Ein Gastbeitrag von Gregor Amelung
Am 30. März hatte reitschuster.de einen Artikel mit dem Titel »Ex-Chef der US-Gesundheitsbehörde: Virus kommt aus Labor« veröffentlicht. Im Kern ging es darum, dass der Virologe und ehemalige Direktor der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers of Disease Control and Prevention) Dr. Robert Redfield erklärt hatte, dass das Coronavirus seiner Ansicht nach durch einen Laborunfall im chinesischen Wuhan freigesetzt worden sei. »Alles andere macht biologisch keinen Sinn«, so Redfield.
»Alles andere macht biologisch keinen Sinn«
Damit spielte Redfield darauf an, dass aus den uns bekannten Coronaviren von Fledermäusen nicht einfach über Nacht SARS-CoV-2 entstanden sein kann, denn ein Virus braucht für die Adaption an menschliche Zellen Zeit. Und in eben dieser Zeit hätte es auffallen müssen, weil erkrankte Menschen zum Arzt gegangen wären. Mit anderen Worten: Für Redfield macht die Zoonose-Theorie, also die unbemerkte Entwicklung von SARS-CoV-2 aus einem Fledermaus-Coronavirus über ein Zwischenwirtstier, »keinen Sinn«.
Sinn macht für ihn vielmehr, dass die Menschheit die natürliche Weiterentwicklung zum heutigen Coronavirus deshalb nicht bemerkt hat, weil es sie nie gegeben hat. Stattdessen sei SARS-CoV-2 bei der sogenannten Gain-of-Function-Forschung in einem Biolabor künstlich hergestellt worden. Und zwar am Institut of Virology im chinesischen Wuhan. Dort forscht man bereits seit Jahren an Coronaviren und schuf in Gain-of-Function-Experimenten auch Hybrid-Coronaviren, die an menschliche Zellen andocken können.
Insofern deckt sich Redfields wissenschaftliche Meinung erstmal mit der Realität. Darüber hinaus gibt es unzählige Beweissplitter, die ebenfalls in Richtung eines Laborunfalls deuten. Insofern ist die Labor-Theorie keine Verschwörungstheorie. Trotzdem werden Wissenschaftler, die sich in diese Richtung äußern, von den großen deutschen Medien entweder ignoriert oder unsanft aus dem Diskurs weg-ge-fakten-checkt.
»Definitiv von einer Fledermaus übertragen«
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Redfield-Artikel in den sozialen Medien nicht nur auf Interesse und Zustimmung gestoßen ist. Ein User schrieb beispielsweise: »Ganz im Gegenteil! Gestern Abend, ganz aktuell in den Nachrichten des HR Radios wurde berichtet, dass nachgewiesen wurde, dass das Virus definitiv von einer Fledermaus übertragen wurde.« Ein anderer merkte an, dass im Heute Journal gemeldet wurde: »Übertragung durch die Fledermaus auf eine andere Tierart, dann auf den Menschen«. Und eine Userin erinnerte sich, dass beim ZDF von einem Schuppentier als Zwischenwirt die Rede war.
Gab man dagegen beim ZDF in die Suchmaske den Namen »Robert Redfield« ein, wurde man enttäuscht. Null Treffer. Und das, obwohl sich Redfield in einem Interview mit dem sonst von den öffentlich-rechtlichen Medien hochgeschätzten US-Nachrichtensender CNN zum Ursprung des Virus geäußert hatte.
Die Studie von Prof. Roland Wiesendanger
Während Redfield mit seinen Äußerungen zur Labor-Theorie weitgehend ignoriert wurde, hatte man den Hamburger Nanophysiker Prof. Dr. Roland Wiesendanger, der in einer Studie zum gleichen Ergebnis gekommen war, durch den medialen Fleischwolf gekurbelt. Die Faktenchecker von ZDFheute waren nach Durchsicht von Wiesendangers Quellen zu einem vernichtenden Urteil gekommen. Der Physiker verwende »fragwürdige Quellen: unter anderem Artikel… des bei Verschwörungstheoretikern beliebten Portals ›Epoch Times‹, daneben Wikipedia-Artikel, Twitter-Accounts und Youtube-Videos. Ein als Quelle genanntes Video vom 1. April trägt den Titel ›Ich habe den Ursprung des Coronavirus gefunden‹«.
