Planwagenfahrt von Floriansjüngern endet mit Polizei-Einsatz Mein Nachbar, der Denunziant

Von Kai Rebmann

Irgendwo in einem der kleinsten Dörfer in Hessen. Es ist Sonntag und die Sonne scheint – alles ist angerichtet für einen unbeschwerten Ausflug unter Vereinskameraden. Einer von ihnen hat noch einen Planwagen organisiert, mit dem Fußballer und Feuerwehrleute in den nächsten Stunden den nahegelegenen Hausberg umrunden wollen. Mit an Bord sind auch Kinder, so etwa der Enkel einer Leserin. Doch die Idylle trügt …

Was harmloser und unverfänglicher eigentlich kaum hätte beginnen können, fand sein jähes Ende in einem massiven Polizeieinsatz, dem offenbar der „Notruf“ eines Anwohners vorausgegangen war. Den Hergang der Ereignisse, die im Deutschland anno 2024 leider nicht mehr wirklich verwundern können, sondern fast schon zum verrückt gewordenen Alltag zu gehören scheinen, beschreibt die Leserin gegenüber reitschuster.de so:

„Die Jungs hatten viel Spaß und mein Schwiegersohn hatte auch meinen knapp 5-jährigen Enkel dabei. Alle haben zusammen gesungen und es war ein lustiger Tag. Der Kleine hatte viel Spaß, das sieht man auf den Fotos und Videos, die mein Schwiegersohn mir geschickt hatte. Auf einem Video singen alle zusammen.“

Polizei wittert Ausflug von ‚Rechtsradikalen‘

Doch die Heiterkeit sollte nicht von Dauer sein, stattdessen fand der Vereinsausflug eine abrupte Wendung: „Dann plötzlich kam die Polizei. Mit mehreren Einsatzkräften wurden alle mit gezückter Waffe nach ihren Personalien gefragt. Als ein älterer Kumpan fragte, was hier los sei, wurde die Anschuldigung vorgebracht: Jemand habe die Polizei angerufen, dass ein Planwagen mit Rechtsradikalen unterwegs sei und diese ‚Heil Hitler‘ gerufen hätten.“

Einer der Passagiere des Gefährts hat sich daraufhin dann offenbar derart echauffiert, dass dieser von den Beamten abgeführt worden sei. Auch am Tag danach hatten sich die Wogen ob des rigorosen Eingreifens der Polizei offenbar immer noch nicht gänzlich geglättet. „Wir stehen alle noch unter diesem Eindruck“, schreibt die Leserin. Der Vorfall habe sich in einem 250-Seelen-Dorf in Hessen ereignet.

Es ist angesichts dieser Schilderung einmal mehr erstaunlich, wie „mit der gesamten Härte des Rechtsstaats“ vor allem dann vorgegangen wird, wenn auch nur der Anflug eines Verdachts für ein mögliches Fehlverhalten in eine ganz bestimmte Richtung besteht – selbst wenn dieser, aus welchen Motiven auch immer, nur von einer Einzelperson geäußert wird.

Schreck über Denunziantentum sitzt tief

Besonders peinlich wird es für die Staatsmacht aber dann, wenn sich die Vorwürfe am Ende des Tages als heiße Luft entpuppen – so wie in diesem Fall. Auf Nachfrage teilte uns die Leserin mit: „Aktuell hat der Vorfall keine weiteren Folgen. Die Polizisten konnten davon überzeugt werden, dass es sich bei den Freunden weder um Rechtsradikale handelt noch entsprechende Texte geäußert wurden.“

Was jedoch bleibe, sei „der Schreck über das neue Denunziantentum, da die Person ja aus dem kleinen Ort sein muss, sowie über das Vorgehen der Polizei, die hier derart schnell präsent war, und über die Art des Auftretens der Beamten.“

Ende gut, alles gut, könnte man also sagen. Wäre da nicht auch die Anwesenheit von kleinen Kindern auf dem Planwagen gewesen, die den Schock ihres noch jungen Lebens erlitten haben dürften, was bei diesem Polizeieinsatz ganz offensichtlich nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hat. Denn für die Bekämpfung der allgegenwärtigen „Gefahr von rechts“ ist schließlich jedes Mittel recht, oder?

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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