82 Prozent der Covid-Intensivpatienten vollständig geimpft Insgesamt mehr als zwei Millionen Fälle von Impfversagen

Ende April hatte das Robert Koch-Institut angekündigt, es werde aktuelle Zahlen zur Impfeffektivität künftig nur noch in einem Monatsbericht veröffentlichen. Damit wären diese Zahlen Ende Mai fällig geworden. Doch sie kamen nicht. Unter anderem mit der Begründung, dass Impfungen falsch gezählt wurden. Am Donnerstag ist das „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ jetzt endlich erschienen. Im aktuellen Wochenbericht der Bundesbehörden, der zeitgleich erschien, finden sich Zahlen, die erstaunlich sind. Ich zitiere hier wörtlich die Stelle, die mich am meisten beeindruckt hat:

Für den Zeitraum vom 08.06.2022 bis 03.07.2022 (Mitte KW 23 – KW 26/2022) wurde der Impfstatus von 1.951 COVID-19-Aufnahmen gemeldet; das entspricht etwa 67,1 % der für diesen Zeitraum übermittelten Fälle (2.908). 14,4 % (280 Fälle) aller COVID-19-Neuaufnahmen mit bekanntem Impfstatus hatten keine Impfung, 3,7 % (72 Fälle) hatten eine Impfung, 12,5 % (243 Fälle) hatten zwei Impfungen, 56,4 % (1.101 Fälle) hatten drei Impfungen und 13,1 % (255 Fälle) hatten vier oder mehr Impfungen.

Bevor Sie jetzt den Taschenrechner suchen müssen, habe ich für Sie nachgerechnet: 82 Prozent aller Patienten, die in den Kalenderwochen 23 bis 26 in die Intensivstationen kamen mit Covid-19 (mit oder wegen wissen wir nicht) und von denen der Impfstatus bekannt ist, sind mindestens zweimal geimpft, 69,5 Prozent, also mehr als zwei Drittel, sogar geboostert. Die Quote der vollständig Geimpften in Deutschland liegt bei 76,1 Prozent. Das RKI kommt bei seinen Prozent-Zahlen auf über 100 – zählt man sie zusammen, kommt man auf 100,1 Prozent. Offenbar aufgrund von Rundungen.

Ich erlaube mir hier absichtlich keinen Kommentar. Ich finde, diese Zahlen sprechen für sich.

Und ich führe aus Gründen der Ausgewogenheit auch an, wie das Robert Koch-Institut selbst diese Zahlen kommentiert – in gefetteten Buchstaben:

Es ist zu beachten, dass die Intensivregister-Daten in dieser Form nicht geeignet sind, um die Wirksamkeit der Impfung einzuschätzen. Es muss die generelle Altersverteilung von Intensivpatientinnen und -patienten sowie die Entwicklung der allgemeinen Impfquote der Bevölkerung berücksichtigt werden. Siehe dazu das „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ unter www.rki.de/covid-19-impfbericht.

Im „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ heißt es gleichzeitig:

Im Zeitraum MW 16-19/2022 war für ungeimpfte Personen das Risiko, aufgrund von COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt zu werden 6,7-fach (12- bis 17-Jährige), 3,7-fach (18- bis 59-Jährige) bzw. 9,0-fach (ab 60-Jährige) erhöht im Vergleich zu Personen mit einer Auffrischimpfung.

Fragen Sie mich bitte nicht, wie das zu den oben zitierten Zahlen aus dem Wochenbericht passt.

Ebenfalls interessant die Zahl der so genannten „Impfdurchbrüche“, wie Fälle von Impfversagen heute genannt werden. Auch hier wieder die wörtlichen Zitate aus dem Monitoring des RKI:

„Im gesamten Zeitraum von MW 05/2021 – 23/2022 war aus den übermittelten Angaben für 86 % der symptomatischen COVID-19-Fälle der Impfstatus bekannt. In diesem Zeitraum wurden unter den gemeldeten symptomatischen Fällen mit bekanntem Impfstatus insgesamt 2.062.073 Impfdurchbrüche identifiziert: 26.943 bei 5- bis 11-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 2.439 mit Auffrischimpfung, 75.954 bei 12- bis 17-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 28.313 mit Auffrischimpfung, 844.116 bei 18- bis 59-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 734.948 mit Auffrischimpfung und 180.359 bei Personen ab 60 Jahre mit Grundimmunisierung bzw. 169.001 mit Auffrischimpfung.

