Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Hochgradige Narzissten und Psychopathen haben immer das Bestreben in ihren Beziehungen, eine Hierarchie zu erschaffen, in der sie über anderen stehen. Je nach Ausprägung, kann dieses Streben mit der wahnhaften Vorstellung gekoppelt sein, besser und kompetenter als alle anderen zu sein. In weniger ausgeprägten Fällen sind dem Narzissten die eigenen Unzulänglichkeiten bewusst, was durch die Abwertung anderer und die Selbsterhöhung der eigenen Person vertuscht wird. In beiden Fällen sind die Bedürfnisse und Gefühle anderer jedoch völlig unwichtig. Ein Miteinander ist für den Psychopathen geradezu unerträglich, weil es ihn – aus seiner Sicht – unwichtig machen und ihm die Macht und Kontrolle über das System nehmen würde.
In Positionen, die soziale Kompetenzen, Mitgefühl, Moral, Miteinander und Ehrlichkeit erfordern, sind sie fehl am Platz. Sie sehen die Interaktion mit anderen als ein Spiel, in dem es darum geht, besser zu sein und mit allerlei Raffinesse, andere auszutricksen. Hirnphysiologisch ist es ihnen nicht möglich, sozial zu agieren, wertschätzend und mitfühlend zu sein. Sie sind risikobereite Egomanen, die sich skrupellos erobern, was sie erreichen wollen.
Informationen werden genutzt, um Menschen manipulieren zu können
Psychopathen und Narzissten verfügen über die instinktive und antrainierte Fähigkeit, andere einschätzen zu können und finden schnell heraus, wer ihnen dienlich sein kann. Um an diese Informationen zu gelangen, geben sie gern Geschichten aus ihrem eigenen Leben zum Besten – meistens erfunden oder ausgeschmückt. Damit erwecken sie das Interesse an ihrer Person und erschleichen sich unbemerkt auch das Vertrauen des anderen. Das Gegenüber glaubt, mit einem offenen Menschen vertraulich zu sprechen und gibt im Gegenzug ebenfalls Geschäftsinterna oder gar seine Gefühlswelt preis.
Der Psychopath erkennt nicht nur, welches die „ungelösten Themen“, Probleme, Werte oder Ideale seines Gegenübers sind, er weiß, diese Informationen für seine Ziele zu nutzen.
Sie sind geniale Strategen und Manipulatoren, die sich in Windeseile ein Netzwerk erschaffen, um in ihren egozentrischen Bestrebungen unentdeckt zu bleiben und dennoch ans Ziel zu gelangen. Um ihr Umfeld unbemerkt kontrollieren und in die gewünschte Richtung drängen zu können, setzen sie Helfer, Handlanger, Übermittler, Bewunderer und zugewandte Bedienstete ein. Diese Menschen werden dann – oft, ohne sich dessen bewusst zu sein – „Flying Monkeys“, die sie bei der Errichtung und Aufrechterhaltung ihrer Macht unterstützen.
'Flying Monkeys': Die verdeckten Botschafter
Der Begriff „Flying Monkeys“ stammt aus dem Kinderbuch „The Wonderful Wizard of Oz“, das 1900 erschien. In Amerika ist dieses Werk von F. Baum jedem bekannt. 1939 wurde es mit Judy Garland in der Rolle der Dorothy als Musical „Der Zauberer von Oz“ verfilmt. In dieser Geschichte schickt der böse Zauberer Affen los, um das Mädchen Dorothy und ihren Hund einzufangen. Über die Flying Monkeys kann der „Zauberer“, Macht und Einfluss über andere ausüben, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Der Begriff wurde von Therapeuten übernommen, um diesen Aspekt der (immer gleichen) Abläufe in toxischen Beziehungen zu beschreiben.
In jeder toxischen Beziehung werden „Flying Monkeys“ eingesetzt, um die Beziehungs-Beute nach ihren Regeln zu lenken – ohne, dass sie es bemerkt.
Narzissten und Psychopathen durchleuchten systematisch das Umfeld ihrer Zielpersonen. Sie suchen Gespräche, bei denen sie sich so präsentieren, dass sie gut bei den anderen ankommen, Anerkennung erzeugen und sich damit arglose Verbündete schaffen, die sie als Flying Monkeys einsetzen. Über den verlängerten Arm ihrer Günstlinge können sie nicht nur von ihren Absichten ablenken und im Hintergrund des Geschehens bleiben, sie können diese Personen auch dafür nutzen, ihre Position und die Richtigkeit ihrer Bestrebungen oder Regeln vor anderen zu bestätigen.
Der Psychopath weiß, dass die Arglosigkeit aller Beteiligten ihm die größte Macht gibt. Um nicht enttarnt werden zu können, leistet er Vorarbeit, um „Risikopersonen“ unglaubwürdig zu machen. Bei vertraulichen Gesprächen mit seinen „Flying Monkeys“ wird er Äußerungen fallen lassen – dass diese Person ihm schon des Öfteren durch merkwürdiges Verhalten oder Äußerungen aufgefallen sei – und dass er sich Sorgen um dessen psychische Gesundheit mache, in der sicheren Gewissheit, dass „seine Besorgnis“ weiter verbreitet wird. Vertraut sich die „Risikoperson“ anderen an, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, wird sie nicht Ernst genommen. Das manipulierte Umfeld wertet die Kritik als Hirngespinste und Lügen eines „Verwirrten“ oder „Störenfrieds“ und steht zum Psychopathen.
Flying Monkeys werden auch eingesetzt, um andere zu isolieren, wodurch sie ohne Rückhalt in der Gemeinschaft, auf sich allein gestellt sind – und sich den Regeln fügen.
