Armin Laschet (CDU) wird zur tragikomischen Figur. Bisher stand er unter den Ministerpräsidenten für einen Corona-Kurs, der nicht so knallhart ist wie der von Angela Merkel und Markus Söder. Man kann das mögen, man kann das nicht mögen. Laschet hatte zwar keine klare Position, aber eine halbwegs erkennbare Richtung. Mehr, als ihm viele vorab zugetraut hatten. Und jetzt das! Weil ihm – aus ganz anderen Gründen – die Kanzlerkandidatur zwischen den Händen zu zerrinnen scheint, wechselt er seinen Kurs um 180 Grad. Und hechelt damit Meinungsumfragen hinterher, die es durchaus zu hinterfragen gilt. Vom Lockerer zum Corona-Hardliner – was mag nur Laschet und seine Berater zu diesem Corona-Purzelbaum gedrängt haben? Beim Versuch, dem vermeintlichen Zeitgeist hinterherzurennen, ist der ohnehin als allzu harmoniebedürftig bekannte, gebürtige Aachener massiv ins politische Fettnäpfchen getreten. Er bestätigt damit die Kritik, er sei ein braver Befehlsempfänger Merkels. Statt sich als Alternative zur alternden Kanzlerin zu etablieren, reiht er sich als Parteisoldat in die Alternativlosigkeit ein, macht sich selbst zum Rädchen in der Wegsperr-Spirale, die Politik und Medien gemeinsam seit Monaten betreiben.
Noch im Februar hatte Laschet gewarnt: „Wir können unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwerten abmessen.“ Vor kurzem rüffelte ihn Merkel noch öffentlich für seinen angeblich zu weichen Umgang mit der Corona-Notbremse in seinem Bundesland. Und jetzt auf einmal macht er auf Muttis Musterschüler. Auch eine Testpflicht an allen Schulen führt er jetzt ein. „Während er als NRW-Ministerpräsident regelmäßig Ausnahmen von den allgemeinen Corona-Beschlüssen vollzieht, bemüht er als CDU-Bundesvorsitzender nun eine Lockdown-Rhetorik, mit der er vermutlich vor allem aktuellen Meinungsumfragen gerecht werden will“, spottet der Chef der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Thomas Kutschaty.
Ob die CDU wirklich bereits so von Merkel gleich getaktet ist, dass ein braves „Männchen-Machen“ Laschet wieder bessere Chancen auf die Kanzlerkandidatur bescheren mag, darf zumindest bezweifelt werden. Viel eindeutiger ist aber, dass Wähler ein Umfaller-Image nicht goutieren. Wer im politischen Geschäft keinen Gegenwind aushält und einknickt wie der Ministerpräsident, wird gerade in Zeiten einer Krise dem Wunsch der Deutschen nach starker Führung nicht gerecht. Egal, wie sie zur Corona-Politik stehen: Umfallen mögen die wenigsten Wähler. Laschet hat sich ein weiteres Stück weit selbst aus dem Rennen ums Kanzleramt geschossen. Markus Söder im fernen München kann sich freuen, wie sich sein Rivale selbst zerlegt.
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