Kinder und Jugendliche impfen oder nicht? Die 180°-Wende der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Hause des Robert-Koch-Instituts hat zuletzt niemanden mehr überrascht. Überraschend war rückblickend allenfalls die anfängliche Skepsis der STIKO.
Boris Palmer, der sich gerne rebellisch gebende grüne Oberbürgermeister von Tübingen, hatte zuletzt in einem Sommerinterview mit der „Bild“-Zeitung ausgeplaudert, dass er seine Kinder nicht impfen lassen würde:
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass das Risiko für die Kinder bei der Impfung größer ist als bei der Infektion. Also muss man sich für das Risiko der Infektion entscheiden. Auch wenn es die relativ hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass viele Kinder die Infektion im nächsten Schuljahr bekommen werden. Davon gehe ich aus.“
Zu diesem Zeitpunkt konnte Palmer noch gar nicht wissen, dass ihm eine zuletzt veröffentlichte israelische Studie noch einmal mehr Munition für seine impfskeptische Haltung liefern würde. Denn wie u.a. n-tv berichtete, soll demzufolge die Schutzwirkung nach überstandener Covid-19-Infektion deutlich länger anhalten, als nach einer Biontech-Impfung.
Während Auffrisch-Impfungen in kürzeren Abständen immer wahrscheinlicher/notwendiger werden, sind Genesene demgegenüber um ein Vielfaches länger vor einer Neuinfektion geschützt. Bevor hier näher auf diesen Umstand eingegangen werden soll, kurz zur Problematik, die dahintersteckt: Ansonsten gesunde Kinder zeigen in den allermeisten Fällen keinerlei Symptome bei einer Infektion – was auch OB Boris Palmer zu seiner kritischen Haltung gegenüber Kinderimpfungen bewogen haben mag.
Wenn Kinder und Jugendliche jedoch nach einer unbemerkten Infektion den besten Schutz haben, wird Impfen nicht nur zum Risiko, es erscheint auch in der Wirkung sinnloser, als eine Infektion zu riskieren, von der man nichts mitbekommt.
An der israelischen Studie nahmen 7.000 Menschen teil. Zunächst sprach hier sogar alles für die Impfung: Es wurde bei den geimpften Probanden nach der zweiten Spritze mit Biontech/Pfizer eine höhere Zahl an Antikörpern gemessen als bei den genesenen Teilnehmern.
Entscheidender war allerdings, was dann folgte: Die Menge der Antikörper – auf die kommt es an – sank bei den Geimpften geradezu dramatisch. Teilweise sogar um 40 Prozent je Monat, was beinahe einem Impfversagen gleichkommt.
Und hier die wichtige Vergleichszahl: Bei den Genesenen hingegen nahm die Zahl der Antikörper um weniger als fünf Prozent pro Monat ab.
Diese Studie wurde in Israel durchgeführt. Die Regierung setzt dort dennoch auf das Impfen von Kindern, will es sogar über die Schulen durchführen – die Zustimmung der Eltern soll allerdings eingeholt werden müssen. U.a. die israelische Bildungsministerin widersprach zwar dem Vorhaben, überhaupt in Schulen zu impfen, konnte sich damit aber bisher nicht durchsetzen.
Immerhin startet jetzt in Israel ein gemeinsames Projekt des Gesundheitsministeriums, des Bildungsministeriums und des IDF-Heimatfrontkommandos mit Unterstützung lokaler Behörden und Bildungseinrichtungen. Im ganzen Land soll es Antikörper-Untersuchungen bei 3- bis 12-Jährigen geben. So will man feststellen, inwieweit sich das Coronavirus in den letzten anderthalb Jahren unentdeckt unter den Kindern des Landes verbreitet hat.
Sollte die Zahl hier besonders hoch sein, dann würde das auch bedeuten, dass diese Kinder als Genesene gelten und einen vielfach höheren Schutz vor Neuansteckung hätten, als nur nach einer Impfung. Zusätzlich wären die Risiken der Impfung umgangen worden.
So kommentiert das jüdische Wochenmagazin „Tachles“: „Etwa 1.400 Teams des israelischen Heimatfrontkommandos werden an Orten im ganzen Land Bluttests durchführen, um so viele der 1,4 Millionen israelischen Kinder wie möglich zu erreichen. Es wird davon ausgegangen, dass sich in den letzten anderthalb Jahren viele Kinder infiziert haben, aber aufgrund ihres asymptomatischen Verlaufs nie diagnostiziert wurden.“
Israel geht noch weiter: Die Idee ist hier, allen so nachgewiesen genesenen Kindern den „Grünen Pass“ zu geben, was diese Kinder dann von Quarantäne-Maßnahmen befreit ebenso wie von allen Testpflichten.
Wann diese Reihenuntersuchungen abgeschlossen sein werden, ist noch nicht endgültig bekannt. Das Ergebnis dürfte allerdings nicht nur auf die Impfpläne an israelischen Schulen Auswirkungen haben – auch Eltern in Deutschland könnten sich entscheiden, das Ergebnis aus Israel noch abzuwarten, lässt es doch auch Rückschlüsse zu auf die Zahl der genesenen, also besser geschützten Kinder hierzulande.
Bild: Kamil Macniak/Shutterstock
Text: red