Schwulenfeindlicher Anschlag in Lüneburg: Polizei übt sich in Täterschutz Zwei Überfälle innerhalb von 24 Stunden

Von Kai Rebmann

Simon Sch. ist Schatzmeister der Jungen Union (JU) in Lüneburg – und er ist schwul. Diese sexuelle Orientierung wurde dem 24-Jährigen jetzt offenbar zum Verhängnis. Der junge Mann verabredete sich am Montag über eine Dating-App für ein Treffen auf dem Gelände der IGS- und Grund-Schule in der Graf-Schenk-von-Stauffenberg-Straße. Doch statt der vermeintlichen Internetbekanntschaft wartete dort eine Bande von „sieben oder acht Migranten“, wie Sch. gegenüber der Springer-Presse zu Protokoll gab.

Das Opfer spricht von einem „schwulenfeindlichen Anschlag“, einem „Hinterhalt“, in den es gelockt worden sei, und homophoben Beleidigungen. Der Nachwuchs-Politiker wurde krankenhausreif geprügelt, mit einem Klappmesser bedroht („Wir stechen dich ab!“) und musste unter anderem wegen schwerer Gesichtsverletzungen stationär behandelt werden. Dass nicht noch Schlimmeres passierte, ist wohl nur einem zufällig vorbeikommenden Passanten zu verdanken, dessen mutiges Eingreifen die Jugendlichen zur Flucht bewegte.

Trotz der recht eindeutigen Schilderungen des Schatzmeisters gab sich die Polizei zunächst bedeckt, sowohl in Bezug auf ein mögliches Tatmotiv als auch die Identität der mutmaßlichen Täter. Zur Herkunft der Schläger wollten sich die Ermittler ausdrücklich nicht äußern.

Laut Sch. sei er von „Afghanen oder Syrern“ attackiert worden, die offenkundig ein Problem mit dessen sexueller Orientierung hätten. Geld oder sonstige Wertgegenstände sollen bei dem Angriff nicht entwendet worden sein, so dass auch Raub als mögliches Motiv auszuschließen sein sollte.

Heftige Kritik an Junger Union wegen Klartext-Pressemitteilung

Die JU Lüneburg formulierte in einer Pressemitteilung eben den Klartext, den die Polizei zuvor noch hatte vermissen lassen. Ihr Mitglied sei von „gewissen Menschen mit Migrationshintergrund (angegriffen worden), die vor brutaler Gewalt gegen deutsche Mitbürger nicht zurückschrecken“. Die Kritik an diesem vermeintlichen „AfD-Sprech“ aus den üblichen Ecken ließ im Netz selbstverständlich nicht lange auf sich warten.

Aber auch einige Medien reihten sich in die Garde der Verharmloser und Beschwichtiger ein. So lautete die Überschrift bei „Lüneburg aktuell“ zu dem Tatgeschehen etwa „Ein Drama, das wohl weniger dramatisch ist.“ Wie die Kollegen zu dieser Einschätzung kommen? Ganz einfach: Sie machen das an dem Umstand fest, dass die Polizei am Tatort kein Messer sicherstellen konnte. Es fehlen einem schlicht die Worte…

Welche Folgen es aber haben kann, wenn Polizei und Medien trotz sehr offenkundiger Indizienlage den Täterschutz über den Opferschutz stellen, zeigte sich in Lüneburg nur 24 Stunden später. Am Dienstag kam es zu einem weiteren schwulenfeindlichen Angriff, der sich den Schilderungen zufolge in nahezu identischer Art und Weise abspielte.

Diesmal wurde ein 37-Jähriger zum Opfer. Der Tatort, ein Waldspielplatz, liegt praktisch in Sichtweite zur IGS- und Grundschule. Erneut wurde der Kontakt über eine Dating-App angebahnt und wieder wurde das arglose Opfer in einen Hinterhalt gelockt, ehe es von einer aus mehreren Jugendlichen bestehenden Gruppe angegriffen und schwer verletzt wurde und in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Der Stadtteil, in dem sich die beiden Taten ereigneten, gilt in Lüneburg nicht zuletzt aufgrund der vergleichsweise hohen Migrantenquote schon seit Jahren als Problem-Bezirk. Die JU sieht „die innere Sicherheit in Deutschland und auch bei uns in Lüneburg stark gefährdet“ und fordert die Landesregierung in ihrer Pressemitteilung zur Stärkung der Polizei sowohl in ganz Niedersachsen als auch in ihrer Heimatstadt vor Ort auf.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: nitpicker/Shutterstock

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