Von Daniel Weinmann
Das ‚KiKA-Baumhaus‘ gehört für viele Kinder im Vorschulalter zum allabendlichen Ritual. Seit Ende August vergangenen Jahres verstärkt der staatlich geprüfte Erzieher Matondo Castlo das Moderatoren-Duo. „Das ‚KiKA-Baumhaus‘ ist für mich eine große Gelegenheit, viele kleine Kinder zum Lächeln zu bringen. Außerdem wollte ich schon immer mal in ein Baumhaus klettern und einen Stern aus nächster Nähe sehen“, ließ sich der Hip-Hop-Aficionado in einer Pressemitteilung zum Start seiner neuen Tätigkeit zitieren.
Ein am vergangenen Mittwoch auf Twitter gepostetes Foto zeigt Castlo im Westjordanland. „Soligrüße aus Palästina“, steht über dem Foto, das den fröhlich lächelnden Berliner zusammen mit Teilnehmern des diesjährigen Farkha-Jugendfestivals zeigt. Die anti-israelische Veranstaltung findet seit 1991 statt und wird unter anderem von der kommunistischen Palestinian People’s Party organisiert und in Deutschland vor allem von der radikalen Linken unterstützt.
„GenossInnen und FreundInnen“ wurden eingeladen, „eine Woche lang an Freiwilligenarbeit, politischen Diskussionen und Workshops zum palästinensischen Befreiungskampf, zu den Kämpfen palästinensischer Frauen, zu linken Perspektiven und kulturellen Aktivitäten im Dorf Farkha in Palästina teilzunehmen.“
»Man kann von oben die mehr als 700 km lange Apartheidsmauer erkennen«
Eine der Teilnehmerinnen ist die mit KiKa-Moderator Castlo abgelichtete Kommunistin und radikale Feministin (der österreichische „Standard“ bezeichnet sie als den “Albtraum alter weißer Männer”) Nicole Schöndorfer. Ihre Instagram-Story zeigt, wie ein Mann vor ihr einen Stein hinter seinem Rücken in der Hand hält. Andere sind vermummt.
Die unverblümte antiisraelische Gesinnung auf dem Farkha-Festival offenbart Festivalbesucher Kerem Schamberger in seinem Blog. „Man kann von oben die mehr als 700 km lange Apartheidsmauer erkennen, die die Westbank abriegelt“, schreibt er etwa. Im Zentrum der Kommunistischen Jugend wird er „von kämpferischen Jugendlichen begrüßt, vor allem Frauen. Als sie sich vorstellen, sagen alle ausnahmslos ‚Ich komme aus Palästina‘, obwohl Nazareth in Israel liegt, das von ihnen nur als 48-Gebiet bezeichnet wird, also als das Land, das 1948 besetzt worden sei.“
Der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, fordert angesichts der Causa Castlo einen Antisemitismusbeauftragten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. „Hass auf Israel zu teilen oder zu verbreiten gehört eindeutig nicht zum Programmauftrag öffentlich-rechtlicher Sender“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen.
»Ein Angebot für alle Kinder, das demokratische Werte vermittelt, Orientierung bietet und für die Kinder- und Menschenrechte eintritt«
Aus der Politik gibt es derweil erste Rücktrittsforderungen. Wer „sich mit Israelhass und Antisemitismus gemein macht“, habe „in einer öffentlich finanzierten Institution wie dem ÖRR nichts zu suchen“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Max Mordhorst gegenüber BILD. Ähnlich sieht es der CDU-Politiker Philipp Amthor: „Wer anscheinend keinen Anstoß daran nimmt, dass Kinder für Israelhass instrumentalisiert werden, erscheint mir nicht geeignet, in Deutschland den gebührenfinanzierten Bildungsauftrag zu erfüllen.“
Moderator Castlo äußerte sich bislang ebenso wenig wie die gebührenfinanzierten Sender ARD und ZDF. KiKa teilte auf eine Anfrage von BILD lediglich mit, den Fall „sorgfältig“ prüfen zu wollen. Man nehme die Vorwürfe ernst, lautete eine weitere Floskel. Dazu passend: Der Sender kenne Castlo als „sehr engagierten und stets am Wohl der Kinder orientierten Menschen, der sich in seiner Arbeit als Coach, Musiker und Erzieher deutlich gegen Hass und Gewalt positioniert.“
Geradezu spöttisch mutet diese Einlassung an: „KiKA ist ein Angebot für alle Kinder, das demokratische Werte vermittelt, Orientierung bietet und für die Kinder- und Menschenrechte eintritt.“
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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