Von Daniel Weinmann
Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Kollateralschäden der Corona-Impfung selbst von Hardlinern nicht mehr als belanglose Marginalie abgetan werden. Unter die prominenten Wendehälse mischte sich Mitte März Gesundheitsminister Karl Lauterbach höchstselbst, als er – man mag es ihm bis heute nicht abnehmen – ausgerechnet im ZDF zu Protokoll gab: „Alle diese Schicksale sind absolut bestürzend, und jedes einzelne Schicksal ist eines zu viel“.
Könnte sein vor einem Millionen-Publikum inszenierter Canossa-Gang nicht auch ein Versuch sein zu retten, was zu retten ist? So ließe sich auch der jüngste Vorstoß des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Bayern interpretieren, dessen Landesvater Markus Söder zu den unnachgiebigsten Corona-Maßnahmen-Verfechtern zählte.
Seit Montag gibt es im Freistaat eine sogenannte „Post-Vac-Syndrom“-Hotline, die über Probleme nach der Corona-Impfung informieren und Hinweise zur Versorgung liefern soll. Das Gesundheitsministerium will sie nicht als individuelle medizinische Beratung, sondern vielmehr als Lotsenfunktion für allgemeine Informationen verstanden wissen.
Man segelt im Windschatten Lauterbachs
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek beeilte sich zu betonen, dass „Post-Vac“ keinesfalls mit einem Impfschaden gleichgesetzt werden dürfe. Zwar würden nach Covid-19-Impfungen nur selten Probleme auftreten, „Post-Vac“ scheine nach derzeitigem Kenntnisstand aber nur sehr wenige Menschen zu betreffen. Dennoch sei es wichtig, Betroffene nicht allein zu lassen, und es bestehe noch großer Forschungsbedarf. Und, das alte Narrativ darf einfach immer noch nicht fehlen: „Der Nutzen einer Impfung überwiegt bei weitem die Risiken“, so Holetschek.
So ganz aus der Deckung traut er sich offensichtlich nicht, möchte sich aber alle Türen offenlassen, falls der Wind weiter zugunsten der Impfgeschädigten dreht. Andererseits scheut man sich davor, das Thema auf die Agenda zu setzen, um Skeptikern der Corona-Maßnahmen und Impfkritikern nicht in die Karten zu spielen. Man segelt also lieber im Windschatten Lauterbachs: „Betroffene nicht allein lassen“, erinnert an die Semantik des Bundesgesundheitsministers bei seinem Auftritt im ZDF.
»Bürger mit großem Leidensdruck und einer langen Krankheitsgeschichte« rufen besonders häufig an
Dass das „Post-Vac“-Phänomen doch schwerer wiegt, als Lauterbach, Söder und Holetschek lieb sein dürfte, zeigt die Resonanz auf die neue Hotline. „Sie war noch größer als erwartet“, bilanzierte eine Ministeriumssprecherin. Insgesamt habe das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schon am ersten Tag rund 280 Anrufe erhalten. Davon hätten aber nur rund 100 durchgestellt werden können.
Um dem Ansturm gerecht zu werden, sollen nun die Schichten personell verstärkt werden. Laut Ministeriumssprecherin zeige die Vielzahl der Rückmeldungen, dass „vor allem Bürgerinnen und Bürger mit großem Leidensdruck aufgrund einer langen Krankheitsgeschichte mit zum Teil ausgeprägter Symptomatik und schweren Verläufen angerufen haben“.
Bleibt zu hoffen, dass die Hotline nicht nur Geschädigten hilft, sondern ebenso dazu beiträgt, dieses Thema in die Mitte der Gesellschaft zu bringen und die Stigmatisierung von Betroffenen zu beenden.
Nach dem, was ich erlebt habe, und meiner Operation, muss ich meine Arbeit deutlich ruhiger angehen und mich schonen. Dazu haben mich die Ärzte eindringlich aufgefordert. Und ich glaube, das bin ich meinen Nächsten, meinem Team und auch Ihnen schuldig. Wir wollen ja noch eine Weile etwas voneinander haben! Und nach drei Jahren mit Vollgas und an vorderster Front hat der Motor etwas Schonung verdient. Umso mehr bin ich Ihnen dankbar für Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, weiterzumachen! Und sie gibt mir die Sicherheit, mich auch ein wenig zurücklehnen zu können zur Genesung. Auf dass wir noch ein langes Miteinander vor uns haben! Ganz, ganz herzlichen Dank!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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