihren Stimmen im Bundestag ermöglicht haben, erwarten, dass sie sich selbst an die Vorschriften halten. Alles andere ist eine schier unerträgliche Doppelmoral. Und sie wirft vor allem die Frage auf: Halten die Abgeordneten das Virus wirklich für so gefährlich, wie es zur Begründung der harten Einschnitte angegeben wird? Normalerweise ist ein eklatanter Verstoß gegen die Corona-Regeln ja auch ein Indiz dafür, dass jemand die Gefahr nicht allzu hoch einschätzt. Denn wer begibt sich schon selbst in Gefahr? Zumal Willsch ja nicht mehr der Jüngste ist.

Der parlamentarische Geschäftsführer der hessischen SPD, Günter Rudolph, bezeichnete Willsch denn auch als „Superspreader“: Mitten in der Corona-Pandemie eine größere Menschengruppe einzuladen sei „dreist und instinktlos“. „Es mangelt Herrn Willsch nicht nur an Abstand, sondern auch an Anstand.“ Den Vorwurf müssen sich dann aber viele gefallen lassen. Nur wird er merkwürdigerweise bei wenigen thematisiert.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: fran_kie/Shutterstock / Jenny Paul/Wikicommons/CC BY-SA 4.0
Text: br

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