Eigenlob stinkt. Das hat mir meine Oma eingebläut. Und sich loben lassen ist auch nicht viel besser. Darum war ich erst etwas erschrocken, als mir Sönke Paulsen diesen Text schickte. Doch nach einigen Zeilen kam ich zum Schluss – du musst ihn veröffentlichen. Und zwar groß. Weil das Lob quasi nur Beiwerk ist für eine Analyse unserer Gesellschaft und Medienlandschaft, die Ihnen vorzuenthalten sträflich wäre. Deshalb – voilà:
Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen
Eigentlich darf man das nicht sagen. Es hat in den letzten Monaten so viel Schlimmes gegeben, so viele Menschen haben gelitten und sind der Infektion zum Opfer gefallen oder zu Opfern einer Politik ohne Augenmaß und kritische Vernunft geworden.
Wie kann man da die Zeit dafür loben, dass sie Gutes hervorgebracht hat?
Ich nenne trotzdem Reitschuster.de, eine Seite des wirklich kritischen Journalismus, die gebraucht wurde und einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Gerade hat die Seite, die all das zur Sprache bringt, was nicht mehr angesprochen werden darf, ein neues Format bekommen und sieht damit deutlich reifer und erwachsener aus als bisher.
Darf man die Krise dafür loben, weil sie, neben dem unermüdlichen Engagement Boris Reitschusters, förderlich für diesen Aufstieg war? Man kann das ruhig offen lassen.
Eines aber ist klar. Reitschuster wird gebraucht. In dem Maße, in dem sich in der Gesellschaft, besonders der „besseren Gesellschaft“, ein Corona-Totalitarismus breitgemacht hat, wurde dieses Gegengewicht immer überlebenswichtiger für die Presselandschaft und auch die Pressefreiheit.
Was war der demokratische Glücksfall?
Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie der Bevölkerung schleichend beigebracht wurde, dass sie nicht mehr alles sagen durfte, auch nicht mehr alles denken, und vor allem einer Ideologie zu folgen hatte, die, vom Klima bis zur Migration, große Verbotsschilder aufgestellt hatte, welche die Menschen einschüchtern sollten.
Vor Corona ging das schleichend. Mit Corona kam eine Zuspitzung, die dieses Mindset in diktatorischer Art und Weise durchsetzten sollte, weil nun plötzlich alles zusammenhing. Das Klima, die Pandemie und die alten weißen Männer, die sexistisch, rassistisch und konservativ all das schließlich verschuldet hätten.
„Gut“ ist seitdem eine südliche Herkunft, ein weibliches Geschlecht und eine grüne Gesinnung. So etwas nennt man zunächst Polarisierung, dann Spaltung und schließlich Meinungsdiktatur.
Die Zuspitzung durch die Pandemie war ein Glücksfall, weil sie diktatorisch daher kam, weil eine Front, die von der Kanzlerin über die Grünen und die SPD, die entsprechend eingefärbten Medien und eine hochaggressive, linke Zivilgesellschaft, Zwang ausübte und sich schließlich daran machte, den Meinungspluralismus in unserem Land zu beseitigen. Das alles, in Verbindung mit Ausgangssperren und ruinösen Lockdowns, musste eine Antithese produzieren. Reitschuster ist ein Teil dieser Antithese.
Auch wenn das vielen Lesern provokant erscheinen mag: Der Glücksfall besteht darin, dass die Verhältnisse nicht mehr schleichend gegen die Interessen vieler Bürger geändert wurden, sondern offen, brüsk und mit einer fast diktatorischen Verve.
Gegen so etwas braucht man ein freies Medium, das nicht ideologisch gebunden ist. Eben eine Seite wie diese.
Ich beobachte seit über zehn Jahren die deutsche Zivilgesellschaft und habe Veränderungen bemerkt, die mir Angst machen.
Hilfsorganisationen wurden zu politischen Agitatoren für offene Grenzen und eine offensive Migrationspolitik, manche dieser Organisationen betreiben sogar das Geschäft der Schlepper.
Eine Vielzahl evangelischer Pastoren hat ihren Glauben gegen eine linke Ideologie eingetauscht und betreibt politische Agitation. An unseren Kirchen hängen riesige Plakate mit der Aufschrift „Rechtspopulismus schadet der Seele“, die Querdenker-Bewegung wird, von der Kanzel herunter, als unchristlich diffamiert und wer dort mitläuft, ist in der Kirche nicht mehr willkommen.
