Eines vorab. Fehler machen wir alle. Zuweilen auch saublöde. Ich vorneweg. Und darum war ich auch fest gewillt, nichts darüber zu schreiben, dass Franca Lehfeldt, Journalistin bei der „Welt“ und Ehefrau von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), vor laufender Kamera angesichts der Befreiung von Auschwitz sagte, die „Rote Armee Fraktion“ habe das Konzentrationslager befreit.
Ich bin sicher, Lehfeldt war der Versprecher extrem peinlich. Und wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein. Man muss ja nicht gleich das Bildungsniveau der Betroffenen bezweifeln, nur weil sie sich einmal versprochen hat.
Sagte ich mir. Und dachte: Schwamm drüber.
Bis ich dann am nächsten Tag ein Interview von genau dieser Franca Lehfeldt mit Hans-Georg Maaßen bei „Welt“-TV sah. Dabei kam ich mir vor wie im falschen Film: Der neu gewählte Chef der „Werte-Union“ wird von Lehfeldt und ihrer Kollegin nicht nur derartig bösartig und mit derart rotgrünem Eifer und Schaum vor dem Mund befragt, dass man meint, man sei beim WDR. Schlimmer noch: Hier kommen massive Wissens- und Bildungslücken der Journalistin zum Vorschein.
Zitternde Stimme
Auf den Hinweis von Maaßen, er weise es mit Nachdruck zurück, dass er rassistische oder fremdenfeindliche Äußerungen getan habe, sagt Lehfeldt mit zitternder Stimme: „Aber Sie haben sich zumindest des Vokabulars bedient…da sind ja immer wieder Vokabeln wie Rasse oder ähnliche Begriffe zu hören, also Sie bedienen sich da schon eines ganz speziellen Vokabulars“.
Das Wort „Rasse“ ist auch im Grundgesetz zu finden. Und Maaßen wirft ja exakt seinen Widersachern vor, Menschen nach „Rasse“ zu unterteilen. Ihm daraus auf die Weise einen Strick drehen zu wollen, wie das Lehfeldt tut, ist entweder schlicht dumm oder hinterfotzig.
Lehfeldt und ihre Co-Moderatorin unterbrechen Maaßen ständig und lassen ihn nicht ausreden. Als Maaßen konkret zitiert, dass es Leute gibt, die sagen, wir hätten zu viele Deutsche in Deutschland, kommt der Einwand: „Das ist eine Unterstellung“. Dabei zitiert der ehemalige Verfassungsschutz-Chef nur seine Gegner. Die Moderatorinnen sind offenbar nicht vorbereitet.
Ungleiche Schlacht
Die Sendung erinnert an Realsatire. Lehfeldts Co-Moderatorin hält Maaßen vor: „Sie haben geschrieben in Ihrem Tweet: Die treibenden Kräfte im politisch-medialen Raum hätten als Stoßrichtung einen eliminatorischen Rassismus gegen Weiße und den brennenden Wunsch, dass Deutschland verrecken möge. Und das ist das Vokabular des Nationalismus. Warum benutzen Sie dieses Vokabular?“ Maaßen benutzt es, weil er Linksextreme zitiert, um deren Gefährlichkeit zu verdeutlichen.
Lehfeldt schlägt Maaßen sodann vor, sich der AfD anzuschließen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich halte etwa die Nutzung des Wortes „Rassentheorie“ von Maaßen für sehr ungeschickt und für eine Steilvorlage für seine politischen Gegner. Ich hadere selbst in letzter Zeit regelmäßig mit Maaßen und kann mir manche seiner Aussagen nur schwer erklären. Aber gerade deshalb muss man sie sachlich, nüchtern erörtern. Aber in dem Interview wirken die beiden Moderatorinnen äußerst schlecht vorbereitet und intellektuell überfordert.
Überspitzt und bösartig (das muss auch mal erlaubt sein) könnte man sagen: Die Waffen waren bei diesem geistigen Schlagabtausch ungleich verteilt. Womit wir beim Anfang wären und der „Rote Armee Fraktion“ in Auschwitz. Die Moderatorinnen waren darüber hinaus auch so voreingenommen wie Inquisitoren bei einem Hexentribunal.
