Von Daniel Weinmann
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine treibt Millionen Menschen in die Flucht. Sie sind erschöpft, sie waren tagelang unterwegs, ohne viel zu schlafen. Sie haben schreckliche Dinge erlebt und oftmals traumatisierende Kriegserfahrungen gemacht. Vielen ist so wenig verblieben, dass ihre gesamten Habseligkeiten in einen einzigen Koffer passen.
Als wäre dies nicht genug, bringt sie eine zynische Volte des Schicksals nun noch um das letzte Geld, das sie zusammengekratzt haben: Die ukrainische Währung wird fast nirgends mehr getauscht. Die Hrywnja (zu Deutsch: Griwna) in Euro umzutauschen, ist nur in den wenigsten Geldinstituten oder Wechselstuben möglich. Die Scheine sind kaum das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind.
In der Kärntner Sparkasse etwa, so berichtet die „Kleine Zeitung“, können Griwna zwar in Euro gewechselt werden: Pro Person bis 300 Euro Gegenwert, es fallen keine Provisionen an. Die Anadi Bank hingegen führt kein Konto in der ukrainischen Währung und akzeptiert daher kein ukrainisches Bargeld. „Zudem können wir aus regulatorischen Gründen kein Geld von Personen annehmen, die nicht unsere Kunden sind“, teilt das Finanzinstitut mit.
»Wir haben den Umtausch bereits 2014 eingestellt«
Auch bei der in Klagenfurt ansässigen BKS Bank ist das Ersparte der Flüchtlinge nichts wert: „In unserem Fall zählt die Ukraine nicht zu den Marktgebieten der BKS Bank und wir haben vor Ort auch keine Korrespondenzbanken. Der Wechsel von Griwna in Euro ist in unseren Filialen daher auch nicht möglich“, erklärt die BKS.
Hierzulande präsentiert sich die Lage nicht anders. „Wir haben den Umtausch bereits 2014 eingestellt“, sagt Rüdiger Schmitt, Sprecher der Reisebank AG, gegenüber dem „Tagesspiegel“.
Die Deutsche Bundesbank bestätigte unterdessen, dass die Griwna nicht mehr konvertibel sei. Ukrainische Banken hätten einen „kriegswirtschaftlichen Modus“ für die Währung ausgerufen. Der Umtausch sei daher nicht mehr möglich. Hintergrund: Kaufen Geldhäuser die Devisen an, riskieren sie, keinen Abnehmer mehr zu finden.
„Seit Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ist der Handel in Banknoten lautend auf Rubel und Hrywnja ausgesetzt“, zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ einen Sprecher der Berliner Sparkasse.
Auch in der Schweiz ist kein Währungswechsel möglich
Besonders belastend für die Flüchtlinge kommt hinzu, dass auch die Karten ukrainischer Banken in Deutschland offenbar kaum verwendbar sind.
Auch aus der Schweiz gibt es Berichte, dass die ukrainische Griwna nicht gewechselt werden kann. Die Zürcher Kantonalbank etwa bestätigt, dass man mit der ukrainischen Währung nicht handle. Immerhin: „Wir prüfen zurzeit verschiedene Möglichkeiten, wie ukrainische Flüchtlinge im Zusammenhang mit Bankdienstleistungen unterstützt werden können.“
Im Euroraum sind sich die Finanzhäuser darüber einig, dass dieses Problem nur auf politischer Ebene gelöst werden kann. In Gang bringen dürfte dies Beobachtern zufolge Polen, wo bereits Hunderttausende Flüchtlinge angekommen sind. Wie lange es dauert, bis sich Brüssel auf eine einheitliche Linie einigt, wagt indes niemand zu prognostizieren.
Das Leid in der Ukraine ist unermesslich. Es trifft auch viele Freunde von mir, weswegen es mich ganz besonders bewegt. Bitte helfen Sie den Menschen dort – hier finden Sie eine Übersicht, wie Sie helfen können. Einen guten Hinweis für Ihre Hilfe, die direkt bei konkreten Menschen ankommt, finden Sie in dem oben erwähnten Artikel von kath.net (ganz am Schluss, über diesen Link hier).Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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