Von Daniel Weinmann
Die Förderung von sexuellen Identitäten und Vielfalt steht auf der politischen Agenda von Grün-Rot ganz oben. Vor fast genau zwei Jahren wurde dafür erstmals in der Geschichte dieses Landes das Amt des Queer-Beauftragten geschaffen und im Bundesfamilienministerium angesiedelt. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, „die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu stärken“.
Selbst Kleinkinder bleiben davon nicht verschont, wie das Beispiel eines katholischen (sic) Kindergartens im nordrhein-westfälischen Kerpen einmal mehr offenbart. Dessen sexualpädagogisches Konzept erregt derzeit die Gemüter in der Verwaltung, dem Landtag und bei den Bürgern.
„Sexualität in der Kita ist längst kein Tabuthema mehr“, heißt es in dem Leitfaden. „Wir ermöglichen unseren Kindern diese Erfahrungen machen zu können, z. B. durch Doktorspiele“, zeigen sich die Verantwortlichen frei von jeglichen Tabus. Immerhin darf jedes Kind gemäß den neun dazugehörigen Regeln selbst bestimmen, ob und mit wem es „Doktor“ spielen möchte.
Geschützter Raum, um sich körperlich zu entdecken und zu befriedigen
Auch das Kapitel „Selbstbefriedigung“ darf nicht fehlen: „Kinder sind von Geburt an sexuelle Wesen und haben ein Lustempfinden, das sie gerne ausleben, weil es Spaß macht, sich einfach gut anfühlt und manchmal auch tröstlich sein kann. Was wir den Kindern vermitteln ist, dass Selbstbefriedigung eine intime Angelegenheit ist, die in einem geschützten und persönlichen Rahmen stattfinden kann.“ Das Zulassen von Selbstbefriedigung sei für den Aufbau der „Ich-Identität“ und für ein gutes Körperbewusstsein des Kindes von großer Bedeutung.
Damit die Kleinen dies auch ungestört ausleben können, dürfen sich einzelne Kinder „ihren Bedürfnissen entsprechend in einen geschützten Raum zurückziehen, um sich körperlich zu entdecken und zu befriedigen“. Besonders befremdlich: Hier handelt es sich um das sexualpädagogische Konzept eines katholischen Trägers.
Die Kerpener AfD-Fraktion hatte bereits im vergangenen September eine Große Anfrage im Düsseldorfer Landtag gestellt, der das Landesjugendamt Rheinland mit der Aufklärung des Sachverhalts beauftragt hatte. Das Erzbistum Köln erklärte auf eine aktuelle Anfrage der „Bild“-Zeitung, dass es einen Raum, „in den Kinder sich für Körpererfahrungsprozesse zurückziehen können“, nicht gebe. „Im alten Konzept der Einrichtung St. Rochus gab es Formulierungen, die missinterpretiert werden können“, zeigen die Kleriker immerhin einen Hauch von Unrechtsbewusstsein.
Ähnlich äußerte sich die Stadt Kerpen in einer Stellungnahme. Bereits Anfang November habe in der Einrichtung ein Gespräch zwischen dem LVR-Landesjugendamt Rheinland, dem Jugendamt der Kolpingstadt Kerpen, der Leitung der Kindertageseinrichtung und dem katholischen Kirchengemeindeverband Kerpen Süd-West als Träger der Einrichtung stattgefunden.
Weder die Örtlichkeit der Kita selbst noch der gewonnene Eindruck während des Ortstermins haben einen fragwürdigen oder abzulehnenden Eindruck hinterlassen. Man habe der Kita jedoch geraten, das Konzept sprachlich zu überarbeiten, um Missverständnissen vorzubeugen. Die Verantwortlichen nahmen das Konzept zwar von ihrer Homepage. Wir haben es aber hier noch gefunden.
Schwache Schutzbehauptung: »Der Auftritt der katholischen Kitas wurde relaunched«
Fast den gleichen Wortlaut hatte das sexualpädagogische Konzept der ebenfalls zum Erzbistum Köln gehörenden katholischen Kindertagesstätte St. Aegidius im nordrhein-westfälischen Hersel, über das Reitschuster.de Ende August vergangenen Jahres berichtete.
Das damals als PDF verlinkte Konzept ist zwischenzeitlich nicht mehr auf der entsprechenden Internetseite zu finden. „Der Auftritt der katholischen Kitas wurde relaunched“, heißt es stattdessen.
Sucht man weiter, findet man schließlich ein offensichtlich überarbeitetes Konzept, in dessen Anlage „Sexualpädagogische Konzeption der katholischen Kindertageseinrichtungen des Kirchengemeindeverbandes Niederkassel-Nordweder“ weder von geschützten Räumen noch von Selbstbefriedigung die Rede ist.
Der jüngste Fall liegt jetzt beim Jugendamt in Kerpen – und dürfte vermutlich nicht der Letzte bleiben.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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