Von Kai Rebmann
Vor ziemlich genau einem Jahr erlangte Heide (Schleswig-Holstein) bundesweite Bekanntheit, wenn auch eine sehr traurige. Eine damals 13-jährige Schülerin wurde von mehreren Mitgliedern einer Mädchen-Gang auf dem Pausenhof über Stunden gequält (reitschuster.de berichtete). Mehr noch: Die teilweise minderjährigen Täterinnen hielten die Misshandlungen in Handyvideos fest.
Wie in solchen Fällen üblich, ging auch damals ein Aufschrei der Bestürzung durch die Republik. Alle Hebel sollten in Bewegung gesetzt werden, damit sich so etwas nicht mehr wiederholt. Doch – und auch daran hat man sich im Deutschland anno 2024 leider schon gewöhnt – es ist einmal mehr bei Lippenbekenntnissen geblieben.
Wer alle Scheuklappen vollständig ablegt, der wird zum Schluss kommen müssen, dass die Zustände in Heide sogar noch deutlich schlimmer geworden sind als noch vor Jahresfrist. Jetzt steht die Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern erneut im Mittelpunkt der bundesweiten Berichterstattung und erneut geht es um Jugendgewalt, genauer gesagt um organisierte Jugendgewalt.
Eltern haben Angst um ihre Kinder
Von einer zehnköpfigen Jugendbande im Alter von 12 bis 18 Jahren ist die Rede, die Gleichaltrige regelrecht terrorisiere. Der vorläufige Höhepunkt wurde demnach am vergangenen Sonntag erreicht, als mehrere Jugendliche am Bahnhof krankenhausreif geprügelt und beklaut worden sein sollen. Die Beute dieser Raubzüge liegen mitunter offenbar im niedrigen vierstelligen Bereich – Bargeld, Marken-Klamotten, iPhones und dergleichen mehr.
Wie eine Machtdemonstration gegenüber potenziellen zukünftigen Opfern, aber nicht zuletzt auch gegenüber dem Rechtsstaat, wirken Videos, die von Mitgliedern der Gang in den sozialen Medien verbreitet werden – und in denen ganz offene Drohungen ausgesprochen werden: „Warte ab, ich ficke euch alle!“
Doch damit noch nicht genug: Die Jugendlichen, teilweise sind es noch Kinder, posieren auf den Bildern mit Maschinenpistolen und anderen automatischen Waffen. So wie man es bisher eigentlich nur aus dem Nahen Osten und anderen Konfliktregionen dieser Welt kannte.
In Heide regiert mittlerweile die Angst. Die ersten Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen und/oder schicken diese inzwischen auf andere Schulen. Eines der Opfer bekennt gegenüber der „Bild“ ganz offen: „Hier muss endlich etwas passieren. Ich habe Angst.“
Rechtsstaat wirkt hilf- und zahnlos
Doch auch dieser Hilferuf dürfte einmal mehr verhallen. Polizei und Staatsanwaltschaft geben sich zwar kämpferisch, werden am Ende aber kaum etwas ausrichten können. Das liegt einerseits natürlich an der Tatsache, dass die Täter teilweise unter 14 Jahre alt und damit noch nicht strafmündig sind. Andererseits aber auch daran, dass die Lage offenbar verkannt wird.
So will die Polizei zum Beispiel nicht von einer „Gang“ sprechen – und das obwohl jedes einzelne Mitglied der Gruppe bereits mindestens fünf Delikte auf dem noch sehr jungen Kerbholz hat. Hier nicht von einer Gang zu sprechen und damit von einem „organisierten Handeln“ auszugehen, dürfte schon nahe an der Realitätsverweigerung anzusiedeln sein.
Stattdessen machen in Heide die in solchen Fällen allzu bekannten Null-Aussagen die Runde. Man prüfe derzeit die „strafrechtliche Relevanz“ der Taten, die Gruppe stehe „im Fokus von Staatsanwaltschaft und Polizei“ oder es seien bereits „mehrere Ermittlungsverfahren“ anhängig, sind dafür nur einige Beispiele für die Statements aus Ermittlerkreisen.
Allerdings wäre es zu einfach, die Zustände in Heide – und anderswo – nur an Polizei und Staatsanwaltschaft festzumachen. Es steht zu befürchten, dass man dieses Täter-Klientel auf lange Sicht nicht mehr loswerden wird. „Nun sind sie halt da“, würde Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) dieses Ergebnis der von ihr aufgegleisten Flüchtlingspolitik wohl kommentieren.
Zur Vollständigkeit gehört die Information, dass zwei Gang-Mitglieder (16 und 18 Jahre) seit dem Überfall am vergangenen Sonntag in U-Haft sitzen sollen. Dennoch scheint die Politik mehr denn je gefordert, dem Rechtsstaat die bislang fehlenden Mittel an die Hand zu geben. Offenbar – und leider – scheint eine pauschale Strafunmündigkeit für minderjährige Täter im „besten Deutschland aller Zeiten“ nicht mehr den neuen bzw. neu geschaffenen Realitäten zu entsprechen.
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