»Ich habe den Ursprung des Coronavirus gefunden«
Letzteres klingt natürlich wie der Post eines völlig durchgeknallten Covidioten, der wahrscheinlich auch meint, dass die Erde eine Scheibe sei. Und entsprechend gaga muss dann wohl auch Herr Wiesendanger sein. Allerdings saßen in diesem Fall die Idioten nicht in Hamburg, sondern in Mainz. Denn dort hatte man sich beim »Faktenfinden« offenbar lediglich den Titel des Videos angeschaut. Der – streng genommen – nicht »Ich habe den Ursprung des Coronavirus gefunden« hieß, sondern »I found the Source of Coronavirus«. Den Rest, also den Inhalt des Videos, hatten die Faktenchecker entweder nicht gesehen oder einfach ignoriert.
Zwei Englischlehrer in China
Das Video wurde am 1. April 2020 auf Youtube hochgeladen und stammt von dem Youtuber »Laowhy86«, der mit bürgerlichem Namen Matthew Tye (33) heißt. Tye hat gemeinsam mit dem in Südafrika geborenen Videoblogger Winston Sterzel (40) Videoclips über Motorradtrips durch China gemacht. Laut der Hongkonger Zeitung South China Morning Post waren beide in den 2000er Jahren als Englischlehrer ins Reich der Mitte gekommen. »Ungefähr zu der Zeit, als die beiden 2019 China verließen, änderte sich der Inhalt ihrer [Youtube-]Kanäle [dann] drastisch. Die nunmehr freimütige Kritik an der chinesischen Regierung bescherte den beiden zusammengerechnet fast 1,5 Millionen Abonnenten.«
Laut seinen Twitterposts ist Matthew Tye, der auch unter dem Pseudonym C-Milk wirkt, mit einer Chinesin verheiratet. In seinen Posts beschäftigt sich Tye nicht nur mit Covid-19, sondern kritisiert auch die Unterdrückung der Demokratie-Bewegung in Hongkong und die menschenrechtswidrige Politik Pekings gegenüber der Minderheit der Uiguren. Insofern hätten die ZDF-Faktenchecker den jungen Mann »einen Videoblogger, der Jahre lang in China gelebt hat« nennen können. Taten sie aber nicht, weil sie es offenbar gar nicht erst recherchiert hatten.
Stellenanzeigen des Virologischen Labors in Wuhan
Tyes etwa 10 Minuten langes Video mit dem Titel »I found the Source of Coronavirus« beginnt mit dem Screenshot eines Tweets als Beispiel dafür, wie die offizielle chinesische Propaganda an und mit dem Coronavirus arbeitet und wirkt. So twittert hier ein User: »Möglicherweise war es die US-Armee, die die Epidemie nach Wuhan gebracht hat. Seid transparent! Macht Eure Daten öffentlich! Die USA schulden uns eine Erklärung!«
Im Anschluss berichtet Matthew Tye über das Virologische Labor in Wuhan, bis er zu zwei Stellenanzeigen des Institut gelangt, in denen Spezialisten für Genanalysen gesucht werden. Die erste ist vom 18. November 2019, die zweite vom 24. Dezember 2019.
Den Anzeigeninhalt übersetzt Tye für seine Zuseher salopp mit den Worten: »Wir haben ein neues, schreckliches Virus entdeckt und möchten gerne Leute rekrutieren, die sich damit befassen.« Das kann man nun als verschwörungstheoretisch lesen in dem Sinne, dass Tye hier explizit behauptet, die Stellenanzeigen bezögen sich bereits auf das neue SARS-CoV-2-Virus. Im größeren Zusammenhang wirkt es allerdings eher so, als wollte der Vlogger seinen Zusehern erklären, dass er erst durch die Stellenanzeigen neugierig geworden sei und so in der Folge auf die verschwundene Wissenschaftlerin Huang Yan-Ling gestoßen war, zu der er dann Hinweise aus den sozialen Medien Chinas zusammengetragen hat.