Nachdem das Interview einen regelrechten Shitstorm in den Kommentaren auf der „Welt“-Seite hervorgerufen hat (Auszüge unten), wurde es prompt von der Startseite herunter genommen und ist nun nur noch mit gezielter Suche zu finden. Dafür warf sich „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt in die Bresche und agierte wie ein Sprecher von CDU-Chef Friedrich Merz: „Wer Maaßen walten lässt, hilft am Ende der rot-grün-roten Republik“, lautet der Titel eines Kommentars von ihm.
Fazit von Poschardt: „Hans-Georg Maaßens postrechte Raunerei fügt der Volkspartei nur Schaden zu.“ Wie bitte? Eine Volkspartei würde Maaßens Aussagen ausdiskutieren und ihn gegebenenfalls im Dialog widerlegen. So aber macht Merz brav Männchen vor dem rotgrünen Kulturkriegern.
Und „Welt“-Chef Poschardt gleich mit ihm. Was für ein Kniefall einer einst konservativen Zeitung vor dem „woken“ Zeitgeist. Axel Springer rotiert im Grab. Es war wohl einer der Meisterleistungen von Ex-FDJ-Funktionärin Angela Merkel, Springers Witwe Friede zu umgarnen und sie zu ihrer vermeintlichen „Freundin“ zu machen. In Wirklichkeit wurde sie so zu einer treuen Erfüllungsgehilfin für Merkels Agenda.
Kommentare zu dem Video von der „Welt“-Seite:
Annette F.: Die beiden Damen benahmen sich wie die Furien, unhöflich, voreingenommen und ihren „Widersacher“ auf gestellte Fragen nicht ausreden lassend. Das habe ich von der Welt bisher noch nicht erlebt und bin über diese Art Journalismus nicht nur enttäuscht, sondern auch entsetzt. Die Damen haben in Ihrem Gegenüber ein Feindbild ausgemacht, das sie gemeinschaftlich niedermachen konnten. Die Erklärungen/ Rechtfertigungen des Herrn Maaßen lassen sich alle auf ihren Wahrheitsgehalt nachprüfen. Mir scheint, daß dies gar nicht gewollt war.
Naruhodo: Können diese beiden Frauen den Befragten nicht ausreden lassen? Kein gutes Aushängeschild für diese Zeitung!
Helmuth P.: Erst Poschardt und nun diese Beiden. Ich erwarte von der Welt eine ausgewogene Berichterstattung… Ein Interview ist kein Tribunal und sollte auch nicht diesen Eindruck erwecken. Hat jetzt eigentlich eine der Damen Flüchtlinge bei sich aufgenommen? Sie blieben die Antwort schuldig.
Günter L.: Oh Mann, da sahen die beiden Journalistinnen aber schlecht aus, das einzige was sie fertig gebracht haben war, Maaßen nicht ausreden zu lassen. Dazu gibt es doch einen alten Witz, der mir gerade nicht einfällt, wo einer sagt, ich messe mich doch nicht mit unbewaffneten.
Kevin D.: Ich bin kurz davor mein Abo zu kündigen. Wenn die Linie in Richtung RTL-Blome-Niveau so weitergeht, kann WELT einpacken. Ich will neutralen Journalismus, gerne auch breit gefächert, aber nicht so eine Muppetshow (irgendwie wirkten die beiden Mädels so wie die alten Herren, nur nicht so lustig)
Peter L.: In der Tat ein unsägliches Interview, ich habe die beiden Damen noch nie so aggressiv und unsachlich erlebt.
Jann P.: Beide Moderatorinnen einmal für ein Wochenende in eine No Go area schicken und dann nochmal das Gespräch führen. Kein anderes Land auf der Welt betreibt eine solche Migrationspolitik, schon gar kein Einwanderungsland. Alleine dies sollte doch zum nachdenken anregen….
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Bild: Screenshot/Welt TV/Youtube