Von Daniel Weinmann
Ob Sexualität in der Kita, Masturbationsräume für Kleinkinder (s. hier), Kinderpornos als „Identitätsfindung“ oder Transgender-Pädagogik (s. hier): Im Zeitalter der Wokeness sind Heranwachsende eine wichtige Zielgruppe.
Auch Kosmetikfirmen springen auf den Trend auf. Sogenannte Skinfluencerinnen mit schillernden Namen wie „Beauty-Benzz“, „DeinBeautyGuru“ oder „Silanmakeup“ sprechen mit ihren per TikTok, Instagram oder YouTube verbreiteten Hautpflege- und Schminktipps eine immer jüngere Zielgruppe an. Ihre nahbare Art trifft bei ihren Followern, die teils in die Millionen gehen, den Nerv der Zeit – und zeitigt bizarre Folgen: Schon zehnjährige Mädchen greifen zu Anti-Aging-Cremes.
Die 19 Jahre alte Sophia Muñoz etwa begann zusammen mit ihrer 10-jährigen Schwester Sylvia, Beauty-Inhalte auf TikTok zu posten, nachdem sie eine Flut von Posts über Sephora-Kinder gesehen hatte. In einem Video testet Sylvia ihren Vorrat an Beauty-Produkten (die alle bei Sephora erhältlich sind), darunter das B-Hydra Intensive Hydration Serum von Drunk Elephant (50 Euro), die Dewy Skin Cream von Tatcha (65 Euro) und das Pump and Juicy Collagen Spray-On Serum von Kosas (48 Euro).
@sophiammunoz yes these are all her products… the way it just keeps going🫠😭✨🎀 #sephorakids #10yearoldsephorakid #skincare #skincarerating #drunkelephant #byoma #productreview #grwm #teenmom #youngmom #fyp #trending ♬ original sound – Sophia Munoz
Während Sophia im Alter von zwölf Jahren begann, bei Sephora zu shoppen, kaufte Sylvia erstmals mit acht ein. Sylvia zählt zu den „Sephora Kids“ – in Anlehnung an das französische Kosmetiklabel Sephora, das es geschafft hat, sich bei den Kindern besonders beliebt zu machen. Teure Cremes statt Kuscheltier, lautet ihr Motto.
»Viele der Influencer genießen ein größeres Vertrauen als Ärzte«
„Ich glaube definitiv, dass TikTok die Perspektiven und Interessen von Gen Alpha (ab 2010 Geborene, Red.) beschleunigt“, sagte ihre Schwester Sophia dem Portal „Highsnobiety.com“. Sie habe die Absätze ihrer Mutter angezogen und ihre Lotion aufgetragen, als ich so alt war wie Sylvia. „Up-Aging war schon immer ein Thema, aber jetzt ist es für ein breiteres Publikum sichtbar.“
Wie recht sie hat, zeigt diese Zahl: In den USA basiert schon jetzt fast die Hälfte des Wachstums der Hautpflegebranche auf Käufen acht bis zwölf Jahre alter Kinder.
Die Influencerinnen im Dienste der Schönheit werden immer jünger. Laut „FAZ“ sind die „Sephora Kids“ fast alle unter 13, teils sogar erst fünf oder sechs Jahre alt. „Viele der Influencer genießen ein größeres Vertrauen als Ärzte. Und die meisten Eltern sind sich der Risiken nicht bewusst“, zitiert das Blatt den amerikanischen Dermatologen Danilo Del Campo. Die Arztbesuche wegen Hautreaktionen durch den falschen Gebrauch der Produkte hätten zugenommen.
Schönheitsfehler korrigieren, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt
Zu den Hautproblemen kommen psychische Herausforderungen. Manche Mädchen leiden angesichts der makellosen Models unter mangelndem Selbstwertgefühl. „Sie denken, sie müssten Schönheitsfehler korrigieren, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt“, bringt es Hautarzt Danilo Del Campo auf den Punkt.
Reaktionen auf den beklemmenden Sephora-Kids-Trend gibt es bislang kaum. Eine der rar gesäten positiven Ausnahmen ist eine schwedische Apotheken- und Drogeriekette, die seit ein paar Wochen den Verkauf von möglicherweise hautschädigenden Anti-Aging-Produkten an Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren verbietet.
Der weltgrößte Luxuskonzern LVMH wiederum, zu dessen Portfolio Sephora gehört, wollte sich auf Anfragen der Nachrichtenagentur AFP nicht äußern.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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