»So dreist vertuscht China die Ursprünge von Corona«
Huang Yan-Ling (auch Huang Yanling geschrieben) ist Geburtsjahrgang 1988. Sie war seit mindestens 2012 in dem Labor in Wuhan tätig. Entsprechend ist sie auch bei der chinesischen Akademie der Wissenschaft als Doktorandin gelistet. Seit Ende 2019 gilt Huang als verschwunden. Ihr Foto und ihr Profil wurden auf der Webseite des Instituts gelöscht. Auch ihr privates Internetprofil existiert nicht mehr. Darüber – und das hätte man dann auch beim Fakten suchen, finden und checken in Mainz merken können – hatte sogar der Berliner Tagesspiegel am 7. Mai 2020 unter dem Titel »So dreist vertuscht China die Ursprünge von Corona« berichtet.
Bereits sechs Wochen davor, am 17. Februar 2020, hatte der Hongkonger Korrespondent des Auslandsdienstes des französischen Staatsrundfunks Zhen Shuji Folgendes zum Fall Huang berichtet: »Als ein Reporter der Beijing News das Institut [in Wuhan] nach Gerüchten über den Patienten Null befragte, bestritt man zunächst, dass es eine Forscherin namens Huang Yanling gebe. Nachdem man anschließend erkennen musste, dass der Name bereits im Internet kursierte, gab man zu, dass sie am Institut gearbeitet habe, es aber inzwischen mit unbekanntem Ziel verlassen habe.«
Keine weiteren Auskünfte aus »Datenschutzgründen«
In der Folge deklarierten die chinesischen Behörden jede weitere Diskussion zum Verbleib von Huang als »Gerücht«. Und das Institut selbst erklärte: »Huang hat ihren Master-Abschluss 2015 am Institut gemacht… Seitdem ist sie in anderen Provinzen tätig und war nie wieder in Wuhan. Sie ist nicht mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und bei guter Gesundheit.« Auf Nachfrage hieß es, nähere Informationen zu ihr könne man aus »Datenschutzgründen« leider nicht machen.
10 Monate später veröffentlichte die britische Zeitung The Sun (18.01.2021) ein mutmaßliches Foto von Huang. Aufgenommen zusammen mit Kollegen im Jahre 2018 – also drei Jahre nach ihrem angeblichen Verlassen von Wuhan. Zugegeben, das Foto stammt aus einem Tweet mit dem Titel »WhereIsYanLing« und es wurde in einer Boulevardzeitung veröffentlicht und man kann hier auch nicht die Manipulation durch ein modernes Bildbearbeitungsprogramm ausschließen. Trotzdem wirkt die Aufnahme deutlich authentischer als die löchrigen Dementis der chinesischen Behörden.
Die Bloggerin Zhang Zhan und der Labormüll
Und Roland Wiesendanger zitiert all das, also alle Informationen aus dem Video mit dem Titel »Ich habe den Ursprung des Coronavirus gefunden« nicht als Quelle für den »Ursprung des Coronavirus«, sondern als Quelle für das Verschwinden der Wissenschaftlerin Huang Yan-Ling. Und sie ist nicht die einzige Person, die im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch im chinesischen Wuhan verwunden ist. So verschwanden etwa auch der Bürgerjournalist Fang Bin und die Bloggerin Zhang Zhan.
Zhang Zhan hatte in Microblogs über Alltagsprobleme in Krankenhäusern, über Korruption staatlicher Stellen und über andere Missstände während des Lockdowns im chinesischen Wuhan berichtet. Dann verschwand sie. Als sie wieder auftauchte, war sie in Polizeigewahrsam und stand unter Anklage. Inzwischen ist Zhang Zhan von einem Gericht in Shanghai zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil erging nach einem recht kurzen Gerichtstermin, wie einer ihrer Anwälte mitteilte. Sie war in dem Verfahren beschuldigt worden, »Unruhe gestiftet« zu haben.
Zhangs Gesundheitszustand ist nach Angaben ihrer Anwälte »extrem schlecht«. Wie die Hongkonger Zeitung »South China Morning Post« berichtete, musste sie im Rollstuhl in den Gerichtssaal gefahren werden, denn die 37-Jährige ist im Juni 2020 in einen Hungerstreik getreten und musste zwangsernährt werden.
