Nach Maulwurf-Affäre: Süddeutsche beschnüffelt eigene Redaktion Kafka und Orwell im Quadrat an der Isar

Nach drei Jahrzehnten im Journalismus denkt man, dass einen nichts mehr umwerfen könnte. Umso mehr im heutigen Deutschland, wo Doppelmoral und doppelte Standards fröhliche Urständ feiern. Doch was die Süddeutsche Zeitung (SZ) jetzt veranstaltet, hat mir regelrecht den Atem verschlagen. Umso mehr, als ihr Verlagsgeschäftsführer Stefan Hilscher mich einst in meiner Ausbildung genau das lehrte, was jetzt seine Redaktion mit Füßen tritt.

Aber der Reihe nach. Auslöser der Causa sind die Vorwürfe gegen die Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid (53). Nach Recherchen des Portals „Medieninsider“ hatte sie in einigen ihrer Artikel abgeschrieben. Was insbesondere deshalb brisant war, weil die Zeitung parallel eine Kampagne gegen die AfD-Chefin Alice Weidel fuhr. Und ihr vorwarf, sie habe bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben. Was nicht stimmte, wie ihre Universität Weidel inzwischen bestätigte.

Das Portal „Medieninsider“ berichtete bis ins wörtliche Detail über eine Redaktionskonferenz der Süddeutschen Zeitung, in der es um diese Vorwürfe ging. Bereits die Konferenz trug kafkaeske Züge. Auf ihr wurde laut über investigative Recherche hergezogen. Zudem wurden ein Kadavergehorsam und eine Gleichtaktung durch eine Führung mit autoritären Zügen offensichtlich, wie man sie vielleicht vom Militär erwarten würde, aber nicht von einer Zeitung.

Die Chefetage der „Süddeutschen“ stand plötzlich ohne Kleider da – sehr nackt. Und wie es sich für eine autoritäre Führung gehört, sann sie offenbar auf Vendetta – also auf Rache. Auf der Suche nach einem oder mehreren „Maulwürfen“ ließen die Chefs Daten und Netzwerke ihrer Mitarbeiter durchschnüffeln! Sie wollten die undichte Stelle entdecken, die dem Portal „Medieninsider“ die heiklen Details steckte. Ironie des Schicksals: Auch diese Aktion deckte dasselbe Portal auf.

Dessen Bericht zufolge mussten die Journalisten jetzt zu einer vorzeitigen Vollversammlung antreten. Chefredakteurin Judith Wittwer klagte, es habe einen „Vertrauensbruch“ gegeben. Ihr Mit-Chefredakteur Wolfgang Krach entzog gar der ganzen Redaktion das Vertrauen, wie „Medieninsider“ berichtet. Mehrfach fiel das Wort „Maulwurf“, so das Portal.

Demnach wurden sogar nicht nur Verbindungen von Festnetz-Telefonen ausgewertet, sondern auch Netzwerke und die E-Mail-Kommunikation der SZ-Journalisten. Sogar nach Audio- und Videodateien sei gesucht worden, so der „Medieninsider“.

Für ein Medium ist das eine Todsünde. Die Vertraulichkeit der Recherche und vor allem der Schutz von Informanten ist im Gesetz verankert und einer der heiligen Grundpfeiler des Journalismus.

Dass die „Süddeutsche“ darauf pfeift, und dass sogar der Betriebsrat diesen Maßnahmen, die fast schon an Stasi-Methoden erinnern, zustimmt und dann nicht mal bei der Durchsuchung dabei war, spricht Bände.

Doch es kommt noch dicker. So dick, dass selbst Kafka und Orwell es sich schwer hätten ausdenken können und wohl vor Neid erblassen würden.

Denn raten Sie mal, womit die Scheinheiligen aus der SZ-Chefetage den massiven Verstoß gegen journalistische Grundsätze rechtfertigen? Mit journalistischen Grundsätzen.

Nein, Sie haben sich nicht verlesen.

