Sag mir, wo die Toten sind! Auch Lauterbachs jüngstes Katastrophen-Szenario löst sich in Luft auf

Von Daniel Weinmann

Geht es darum, Panik unter der Bevölkerung zu schüren, greift Karl Lauterbach gern zu unlauteren Mitteln. Selbst die „Tagesschau“, die sogar in den Augen der rigidesten „Faktenchecker“ als frei von Fake News gilt, beschrieb den Bundesgesundheitsminister im Dezember als „Warner mit Ungenauigkeiten“.

Ginge es nach dem Mann, der sich seiner besonderen wissenschaftlichen Expertise rühmt, hätten die „Kliniken in den ersten beiden Dezemberwochen bundesweit die Kapazitätsgrenze überschreiten“ müssen. Auch seine Prophezeiung vom 30. November 2021, dass „die meisten Ungeimpften von heute bis dahin entweder geimpft, genesen oder leider verstorben sind (…)“, trat nicht ein.

In der Rückschau geradezu grobhumorig mutet sein Menetekel von Ende Mai vergangenen Jahres an: „Viele 40- bis 80-Jährige werden einen Moment der Unachtsamkeit mit dem Tod oder Invalidität bezahlen“, glaubte Lauterbach zu wissen. „Junge Männer werden von Sportlern zu Lungenkranken mit Potenzproblemen. Frauen leiden oft unter chronischem Erschöpfungssyndrom oder Tinnitus. Das hört niemand gerne, ist aber so.“ Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

»Dieses Missverhältnis ist nicht hinnehmbar und kann nicht die Basis für eine „Impfpflicht“ sein«

Man muss Lauterbach zugutehalten, dass er mit einer ausgeprägten Kreativität gesegnet ist. Um das Angstlevel hochzuhalten, verkündete er am 11. März auf der Bundespressekonferenz: „Diejenigen, die sich jetzt infizieren, sterben in ein paar Wochen!“ Dann erst zeige sich das Ausmaß der „aktuell immer weiter ansteigenden Fallzahlen“. Es sei eine Fehleinschätzung, dass die Omikron-Variante niemanden mehr gefährdet, so der SPD-Politiker.

Was überraschend fehlte, war, dass Lauterbach seine apokalyptische Prognose nicht allein auf die Ungeimpften bezog. Ist dem ewigen Mahner möglicherweise zwischenzeitlich doch aufgegangen, dass die Omikron-Variante keinen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften macht?

Kaum vorstellbar, da dies seiner Impfpflicht-Propaganda diametral entgegenstehen würde. Oder warnte er nicht nur die Unvakzinierten, weil diese seinen Wahrsagungen zufolge ohnehin bereits gestorben sein müssten?

Fakt ist, dass sein aktuelles Horrorszenario knapp zwei Wochen nach dessen Verkündung – wieder einmal – zur reinen Phantasmagorie mutiert ist. „Sag mir, wo die Toten sind“, könnte man Lauterbachs jüngste Volte in Anlehnung an das Lied von Marlene Dietrich auf den Punkt bringen. „Wo sind sie geblieben?“ und „Wann wird man je versteh’n?“, gehen die Strophen weiter.

Besonders bedrückend in diesem Zusammenhang: Wann wird man je verstehen, warum laut Umfragen immer noch mehr als die Hälfte der Bundesbürger Lauterbachs Proklamationen unreflektiert Glauben schenken?

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Andrii Iemelianenko/Shutterstock
Text: dw

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