Immer öfter hat man den Eindruck, dass sich die Politik und vor allem die Pharma-Industrie in Sachen Impfung an das alte Motto hält: viel hilft viel. In den USA testen jetzt Arzneimittel-Konzerne ein neues Vakzin. „Damit sollen Patienten gleichzeitig gegen Covid-19 und Influenza geschützt werden“, schreibt die Berliner Zeitung mit dem üblichen Framing. Journalistisch sauber wäre es, zu schreiben: Laut Konzernen wollen sie es für Impfungen gegen beide Erreger gleichzeitig einsetzen.
Am Werk sind die üblichen Verdächtigen: Pfizer und Biontech. „Die Phase-1-Studie mit einer Einzeldosis des auf der mRNA-Technologie basierenden Impfstoffs wird in den USA mit 180 Teilnehmern im Alter von 18 bis 64 Jahren vorgenommen“, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Ankündigungen der beiden Unternehmen in Mainz und New York.
Der neuartige Kombinationsimpfstoff kombiniert demnach einen „Influenza-Impfstoffkandidaten von Pfizer“ – was für ein Begriff – mit dem laut Biontech an die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten und bereits zugelassenen Covid-19-Impfstoff der beiden Unternehmen. „In der Phase-1-Studie wird der Impfstoffkandidat auf Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität – also seine Eigenschaft, eine Reaktion des Immunsystems auszulösen – untersucht“, schreibt die Berliner Zeitung: Der erste Teilnehmer sei demnach bereits geimpft.
Biontech-Mitgründer Uğur Şahin erklärte, warum der Kombiwirkstoff die Menschheit beglücken soll. „Durch die Kombination beider Indikationen in einem Impfstoffansatz wollen wir den Menschen eine effiziente Möglichkeit bieten, sich gegen zwei schwere Atemwegserkrankungen zu immunisieren, die durch sich ständig weiterentwickelnde Viren ausgelöst werden und für die fortlaufend angepasste Impfstoffe benötigt werden.“ Das klingt wie ein Satz aus einer Werbebroschüre. Den deutsche Medien ganz distanzlos weitergeben.
Die Studiendaten sollen laut Sahin „weitere Einblicke in das Potenzial von mRNA-Impfstoffen ermöglichen, mehr als einen Erreger zu adressieren.“ In Deutschland können die separaten Impfungen gegen Grippe und Corona laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) derzeit gleichzeitig gegeben werden, aber an unterschiedlichen Gliedmaßen, schreibt die Berliner Zeitung. Einen Impfabstand von 14 Tagen hält die Stiko demnach nicht für erforderlich.
Wenn diese Kombination laut Stiko bereits so wunderbar funktioniert – warum dann eine Kombi-Impfung entwickeln und Menschen dem Risiko einer Studie aussetzen? Fragen über Fragen. Die zu stellen aber für unseren „pharmafinen“ – verzeihen Sie die Wortschöpfung – polit-medialen Komplex bereits Ketzerei ist.
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