Auf die Stellungnahme, die das Blatt der „Bild“ zu dem Skandal schickte, hätte ein Erich Honecker stolz sein können – so perfide ist sie. Ich gebe sie deshalb im ganzen Wortlaut wieder:

„Die Süddeutsche Zeitung toleriert keinerlei Angriff auf den Schutz der Pressefreiheit, weder von außen noch von innen. Auch wenn es sich bei den im Medieninsider wiedergegebenen Äußerungen aus der Redaktionskonferenz vom 20. Dezember 2023 um teilweise emotionale, zugespitzte und persönliche Meinungsäußerungen und nicht um ,Geheimnisse’ handelte, so ist der Schutz von Informationen und letztlich auch Quellen unabdingbar mit dem jederzeit gewährleisteten Schutz der Räume verbunden, in denen Journalistinnen und Journalisten über ihre Arbeit sprechen.“

Die Chefs wollen also den „Schutz der Räume“ durch einen massiven Verstoß gegen journalistische Grundregeln sichern.

Doch es geht noch weiter. Die „SZ“ teilte auch noch Folgendes mit: „Wenn dieser Schutz verletzt wird, liegt es im Interesse der gesamten Redaktion, diese Lücke zu schließen. Erst recht, wenn Hinweise darauf vorliegen, dass das Redaktionsgeheimnis durch eine Straftat verletzt wurde – das Abhören bzw. Aufzeichnen einer vertraulichen Redaktionskonferenz und die Weitergabe dieser Aufnahme. Wie bei anderen Unternehmen auch gibt es für diesen Fall bei der SZ Regeln, wie dann vorzugehen ist. Selbstverständlich halten wir uns an diese Regeln, hier an eine entsprechende Betriebsvereinbarung. E-Mails von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern wurden zu keinem Zeitpunkt eingesehen.“

Das klingt nach einer sehr billigen Ausrede. Denn welchen Sinn sollte dann die ganze Schnüffelaktion gemacht haben, ohne Einsicht in die Kommunikation?

Nicht nur ich sehe die Sache überaus kritisch. Der sonst eher angepasste Verein „Reporter ohne Grenzen“ schlug Alarm und erteilte der „SZ“ Rüffel: „Wir sehen den Quellenschutz in Gefahr!“, schrieb der Verein auf „X“ (vormals Twitter). „Quellenschutz ist das Recht von Journalisten, ihre Informanten geheim zu halten, unter anderem, um sie vor Repressionen zu schützen“, belehrt die „Bild“: „Im Journalismus ein heiliges Prinzip. Die SZ betont es häufiger und macht sich für ‚Whistleblower‘ stark, die auf Missstände hinweisen – in diesem Fall sieht man es offenbar anders.“

Das kann man sich wirklich nicht mehr ausdenken – dass ausgerechnet die „Bild“ die Süddeutsche an journalistische Standards erinnern muss.

Auch in der Redaktion brodelt es. In der Vollversammlung kritisierten altgediente Redaktionsmitglieder das Vorgehen der Chefs, wie der „Medieninsider schreibt. Die Rede ist von massiven Kulturproblemen in der Redaktion. Und – jetzt kommt das Sahnehäubchen auf der Torte: Es gebe Hemmungen, Meinungen intern zu äußern.

Da tun sich wahre Abgründe auf. Aber wirklich überraschend sind diese nicht. In allen sozialistischen Systemen entwickelt sich ein Hang zum Autoritären und zur Doppelmoral, dazu, dass es Gleiche und Gleichere gibt, der Zweck die Mittel heiligt, Menschen Angst haben, ihre Meinung und Kritik zu äußern. Und diejenigen, die es doch tun, laufen Gefahr, als Verräter bzw. Klassenfeinde bzw. „Nazis“ diffamiert zu werden.

Die Süddeutsche ist damit quasi ein Musterbeispiel im Konkreten für die neue Bundesrepublik im Großen. Nur, dass der Sozialismus heute nur noch in Ansätzen in einer alten, plumpen Erscheinungsform auftritt – sondern im rot-grünen Öko-Gewand. Hof-Fotografen und Stylisten auf Staatskosten inklusive.

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Bild: MacroEcon/Shutterstock

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