Uni-„Studie“ bestätigt Masken-Wirksamkeit Nach Bill-Gates-Spende von 1,6 Millionen Dollar

Immer wieder überrascht es einen aufs Neue, welche Zufälle es gibt. „Forscher haben es jetzt bewiesen: Maskenpflicht senkt Ansteckungsrate deutlich“ – so lautet heute eine große Überschrift bei Focus Online. Das Portal gehört zu Hubert Burda Media, und deren Chef-Lobbyist in Berlin ist kein Geringerer als Daniel Funke – der Ehemann von Jens Spahn, dem Mann, der sich vom Corona-Leugner (nach heutigen Maßstäben) im Februar zum Corona-Hardliner gewandelt hat.

„In Asien herrschte kein Zweifel, hierzulande waren selbst Experten skeptisch – doch jetzt gibt es konkrete, wissenschaftlich fundierte Belege: Eine Maskenpflicht verringert die Anzahl der Corona-Infektionen in einer Region um mindestens ein Viertel. Vielleicht sogar um knapp die Hälfte“, heißt es im Vorspann des Focus-Artikels. Wobei das „vielleicht“ schon einmal etwas irritierend ist. Der Beitrag beruft sich auf das Ergebnis einer aktuellen Studie von Ökonomen der Simon-Fraser-Universität im kanadischen Burnaby, die vom US-amerikanischen National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlicht wurde.

Die Forscher „hatten sich für ihre Untersuchung die Ausbreitung des Coronavirus in Kanada genauer angeschaut“, schreibt Focus: „Dort wurde die Maskenpflicht in den verschiedenen Provinzen über mehrere Monate hinweg nach und nach eingeführt. In der Provinz Ontario währte dieser Prozess in den 34 Unterregionen sogar mehr als zwei Monate lang. Da ansonsten überall annähernd dieselben Vorgaben im Kampf gegen das Coronavirus galten, konnten die Forscher die Ausbreitung in den Regionen gut miteinander vergleichen.“

Allerdings steht in dem Beitrag – und weiteren ähnlichen in anderen Medien – kein Wort über einen sehr wichtigen Umstand: Es handelt sich bei der NBER-Untersuchung um eine wissenschaftliche Studie, die noch nicht überprüft ist. Es ist nur die Vorstufe: ein Arbeitspapier. Das steht ganz deutlich am Anfang des „NBER“-Originals: „NBER Arbeitspapiere sind zur Diskussion und zu Kommentarzwecken verbreitet. Sie haben keinen Peer-Review durchlaufen und sind auch nicht vom Vorstand der NBER geprüft worden, das offizielle NBER-Publikationen freigibt.“ Auf gut Deutsch: Das Papier als „Studie“ auszugeben ist Etikettenschwindel und Irreführung der Leser.

Zudem wird die Frage ausgeblendet, ob die Fallzahlen ins Verhältnis zur Zahl der durchgeführten Tests gesetzt wurden. Die Frage, warum ausgerechnet Ökonomen den Nutzen der Masken untersuchen, wird ebenfalls nicht aufgeworfen. Auch wären Vergleichszahlen entscheidend: Da im Frühjahr die Zahl der Infektionen ohnehin massiv absank, wäre hier ein Vergleich mit benachbarten Regionen ohne Maskenpflicht unabdingbar. Zumindest in dem Beitrag ist dazu aber nichts erwähnt.

Viel bedeutender aber noch ist, was schon ein einfacher Blick in das Original der „Studie“ offenbart hätte, auf der ersten Seite. Und was die Kollegen völlig unter den Tisch fallen ließen. Da steht: „Mindestens ein Mitautor dieser Untersuchung hat finanzielle Verbindungen, die möglicherweise relevant sind für diese Forschung.“ Zumindest an dieser Stelle hätte ein aufmerksamer Journalist einmal im Internet recherchieren müssen. Da wäre dann schnell zu finden gewesen: Die Simon-Fraser-Universität im kanadischen Burnaby erhielt, wenige Wochen bevor ihre Ökonomen die „Studie“ veröffentlichten, eine Spende von der Bill-Gates-Stiftung. Und zwar explizit zur Covid-19-Forschung.

