Der langjährige Bundestagsabgeordnete (SPD, später „Die Linke“) und Musikproduzent Dieter Dehm ist einer der lautesten „Putin-Versteher“ in Deutschland. Auch jetzt fordert er dazu auf, man müsse die russische Seite verstehen; der Kreml sei zu dem Krieg „provoziert“ worden, das Verhalten der NATO sei einer der Auslöser des Angriffs. Immer wieder hat er sich lautstark für die Politik des russischen Präsidenten eingesetzt und diese verteidigt. Das war der Grund, warum ich mich entschlossen habe, den früheren Abgeordneten, dessen Musik-Sonds vielen Bundesbürgern sehr bekannt sind (etwa „1000 Mal berührt“) zu einem Streitgespräch auf meinem Youtube-Kanal einzuladen. Weil ich überzeugt bin – auch in Zeiten wie diesen ist Dialog und Austausch ein entscheidendes Gut. Und man muss sich auch mit den Meinungen auseinandersetzen, die man nicht teilt, statt zu versuchen, sie zum Schweigen zu bringen. Leider ist das in Deutschland heutzutage alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Egal, ob beim Thema Flüchtlinge oder Corona – es ist geradezu eine Mode geworden, sich mit Menschen mit anderer Meinung nicht auseinander zu setzen, sondern diese stattdessen zu diffamieren.
Menschen wie Dehm werden als „Putin-Versteher“ beschimpft. Ich sehe mich selbst auch als „Putin-Versteher“ – nur eben ganz anders. Ich kenne den Präsidenten aus persönlichen Begegnungen, verfolge seit 22 Jahren sein politisches Wirken, habe 16 Jahre in Russland gelebt, es wurde meine zweite Heimat; ich liebe Land und Leute, halte aber Putins Politik für fatal. In meinem Buch „Putins Demokratur“, das 2006 erschienen ist, habe ich bereits vor genau dem gewarnt, was heute geschieht. Es war offensichtlich, wenn man in Moskau lebte und das politische Geschehen dort verfolgte. Nur wollte es hierzulande kaum jemand hören. Hier finden Sie das Streitgespräch.
Bild: Mario MartinText: br