Stets vorausschauend geplant, säen Dark Souls Zwietracht und Unwahrheiten. Ihre Geschichten vermitteln sie an jene Menschen, die ihnen Glauben schenken – bei denen sie sicher sind, dass sie ihre Darstellungen weitertragen, wodurch sie zum Regisseur der Beziehung oder sogar des (Staats-)Geschehens werden können. Je größer das Ziel oder je wertvoller die Beute für den Psychopathen ist, desto größer wird das Netz der Flying Monkeys, das zum Einsatz kommt. Das Netzwerk zur Untermauerung ihrer „Wahrheit“ und „guten Absichten“ wird quasi flächendeckend errichtet und ausgebaut und erstreckt sich über viele Ebenen des Systems.
In der Regel wissen Flying Monkeys nicht, dass sie missbraucht und für die Ziele des Psychopathen eingesetzt werden. Auch ist nicht jeder geeignet, ein Flying Monkey zu sein – und doch können Menschen, die den Psychopathen nicht bewusst unterstützen wollen, in diese Position geraten.
Der Charme, ihre Selbsterhöhung, häufig eine überdurchschnittliche Intelligenz und die Fähigkeit, andere für sich einzunehmen, führen dazu, dass viele sich geehrt fühlen, wenn sie sich im Dunstfeld einer narzisstischen oder psychopathischen Person befinden. Es gibt auch Menschen, die sich gern im Licht anderer sonnen und sich damit aufwerten, mit einer solchen, häufig einflussreichen oder mächtigen Person, in Kontakt zu stehen und mit ihr zu kooperieren. Dieser Typ der Flying Monkeys schenkt dem Manipulator nicht nur die gewünschte Aufmerksamkeit und Bewunderung – häufig weist er selbst narzisstische Züge auf – und spekuliert auf den Profit aus dieser Beziehung, im Gegenzug für seine Loyalität, wie eine Beförderung oder andere Vergünstigungen.
In Familien-Systemen, die durch eine psychopathische oder narzisstische Persönlichkeit kontrolliert werden, fungieren oft die Kinder oder ein Kind als Flying Monkey. Sie erhalten Geschenke und Lob oder werden einfach nur weniger hart bestraft und gemaßregelt. Das Kind hat meistens den Auftrag, alle Regelverstöße der anderen Kinder und Familienmitglieder zu melden – wodurch es zum „guten Kind“ wird.
Die Flying Monkeys verrichten bewusst oder unbewusst die schmutzige Arbeit im System des Psychopathen, während er selbst schuldlos im Hintergrund bleiben kann.
Die Mehrheit ist sich ihrer Funktion als Flying Monkey nicht bewusst – sie werden manipuliert, umschmeichelt, mit (leeren) Versprechungen und scheinheiliger Verbundenheit umgarnt. Es gibt auch Flying Monkeys, die sich so stark von der psychopathischen Person bedroht fühlen – wie hierarchisch Untergebene oder Kinder – dass sie mit ihm eine Allianz eingehen, um nicht selbst Zielscheibe seiner Attacken zu werden.
Auch Institutionen und Vereine können die Funktionen von Flying Monkeys übernehmen, um das zu vertreten, zu beweisen oder zu veröffentlichen, was der Geldgeber in Auftrag gibt.
NGO's als Flying Monkeys
In Deutschland stellt der Staat Steuergelder in Millionenhöhe für Nichtregierungsorganisationen zur Verfügung. Die NGOs, »Non-governmental organisations«, sind unabhängige, nicht staatliche Organisationen, die keine Gewinnziele verfolgen. Diese privaten Organisationen setzen sich für verschiedene Bestrebungen im sozialen, gesellschaftspolitischen oder umweltrelevanten Bereich ein. Über NGOs werden u.a. mediale Schulungsprogramme finanziert, Studien vergeben, Vereine unterstützt und Organisationen gegen den Rechtsextremismus finanziert.
Im Juni 2020 legte die Bundesregierung eine Liste der staatlichen Fördermittel für NGOs offen. Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich dem Ziel verschrieben hat, der Demokratiefeindlichkeit und der Ungleichwertigkeit von Menschen entschieden entgegenzutreten, unterstützt Initiativen und Projekte, „die kontinuierlich gegen Diskriminierung vorgehen und für eine demokratische Kultur und den Schutz von Minderheiten eintreten.“ Lokale Akteurinnen und Akteure sollen über eine finanzielle Unterstützung hinaus, auch dazu ermutigt werden, ihre Eigeninitiative vor Ort zu stärken. Für neun Projekte in zwei Jahren gab es rund eine Million an Steuergeldern.
Es gibt viele junge Menschen, die weder sich noch das Leben lieben, die diese Welt als schlecht ansehen, die es gut finden würden, wenn es keinen persönlichen Besitz gäbe, wenn der Staat alles „gerecht“ kontrollieren und verteilen würde und Solidarität oberstes Gebot ist – und es gleichsam eine total „befreite“ Welt wäre – weil man die persönliche Freiheit hat, jedes Geschlecht annehmen zu können und jede sexuelle Orientierung zu leben – wo es keine kulturellen Unterschiede mehr gibt – und auch keine zwischen Mann und Frau.
Diese Flying Monkeys sprechen lautstark, oft aggressiv, ihre Überzeugungen aus und schüchtern andere damit ein. Sie glauben, für eine – in ihrem Sinne – bessere Welt, aktiv zu sein, doch sie sind ebenso gefangen in der Schein-Realität der Manipulatoren wie alle anderen auch – und übersehen, dass uns nur Liebe, respektvolles Miteinander, Wahrhaftigkeit und Mitgefühl in eine lebenswerte Zukunft führen können.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.
Text: Gast