Ernste »Sicherheitsmängel« und mutmaßliche Laborabfälle im Grünen
Pikant an Zhangs Fall war, dass sie mutmaßliche Laborabfälle des Labors in Wuhan gefilmt und am 27. April 2020 ins Netz gestellt hatte. Eben diese Bilder deuten auf Sicherheitslecks hin.
Unbegründet ist dieser Verdacht nicht. So hatte die Washington Post bereits am 14. April 2020 einen in Deutschland kaum beachteten Artikel gebracht, in dem zwei geleakte Berichte der US-Botschaft in Peking an das Außenministerium in Washington zitiert wurden. Anlass beider Schreiben aus dem Januar 2018 war eine Visite in Wuhan gewesen und dort festgestellte Sicherheitsmängel. Im zweiten Bericht vom 19. Januar 2018 hieß es wörtlich, »dass das neue Labor ernste Mängel an angemessen geschultem Personal« aufweise. Man rate zu erhöhter Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Chinesen, damit die Probleme in Wuhan behoben werden können.
Erfundenes Zitat in den Mund gelegt
All das hatten die Mainzer Qualitätsjournalisten bei ihrem Faktenfinden nicht gefunden oder für nicht berichtenswert erachtet. Trotzdem fällten sie ein ziemlich eindeutiges Urteil über das Papier des Hamburger Nanophysikers und ordneten die Labor-Theorie als »fragwürdige Theorie« mit »fragwürdigen Quellen« ein. Das Wort »Verschwörungstheorie« fiel in ihrer Bewertung, genauso die Formulierung »bei Verschwörungstheoretikern beliebt«.
Kein Wunder also, dass Prof. Dr. Prof. E.h. Dr. h. c. Roland Wiesendanger nicht gerade erfreut war über den Verriss, den ZDFheute über seine Arbeit veröffentlichte. Einem der beiden verantwortlichen Redakteure wirft der renommierte Physiker sogar vor, ihm ein erfundenes Zitat in den Mund gelegt zu haben. Auf eine entsprechende Anfrage von Tichys Einblick teilte das ZDF mit: »Die von Herrn Prof. Wiesendanger kritisierte Aussage ist so während eines Interviews mit einem ZDFheute-Redakteur am 18. Februar 2021 gefallen.« Eigentlich hatte Wiesendanger eine »Entschuldigung« erwartet, so Tichys Einblick am 19. März 2021. Bekam er aber nicht.
Leschs Kosmos: »Corona – Was weiß die Wissenschaft?«
Ganz anders verfährt man beim ZDF mit der Zoonose-Theorie. Sie gilt als seriös und das eigentlich seit Beginn der Pandemie. Besonders das Pangolin, ein Schuppentier, das einem Ameisenbär ähnlich sieht, hat es den Mainzern angetan. Und genau daran hatte sich eben auch die Leserin des Redfield-Artikels bei reitschuster.de erinnert. Noch bis ins Jahr 2023 kann man die beiden Sendungen des ZDF-Wissenschaftsmagazins Leschs Kosmos zu der Pangolin-Fährte in der ZDF-eigenen Mediathek anschauen und sich weiterbilden. Es sind die Folgen »Corona – Wege aus der Krise« (Erstausstrahlung 05.05.2020) und »Corona – Was weiß die Wissenschaft?« (Erstausstrahlung 24.03.2020).