Interessant auch: In dem Monitoring ist jetzt nicht mehr von einem Schutz von Auffrischungsimpfungen vor Ansteckung oder Krankheit die Rede. Nur noch von einem Schutz vor schweren Verläufen.

Ebenso bemerkenswert folgende Aussage:

Bei der Berechnung der Impfeffektivität kann es zu negativen Werten kommen. Ein negativer Punktschätzer bedeutet jedoch nicht, dass die Impfung das Risiko einer COVID-19-Erkrankung bzw. Hospitalisierung erhöht, sondern muss vielmehr als Ausdruck der statistischen Unsicherheit oder einer Verzerrung in den Daten interpretiert werden.

Interessant ist folgendes Eingeständnis der Behörde:

Aktueller Hinweis zur Datengrundlage: In zeitlichem Zusammenhang mit der Umstellung der Impfstatuserfassung in den Melde- und Übermittlungssoftwares (es können nun detailliertere Angaben zu jeder einzelnen COVID-19-Impfung eingegeben werden) kam es seit Februar 2022 bei mit bestimmten externen Softwareprodukten erfassten COVID-19-Fällen zu einer auffälligen Häufung von unplausiblen Impfangaben wie beispielsweise einer zu hohen Anzahl von Impfungen. In diesem Zusammenhang ist nicht auszuschließen, dass bis zur Behebung dieses technischen Problems ein Teil der übermittelten COVID-19-Fälle fälschlicherweise als vollständig geimpft gewertet und damit die berechnete Impfeffektivität unterschätzt wird.

Hier die Angaben zur Impfeffektivität aus dem Bericht:

Weiter steht in dem Bericht:

Die in diesem Kapitel aufgeführten Werte müssen aus den oben genannten Gründen mit Vorsicht interpretiert werden und dienen vor allem der Einordnung der Impfdurchbrüche und einer ersten Abschätzung der Impfeffektivität.

Interessant vor diesem Hintergrund ist, dass oberste Gerichte zu einer festen Meinung in Sachen Impfeffektivität gekommen sind und mit dieser eine Impfpflicht rechtfertigen, während selbst das RKI nun warnt, die aktuellen Werte müssten aktuell mit Vorsicht interpretiert werden. Waren die Gerichte da zu voreilig? Werden sie ihre Entscheidungen jetzt revidieren?Pürner

Im Weiteren führt das RKI aus, dass nach einem Spritzen von mRNA-Impfstoffen die Effektivität „nach über 6 Monaten nur noch bei maximal 13 Prozent“ liegt. Die Auffrischimpfung, so das RKI weiter, schütze dann „bis zu 3 Monate nach der Impfung mit einer Effektivität zwischen 44 Prozent und 65 Prozent vor einer symptomatischen Infektion durch die Omikronvariante.“ Die Formulierung „bis zu drei Monaten“ ist sehr weich – damit wäre auch ein Schutz von einer Woche noch erfasst. Weiter heißt es: „Daten zu späteren Zeitpunkten waren für die Auffrischimpfung nicht berichtet.“ Das wirft die große Frage auf: Muss nach dieser Logik dann alle paar Monate neu aufgefrischt werden?

Weil weniger manchmal mehr ist, enthalte ich mich jeden Kommentars. Die Daten und Zitate sprechen für sich. Ebenso wie es für sich spricht, wenn Sie die wesentlichen Angaben, etwa zum Impfversagen oder zum Anteil von Geimpften unter den Covid-19-Patienten auf der Intensivstation, bei Google eingeben und dann nachsehen, wie viele große Medien darüber berichtet haben.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!


Bild: Shutterstock
Text: br

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