Umweltorganisationen betreiben offensiv den gesellschaftlichen Umbau zu einer Weltgesellschaft der CO2-Rechte, die Menschenrechte in den Schatten stellen, irgendwann vielleicht sogar aufheben. Sie lassen keinerlei Kritik an ihren Klimatheorien zu und haben ein weltumspannendes Netz von Aktivisten gebildet, die jeden Politiker, jede Regierung, die ihre Klimaideologie nicht teilt, an den Pranger stellen, mit Großdemonstrationen in Bedrängnis bringen und sogar mit Umsturz drohen. Das ist nicht weniger als ein globaler, grüner Putsch, der hier vorbereitet wird. Sehr wahrscheinlich ein Putsch mit diktatorischen Folgen.
Radikale politische Initiativen, Institute, Stiftungen und NGOs, meist linker Provenienz, haben Oberwasser und werden von der Regierung nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch durch einseitige, offensichtlich nicht rechtsstaatliche Gesetze, wie das „Gesetz gegen den Rechtsextremismus“, das die eine politische Richtung kriminalisiert, während das andere (linke) Extrem außen vor gelassen wird.
Die Bundesregierung und der Bundespräsident, die diese Gesetze initiiert und gezeichnet haben, legen sogar noch drauf und rufen eben diese Radikalen zum „Kampf gegen Rechts“ auf, bezahlen an einigen Stellen sogar dafür.
Oberbürgermeister der SPD berichten stolz in Talkshows, dass sie AfD-Geschäftsstellen aus ihrer Stadt vertrieben haben, auch mit der Hilfe von radikalen und gewaltbereiten linken Demonstranten. Das erinnert punktuell in seiner Einseitigkeit und Radikalität an die beiden deutschen Diktaturen. Ob dieser Vergleich eine unzulässige Verharmlosung dieser Diktaturen darstellt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich glaube nicht, dass es eine Verharmlosung ist.
Man weiß nicht, wie sich dieses politische Klima der Hetze, Manipulation und Einschüchterung, das als Erbe Merkels zu gelten hat, weiter entwickelt.
Es schockiert mich persönlich, wie groß der Anteil der Zivilgesellschaft an dieser undemokratischen und intoleranten, gesellschaftlichen Kampftaktik ist, wie breit Institutionen, die für alle da sein sollten, wie die Kirchen und caritative NGOs, in einer linken Kampagne eingebunden sind. Das erinnert tatsächlich an die DDR und hat etwas Monströses, das Angst macht.
In dieser Situation gibt es nichts Wichtigeres, als unabhängige Journalisten, die sich von keiner Seite vereinnahmen lassen und sich außerhalb des politisch-medialen Komplexes, den man auch als Klüngel bezeichnen könnte, verorten.
Wenn ein Journalist bereit ist, dieses Los auf sich zu nehmen und zwischen allen Stühlen ehrlich nach der Wahrheit zu suchen, braucht er viel Unterstützung.
Wir wissen aus der beispiellosen politischen Kampagne gegen Julian Assange, der Kriegsverbrechen und Folter aufgedeckt hat und dafür mit allen rechtlichen Winkelzügen verfolgt wird, dass es hier teilweise an die Substanz des sozialen Überlebens gehen kann.
Assange hat einmal geschrieben, dass es in der Pyramide der Öffentlichkeit für diejenigen, die ganz oben sind, nicht selten lebensgefährlich wird. Das zeigt sich nicht nur in Russland, China und der muslimischen Welt, es zeigt sich inzwischen auch in Europa. Julian Assange selbst ist ein unfreiwilliges Beispiel für seine Aussage geworden.
Aber er steht für die Pressefreiheit und für nicht weniger.
Dies ist auch ein Grund, warum ich die riesige Leserunterstützung von Reitschuster.de mit Erleichterung sehe. Denn auch Boris Reitschuster steht für Pressefreiheit. Auch wenn er keine geleakten Dokumente veröffentlicht, sondern einfach soliden Journalismus abliefert, geht der gegen den Mainstream und oft genug gegen die dominanten und mächtigen Meinungsführer.
Die einzige Lobby, die ein solcher Journalismus heute hat, sind die Leser. Mögen die Reitschuster.de erhalten und gewogen bleiben, denn für sie ist ja auch diese Seite gedacht. Von ihnen hängt sie aber auch ab. Nicht von der Bundesregierung, nicht von irgendwelchen Unternehmen oder NGOs, sondern von den Lesern.
In diesem Sinne ist es eine urdemokratische Seite. Ein Leuchtturm der Meinungsfreiheit in der deutschen Presselandschaft.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“ und bezeichnet sich selbst als „typischen westdeutschen Linken“.
Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.
Bild: ShutterstockText: Gast
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