Von reitschuster.de
Stellen Sie sich bitte nur einen kurzen Moment lang vor, Alexander Gauland (AfD) würde Sympathisanten seiner Partei auf Kosten des Steuerzahlers zu einer Berlin-Reise einladen, dieses Angebot jedoch auf alte, weiße Männer begrenzen. Frauen sowie junge erwachsene Männer wären ausdrücklich nicht erwünscht. Sie können sich bestimmt vorstellen, welche Reaktionen ein derartiger Akt der Ausgrenzung in den Medien und nicht zuletzt den sozialen Netzwerken auslösen würde. Was bei Alexander Gauland und der AfD ein handfester Skandal wäre, scheint bei den Grünen aber das Normalste der Welt zu sein.
Emilia Fester (Grüne), die aktuell jüngste Bundestagsabgeordnete, hat jetzt eine genau solche Einladung ausgesprochen. Aber natürlich nicht an alte, weiße Männer, sondern an „junge Fintas“ aus Hamburg. Sie wissen nicht, wer oder was eine „Finta“ ist? Das macht überhaupt nichts, vielmehr dürfen Sie das als Auszeichnung verstehen. Da es reitschuster.de aber immer ein Anliegen ist, auch jede noch so irrelevante Bildungslücke zu schließen, folgt hier die hochoffizielle Definition aus dem über jeden Zweifel der Unwissenheit in diesem Bereich erhabenen Queer-Lexikon: „Finta ist eine Abkürzung, die ausdrücken soll, wer in bestimmten Räumen oder zu bestimmten Veranstaltungen willkommen ist. Sie steht für Frauen, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen“.
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!
Unsere „Milla“, wie sich die verwöhnte Berufspolitikerin gerne selbst nennt, sieht sich als Bundestagsabgeordnete offenbar also nur den „jungen Fintas“ verpflichtet. Daher ist es für Fester geradezu selbstverständlich, sich bei ihrer Reise durch die Bundeshauptstadt auch nur mit Bürgern aus dieser eng begrenzten Zielgruppe zu umgeben. Auf Facebook hat die Grüne dazu folgenden Text gepostet: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Du bist eine junge Frau (oder inter/nichtbinäre/trans Person) im Alter von 18-35 Jahren und willst das politische Berlin entdecken? Dann sei dabei: Am 22./23. August lade ich ein nach Berlin!“ Was die Fintas an der Spree erwartet, beschreibt Fester so: „Bei der zweitägigen Fahrt erhältst du einen Einblick in das politische Berlin, besuchst das Reichstagsgebäude und triffst mich zu Gesprächen! Außerdem gibt es Besuche in Ministerien sowie Führungen in Museen und Gedenkstätten“.
Da Emilia Fester in diesem Post so tut, als würde sie persönlich die Fintas zu dem Berlin-Trip einladen, könnte man nun auch Argumente dafür finden, dass es der Bundestagsabgeordneten freistehe, wem sie den Reichstag, das Brandenburger Tor und die weiteren Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zeigen möchte. Der Haken an der Sache ist aber leider, dass Fester und die jungen Fintas eben auf Kosten des Steuerzahlers in Berlin unterwegs sind – streng genommen laden also Sie und ich die illustre Reisegruppe an die Spree ein. Das geht aus dem zweiten Teil des Facebook-Posts der jungen Grünen hervor: „Hin- und Rückfahrt (aus Hamburg) mit der Bahn, die Übernachtung in einem Hotel, die Verpflegung und unsere Programmpunkte vor Ort sind dabei völlig kostenfrei, weil die Fahrt über das Bundespresseamt (BPA) organisiert wird.“ Via Instagram wird hierzu ergänzt: „Alle jungen Fintas, die nicht in Hamburg wohnen, können auch kommen, müssten aber selbstständig nach Hamburg oder Berlin reisen und sich der Reisegruppe anschließen!“
Auch wenn zu befürchten ist, dass Fester selbst glaubt, was sie da von sich gegeben hat, ist dem natürlich mitnichten so. Die Reise nach Berlin mit allem Drum und Dran mag zwar für Fester und ihre jungen Fintas „völlig kostenfrei“ sein, aber nicht, weil sie über das BPA organisiert wird, sondern weil der gemeine Steuerzahler als Gönner wider Willen einspringt. Es ist wohl auch nicht davon auszugehen, dass sich der Tross bei der Fahrt von Hamburg nach Berlin und zurück mit dem nur in Regionalzügen des ÖPNV gültigen 9-Euro-Ticket begnügen wird. Ganz bestimmt wird Fester für eine deutlich bequemere und komfortablere Lösung sorgen – es ist ja alles „völlig kostenlos“.
Einblick ins „politische Berlin“ oder doch nur Klassenfahrt an die Spree?
Einerseits steht die Diskriminierung von Männern ganz offensichtlich im krassen Widerspruch zum ständigen Gerede der Grünen von Gleichberechtigung. Andererseits wohnt der sehr speziellen Zusammensetzung der Reisegruppe aber auch eine gewisse Logik inne. Es ist kaum davon auszugehen, dass ein alter, weißer – und vielleicht auch noch weiser – Mann sich von einem Fräulein Fester die Politik, geschweige denn die Welt und das Leben erklären lassen wollte. Der Erkenntnisgewinn während dieser von einer Bundestags-Novizin bzw. deren Partei organisierten und vom Steuerzahler finanzierten Reise ins „politische Berlin“ wird sich also aller Voraussicht nach in überschaubaren Grenzen halten. Die Teilnehmer werden sich, so steht Festers bisherigen Auftritten nach zu erwarten, eher an eine Klassenfahrt während ihrer Schulzeit erinnert fühlen.
Bild: ShutterstockText: reitschuster.de
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