Gastbeitrag vom „Subjektiven Studenten“
Letzte Woche wurde auf reitschuster.de ein Artikel veröffentlicht, der sich auf die Daten aus dem wöchentlichen Lagebericht des RKI vom 30.12.2021 stützte und die auffällig niedrige Anzahl der Omikron-Fälle unter den Ungeimpften thematisierte.
Diese machten zum damaligen Zeitpunkt in der Kalenderwoche 51 scheinbar lediglich gut 4 % aller Omikron-Fälle aus, obwohl zeitgleich jeder Vierte in Deutschland ungeimpft war. So waren die Ungeimpften klar unterrepräsentiert im Gegensatz zu den zweifach Geimpften, die laut den veröffentlichten Zahlen über 65 % der Omikron-Fälle ausmachten und somit stark überrepräsentiert waren. Die folgende Abbildung veranschaulichte die damaligen Befunde:
Jedoch änderte das RKI einige Tage nach Veröffentlichung (letzte Änderung am 5. Januar 2022) den wöchentlichen Lagebericht nachträglich und korrigierte die Anzahl der Omikron-Fälle bei den Ungeimpften von 186 auf 1.097 nach oben. Der Autor vermutet an dieser Stelle kein falsches Spiel, sondern einen einfachen Fehler: Das RKI scheint vergessen zu haben, die Anzahl der Ungeimpften zu aktualisieren und brachte alte Zahlen erneut. So waren auch schon in dem Wochenbericht vom 23.12.2021 auf Seite 38 die 186 Omikron-Fälle unter den Ungeimpften zu finden.
Somit machen die Ungeimpften rückblickend in der Kalenderwoche 51 nicht mehr die zunächst berechneten 4 %, sondern nun gut 21 % aus. Quantitativ ist das eine deutliche Korrektur nach oben. Aber ändert sich damit auch die bisher festgestellte qualitative Unter- bzw. Überrepräsentation?
Tatsächlich bleiben die Ungeimpften unter- und die zweifach Geimpften überrepräsentiert, wie folgende Darstellung mit den aktualisierten Daten klar ersichtlich macht:
Insofern waren die zuvor aufgezeigten Verhältnisse zwischen Geimpften und Ungeimpften durch die falschen Zahlen des RKI nicht korrekt, jedoch ist die Vermutung eines sehr stark verringerten Impfschutzes bei den zweifach Geimpften in Bezug zu der neuen Variante weiterhin nicht endgültig vom Tisch.
Verzerrungen sind in beide Richtungen denkbar. Die Ungeimpften müssen sich natürlich im Rahmen von 3G zunächst einmal deutlich mehr Tests unterziehen als die Geimpften (dieser Verzerrungsfaktor müsste allerdings gleichermaßen auch beispielsweise für die sogenannte Delta-Variante gelten). Auf der anderen Seite wäre auch denkbar, dass Geimpfte dieser Tage eher Auslandsreisen tätigen und im Zuge dessen häufiger speziell auf Omikron untersucht werden (dies ist zum jetzigen Zeitpunkt freilich nur eine Spekulation des Autors). Über die Anzahl der Testungen unter den einzelnen Gruppen gibt das RKI leider keine Auskunft.
Zukünftige (und hoffentlich korrekte) Zahlen des RKI sollten hier mehr Klarheit schaffen, denn gerade in der aktuellen Zeit, in der fast täglich über die Impfpflicht diskutiert wird, hat diese Frage höchste Relevanz.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Der subjektive Student, Jahrgang 1996, wurde im Ruhrgebiet geboren. Er studiert aktuell und hat in der Corona-Krise aus einem persönlichen Leidensdruck heraus begonnen, seine eigene Sicht auf die „Pandemie“ auf seinem YouTube- und Telegram-Kanal mit anderen zu teilen. Als Teil der Gegenbewegung in der Corona-Krise versucht er, sowohl durch inhaltliche Aufklärung, als auch durch seine Betonung auf die eigene subjektive Sicht der Dinge und die Unsicherheit des eigenen Wissens den Debattenraum insgesamt demütiger zu machen und so positiv zu beeinflussen. „Alles ist Vermutung“, wie der bekannte Philosoph Karl Popper es ausdrückte.
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