Von Daniel Weinmann
Während die Corona-Aufarbeitung immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt, über ein Ende der Maskenpflicht in Bus und Bahn diskutiert wird und sogar Bayern die Ausgangsbeschränkungen für unverhältnismäßig erklärt, bleibt die „FAZ“ unbeirrt ihrer Linie treu. Jüngst hat sich die Redaktion Lothar Wieler ins Boot geholt, der sich im Interview unhinterfragt für die Isolierung von Infizierten und die Maske aussprechen darf.
Wir erinnern uns: Lothar Wieler, Tierarzt und Chef des der Bundesregierung unterstellten Robert Koch-Instituts in Personalunion, postulierte im Juli 2020: „Diese Regeln werden wir noch monatelang einhalten müssen. Diese müssen der Standard sein. Die dürfen überhaupt nie hinterfragt werden.“ Jetzt, da sogar der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn um Verzeihung für begangene Fehler bittet und Gesundheitsminister Karl Lauterbach zugibt, dass es ein Fehler war, Ungeimpften einen großen Teil der Pandemie zuzuschreiben, wäre es auch für Wieler an der Zeit, sich zu entschuldigen.
Stattdessen nutzt er die „FAZ“, um sich weiter als Hardliner zu gerieren. „Derartige Hofberichterstattung sollte in einem seriösen Medium keinen Platz bekommen – dafür gibt es die Regenbogenpresse“, bringt der Kommentar eines Lesers das Interview auf den Punkt. Liebedienerisch fragt der Redakteur etwa, wie Wieler die Anfangszeit erlebt habe und wie er mit Anfeindungen umging. Dieser weiß diese Steilvorlagen weidlich auszunutzen. „Ich habe mich von morgens bis abends fast nur noch mit Corona beschäftigt“, blickt er zurück. Oder: „Dass es Kritik geben kann – wenn auch nicht in dieser Ausprägung –, weiß man, wenn man sich hier bewirbt.“
»Ich kann es schlichtweg nicht mehr ertragen, dass nicht erkannt wird, was ich sage«
Ob er mit Blick auf seinen Kommunikationsstil doch noch zu sehr Professor war, wird er gefragt. Wielers Antwort lässt es nicht an einer guten Portion Hybris mangeln: „Für manches hätte ich mir mehr Zeit nehmen müssen. Und ich habe das Vorwissen der Menschen wohl etwas überschätzt.“ Dazu passt auch seine Einlassung: „Ich kann es schlichtweg nicht mehr ertragen, dass nicht erkannt wird, was ich sage“, an die ihn der „FAZ“-Redakteur erinnert.
47 Mal ist er in der Bundespressekonferenz aufgetreten, rechnet er ihm vor. Der Namensgeber dieser Seite weiß ein Lied – oder müsste man eher sagen: Leid? – davon zu singen und geriet so manches mal heftig mit ihm aneinander. Die Isolationspflicht für Infizierte aufzuheben, hält er für eine politische Entscheidung. „Klar ist aber“, unterstreicht Wieler, „sich zu isolieren bei einer Corona-Erkrankung bleibt wichtig, um andere zu schützen. Genauso wichtig ist es, dass die Menschen weiterhin Masken tragen, denn auch dadurch bleibt die Zahl der Atemwegserkrankungen im Rahmen“. Er werde auf jeden Fall den ganzen Winter hindurch in der Bahn eine Maske tragen, beteuert der 61-Jährige.
Dass die Maskenpflicht der zurückliegenden zwei Jahre ein wichtiger Grund für die aktuelle Krise ist, wie Kinderärztepräsident Thomas Fischbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte, scheint dem RKI-Chef entgangen zu sein. Auch der Psychoneuroimmunologe Christian Schubert stellt der von Lothar Wieler mitgetragenen Politik ein vernichtendes Zeugnis aus. Mit der Coronakrise hätten die dafür verantwortlichen Entscheidungsträger mehr gesundheitlichen Schaden angerichtet als Menschen geholfen wurde, so der Professor an der Medizinischen Universität Innsbruck.
»Menschen wie am Fließband und fast industriell behandelt«
Er habe um die Gefahren gewusst, „wenn wir Menschen in Angst und Panik versetzen, sie auf Distanz bringen“. Psyche und Immunsystem stehen miteinander in Verbindung, so Schubert gegenüber „ViER“. Psychischer Schaden bzw. Traumatisierung hätten langfristig „gewaltige Konsequenzen im Immunsystem, hinsichtlich Krankheit und Mortalität, also Sterblichkeit“.
„Sie (die Maßnahmen, Red.) haben auf jeden Fall immense Kollateralschäden verursacht. Langfristig müssen wir damit rechnen, dass wir es mit einer desaströsen Entwicklung zu tun haben.“ Mit Blick auf die Impfungen habe die Medizin „Menschen wie am Fließband und fast industriell behandelt, durch ‚Impfstraßen‘, ohne zu gucken, welche Menschen das sind, in welchem Zustand sie sind.“ Das sei ein so „perfider Mechanismus“ gewesen, wie man Menschen dazu gebracht habe, dass sie sich dann doch impfen ließen, obwohl sie nicht wollten. „Das ist Traumatisierung“, so der Psychotherapeut.
Die Pandemie-Protagonisten wie Christian Drosten, Karl Lauterbach und auch der von der „FAZ“ hofierte Lothar Wieler hält er für „Maschinenmediziner“ (den Begriff „Maschinenmedizin“ hat der Psychosomatiker Thure von Uexküll geprägt). Sie hätten viel Werbung gemacht für das Spritzen experimenteller Stoffe gegen Covid-19 als vermeintlich einzigen Ausweg aus der Pandemie. Sie hätten aber nichts getan für die Information der Bürger, wie diese ihr Immunsystem stärken und wie sie vorbeugen können, etwa durch gesunde Ernährung, Bewegung, Wohlbefinden und genügend soziale Kontakte.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Boris Reitschuster