Die weiß, dass ein möglicher Zwischenwirt für das Coronavirus auf seinem Weg von der Fledermaus zum Mensch das Pangolin sei. »Um zu klären, ob das Pangolin der direkte Überträger des Virus ist, haben Forscher das vollständige Erbgut des Coronavirus im Pangolin mit dem menschlichen Coronavirus verglichen. Bisherige Studien kommen zu einer rund 90-prozentigen Übereinstimmung. – Das klingt viel, ist aber zu wenig um das Pangolin als direkten Überträger auf den Menschen eindeutig zu identifizieren.«
Erhellend wäre hier noch gewesen, wenn man zusätzlich erwähnt hätte, wie hoch denn die genetische Übereinstimmung bei der Identifizierung des Zwischenwirts für das SARS-(1)-Virus von Jahre 2003 gewesen ist: De facto waren es 100 %, denn es wurde im Larvenroller nachgewiesen. Darüber hinaus hätte man noch einordnen können, dass es die Genom-Analyse malaiischer Schuppentiere betraf und dass Pangoline vom Aussterben bedroht sind. Weshalb ihr Kontakt zu Fledermäusen und Menschen seltener sein wird als beispielsweise der von den zuvor identifizierten Zwischenwirten Larvenroller (2003 SARS-Virus) und Dromedar (2013 MERS-Virus). Stattdessen zeigte das ZDF-Wissenschaftsmagazin lieber Archivbilder eines Frischmarktes und erklärte dem Zuseher: Pangolinschuppen gelten »in der traditionellen chinesischen Medizin… als Heilmittel. Obwohl es auch in China illegal ist, werden die Tiere heimlich gehandelt. Im chinesischen Wuhan gibt es wie in vielen anderen Orten Asiens Wildtiermärkte, wo Tiere lebendig verkauft werden.« So visuell eingestellt und verbal informiert konnte der Zuschauer gar nichts anderes denken als: »Plausible Therorie, das mit dem Schuppentier.«
Tiefgefrorenes aus Afrika
Nun, es ist wohl richtig, dass das Fleisch des Pangolins in China und Vietnam teilweise als Delikatesse gilt und dass diese Tiere zum Zweck des Verzehrs auch lebendig gehandelt werden. Trotzdem kommt der Großteil der Pangoline in China tot an und das von ziemlich weit weg: aus Afrika. Entweder als tiefgefrorenes Fleisch oder als Schuppen. Und damit eben nicht als lebendiges, Luft und Viren ausatmendes Zwischenwirtstier. Wichtiger als diese Einordnung war es Leschs Kosmos allerdings, den Zuschauer noch auf Folgendes aufmerksam zu machen: »Weder das Pangolin noch Fledertiere sind Schuld an der jetzigen Misere.« Ein wichtiger Hinweis, denn es könnte ja sein, dass durch vom Lockdown gestresste Bürger ihre angestaute Wut an der heimischen Fledermauspopulation auslassen oder einem unschuldigen Pangolin im Zoo auf die Pelle rücken. Nach 43 Minuten war man dann nicht nur restlos informiert, sondern auch tierschutzethisch eingenordet. Begeistert schrieb der Focus am nächsten Tag: »Terra-X-Legende Harald Lesch macht Virus-Faktencheck«.
Dumm an der Geschichte war nur: Die Theorie mit dem Pangolin war damals bereits eine »Ente«. Und das hätte man beim ZDF auch wissen können, denn diese Information war am Tag der Ausstrahlung von Leschs Kosmos bereits fast drei Wochen alt. Sie stammt aus dem NDR-Podcast »Das Coronavirus-Update«, Folge 6 vom 4. März 2020. Dort hatte Prof. Christian Drosten gesagt: Um es »kurz zu sagen, das mit dem Schuppentier ist eine Ente. Da wurden Daten publiziert, die erklären alles andere als die Herkunft dieses Virus.«
Wissenschaftler, die Medien »wuschig« machen
Wie es zu solchen Veröffentlichungen kommen kann, erklärt der Berliner Virologe mit Wissenschaftlern, die »an schnellen, gehuschten, oberflächlichen Papieren und schnellen Untersuchungen« interessiert sind und »die versuchen, im Vorfeld schon Stimmung zu machen. Und die sagen: Ah, dieses neue Virus – wir haben da etwas ganz Interessantes gefunden. Wir sagen Euch noch nicht so ganz das Detail, aber wir können schon mal sagen, im Schuppentier haben wir etwas gefunden. Das erklärt wahrscheinlich die Herkunft von dem neuen Virus. Und dann sind alle ganz wuschig.«
Tja, eine reife Leistung. Ein CNN-Interview mit dem ehemaligen Direktor der US-Gesundheitsbehörde CDC einfach ignoriert, den anerkannten Nanophysiker Roland Wiesendanger für seine Labor-Theorie medial gegrillt und aus einer wissenschaftlichen »Ente« einen potentiellen Zwischenwirt von SARS-CoV-2 gemacht. Chapeau!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
* Der Autor ist in der Medienbranche tätig und schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Naeblys/Shutterstock
Text: Gast
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