Von Mario Martin
Im Zeitraum vom 22. November bis 19. Dezember klassifizierten Krankenhäuser die aufgenommenen Patienten anhand eines Corona-Tests. Jetzt stellt sich heraus: War der Test positiv, flossen die Patienten als Covid-Patienten in die Statistik ein. Auch, wenn die Patienten gar nicht wegen Covid ins Krankenhaus kamen. Diese Zählweise wiederum bildet die Grundlage für die sogenannte Covid-Hospitalisierungsinzidenz. Die wiederum spielt eine wichtige Rolle bei den Corona-Maßnahmen und den damit verbundenen Freiheitsbeschränkungen und Grundrechts-Einschnitten.
Allein im Saarland etwa waren im oben genannten Zeitraum 260 Patienten ins Krankenhaus eingeliefert worden. Davon 126 (48 Prozent) wegen Corona, 86 (33 Prozent) wegen einer anderen Krankheit und bei 48 (18 Prozent) war der Grund nicht bekannt.
Boris Reitschuster hatte genau nach diesen Zahlen auf der Bundespressekonferenz gefragt – und bekam zur Antwort, dass man die Frage nicht verstehe (siehe unten den Wortlaut).
Heraus kamen die Zahlen durch eine Umfrage, die die Bild-Zeitung bei den Landesgesundheitsministerien einiger Bundesländer durchführte (auf der Seite der Bild ist der Artikel leider hinter einer Bezahlschranke versteckt, so dass die meisten Internet-Nutzer ihn nicht lesen können.
Bei den 4.771 in Baden-Württemberg eingelieferten Patienten war von 3.736 (78 Prozent) der Grund der Einlieferung bekannt. Von diesen 78 Prozent sind wiederum 3.406 tatsächlich aufgrund einer Corona-Erkrankung eingeliefert worden. Somit beträgt der korrekte Anteil der Covid-Patienten hier 71 Prozent (3.406 / 4.771).
In Bremen wurden im genannten Zeitraum 176 Hospitalisierungen gezählt, davon 120 (68 Prozent) tatsächlich wegen Corona und 56 (32 Prozent) nur mit positivem Test.
Am niedrigsten ist die Quote der ursächlichen Corona-Erkrankungen in Rheinland-Pfalz. Dort war nur in 55 (40 Prozent) von 139 Fällen klar, dass der Grund für die Krankenhaus-Einweisung die Krankheit selbst war.
Womit ein weiteres Mal nachgewiesen ist, dass die Zahlen, die die Politik für ihre Entscheidungsfindung missbraucht, das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt wurden.
Die Hospitalisierungsinzidenz ist dabei nur ein Mosaikstein des Datenchaos, das an allen Fronten die Berichterstattung und politische Entscheidungsfindung durchzieht.
Weitere Beispiele sind die Untererfassung von Impfschäden; falsch angegebene Bettenbelegung in den Krankenhäusern; die fragwürdige Zahl der sog. “Corona-Toten”, die ebenfalls anhand positiver Testergebnisse gemessen wird und die nebulöse Zahl der “Impfdurchbrüche”.
Sogar Sat.1 berichtet inzwischen über die offensichtlichen Manipulation:
Sat.1 berichtet über Fake-Hospitalisierungsinzidenz: pic.twitter.com/Nw9kKXQOFx
— Eugen Richter (@Freiheitsloewe) December 27, 2021
Bundespressekonferenz am 3.11.2021
Ich muss offen gestehen: Ich verstehe die Frage nicht. Ich habe zwar eine Idee, was Herr Reitschuster meinen könnte … Je nachdem, welche Symptomatik als Hauptsymptomatik vermerkt wird, können unterschiedliche Dinge eine Rolle spielen. Ich glaube, dass Herr Reitschuster das als „an oder mit Corona“ missversteht.
Spahn-Sprecher Sebastian Gülde auf der Bundespressekonferenz vom 3.11.2021 auf folgende Frage von mir: „Dem RKI wird vorgeworfen, die Prozentzahlen der Ungeimpften auf Intensivstationen seien irreführend, weil Geimpfte nicht oder nicht so oft getestet würden und zudem angeblich nur dann als Coronapatienten gezählt würden, wenn sie wegen und nicht nur mit COVID-19 behandelt würden. Trifft das zu?“.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.
Bild: ShutterstockText: mm