Eine der Grundlagen des Journalismus ist es, auf eben solche Zusammenhänge aufmerksam zu machen. So unseriös es wäre, irgendetwas zu unterstellen oder irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen: Nicht weniger unseriös ist es, solche finanziellen Zusammenhänge einfach zu verschweigen. Wer sich nur ein bisschen mit der Finanzierung von Wissenschaft und Studien auskennt, weiß, dass hier – diplomatisch ausgedrückt – gewisse Zusammenhänge zwischen der Position und Interessenlage von Finanziers und Studienergebnissen zumindest nicht immer auszuschließen sind.

Verwiesen wird in dem Text auch auf eine Studie aus Jena. Nicht erwähnt wird dabei, dass diese aufgrund der geringen Fallzahl von Kritikern als wenig aussagekräftig eingeschätzt wird. Diese machen auch geltend, dass in der Thüringischen Stadt andere wichtige Faktoren ausgeblendet wurden (Studentenstadt, Homeoffice etc.).

Noch im Januar verwies der Virologe Christian Drosten auf massive Zweifel an der Wirksamkeit von Masken: „Die technischen Daten sind nicht gut, für das Aufhalten [des Virus] mit der Maske“ (siehe hier). Auch Angela Merkel äußerte sich noch im März genau in diese Richtung. Zwischenzeitlich hat sich die vorherrschende Meinung gedreht, auch wenn Fachleute noch immer massive Zweifel haben. So erschien etwa in der Zeitschrift “Krankenhaushygiene” aus dem renommierten Medizinverlag Thieme im August ein Beitrag mit dem Titel: “Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit: Keine Hinweise für eine Wirksamkeit.“

In der “Deutschen Apothekerzeitung” schrieb Prof. Dr. Markus Veit, Apotheker und Geschäftsführer einer Beratungsfirma für die pharmazeutische Industrie im August: Hier “haben uns die Behörden einen großen Feldversuch verordnet, mit dem wir Risiken evaluieren werden, die ggf. von sogenannten Alltagsmasken ausgehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es Risiken gibt! Das gilt insbesondere für Kita- und Schulkinder.“

Nicht hingewiesen wird auch auf andere Studien, die eine Wirksamkeit von Masken in Frage stellen, auf die sich etwa das Zentrum für evidenzbasierte Medizin an der Oxford-Universität beruft. Über eine, die anders als das von Focus & Co. zitierte Arbeitspapier als „randomisierte kontrollierte Studie“ höchsten Ansprüchen genügt, heißt es: „Diese Studie ergab, dass die Raten grippeähnlicher Infekte bei vietnamesischen Krankenhausmitarbeitern, denen Stoffmasken zugewiesen wurden, 13-mal höher waren als bei medizinischen/chirurgischen Masken, und mehr als dreimal höher als ohne Masken.“

Die Forscher der renommierten britischen Universität warnen ganz klar: „Wir halten es für unklug, auf der Grundlage regionaler geografischer Beobachtungen auf eine Kausalität zu schließen, wie dies mehrere Befürworter von Masken getan haben.“ Also genau der Ansatz des Arbeitspapiers, auf dass sich nun deutsche Medien berufen.

Den aktuellen Untersuchungen vertraut das Zentrum nicht: „Die zahlreichen systematischen Übersichten, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, enthalten alle dieselbe Evidenzbasis, so dass es nicht überraschend ist, dass sie im Großen und Ganzen zu denselben Schlussfolgerungen führen. Jüngste Überprüfungen unter Verwendung von Beweisen geringerer Qualität ergaben jedoch, dass Masken wirksam sind. Gleichzeitig werden robuste randomisierte Studien empfohlen, um die Evidenz für diese Interventionen zu ermitteln.“ Weniger diplomatisch ausgedrückt: Den neuen Untersuchungen, die Masken Wirksamkeit bescheinigen, fehlt die wissenschaftliche Qualität.

Genau das kommt auch beim Focus-Beitrag zum Vorschein, wenn man ihn kritisch zwischen den Zeilen liest und hinterfragt. Wie es zu dem Meinungsumschwung seit März kam, wird dort nicht mal versucht zu erklären. Für mündige Bürger wäre es allerdings schön, dies zu erfahren. Und nicht den Eindruck zu erhalten, dass sie durch selektive Auswahl und „framende“ Darstellung eine Meinung aufgedrängt bekommen sollen.

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Bild: kovop58/Shutterstock
Text: red


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