Geht es Ihnen auch so wie mir? Haben Sie auch den Eindruck, dass in den Mainstream-Medien das Thema „Klimawandel“ allgegenwärtig ist? Dass bei jedem größeren Unwetter Panik geschürt wird und der Mensch mit seinem CO2-Ausstoß zum Schuldigen erklärt wird? Dass Aktivismus statt Journalismus vorherrscht? Die BBC hat ja bereits erklärt, dass sie Kritiker der Theorie des „menschengemachten Klimawandels“ nicht mehr zu Wort kommen lässt. Bei uns ist das auch ohne Erklärung selbstverständlich. Wer es wagt, auch einmal Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die das tun, was in der Wissenschaft selbstverständlich ist, nämlich zweifeln, der wird sofort als „Klimaleugner“ diffamiert. Wie auch meine Wenigkeit. Was genauso hirnfrei ist wie die Diffamierung als „Coronaleugner“. Kein vernünftiger Mensch leugnet, dass es Corona gibt und ein Klima. Aber durch den Begriff „Leugner“ lässt sich geschickt eine manipulative Assoziation zu „Holocaust-Leugner“ herstellen. Neudeutsch nennt sich das Framing.
Erst gestern habe ich hier berichtet, dass in einem Kommentar im öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunk dessen Redaktionsleiter für Wirtschaft und Umwelt Georg Ehring Tempo 100 fürs Klima forderte. Sofern Sie sich die Mainstream-Medien überhaupt noch freiwillig antun – ich muss das ja leider beruflich –, denke ich nicht, dass Sie den Eindruck haben, das Thema Klima komme zu kurz oder würde halbherzig behandelt.
Spezialist für ‘Neue Rechte'
Umso interessanter ist ein Wechsel der Perspektive. Ich traute meinen Augen nicht, als ich las, dass der Journalist Raphael Thelen bekannt gab, er werde nicht mehr weiter als Journalist arbeiten, sondern sich den Klima-Extremisten der „Letzten Generation“ anschließen. Der 37-Jährige Thelen ist Mitgründer des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland, unterrichtet an Journalistenschulen, Akademien und Hochschulen Journalismus und Storytelling, und schrieb unter anderem für „Spiegel“ und „Zeit“. Neben dem Klimawandel lag sein Schwerpunkt auf dem, was man im Mainstream als „Neue Rechte“ bezeichnet und was oft nichts anderes ist als eine Diffamierung für das, was bis gestern noch als „bürgerlich“ und/oder konservativ bekannt war.
Seit ich das mit dem #Klimawandel verstanden habe, habe ich für vieles kein Verständnis mehr. Ich bin ständig gepisst, wenn Freund:innen für ein Wochenende nach London fliegen, wenn ich über den Potsdamer Platz laufe und die Autokolonnen sehe. 1/ pic.twitter.com/zH1T494ygk
— Raphael Thelen (@RaphaelThelen) October 25, 2022
Ob Thelen schon bisher mehr Aktivist war als Journalist, kann ich nicht beurteilen, da ich seine Texte nicht kenne und mir für das Studium offen gestanden auch Zeit und Muße fehlen. Bemerkenswert ist aber, wie er seinen offenen Wechsel aus der schreibenden in die aktivistische Zunft begründet: Damit, dass die Journalismusbranche derzeit strukturell nicht fähig sei, die Klima-Krise angemessen zu behandeln. Noch immer würde das Ausmaß zu wenig kommuniziert, um angemessenes gesellschaftliches Handeln zu ermöglichen, so Thelen. Die Klimabewegung hingegen sei ein gesellschaftlicher Akteur, der disruptiven Wandel ermögliche.
Zerstörung als Ziel
„Disruptiv“ definiert der Duden wie folgt: (ein Gleichgewicht, ein System o. Ä.) zerstörend. Und genau darum geht es: Um die Zerstörung unserer westlichen (Industrie-)Gesellschaft, wie wir sie kennen. Ein Ziel, das sich einst die Sowjetunion stellte und bei dem sie auf eine Unterwanderung, Stärkung und Radikalisierung von Umweltbewegungen im Westen setzte. Die heutige Klima-Bewegung wirkt wie aus einem Drehbuch der Sowjet-Langzeitstrategie für die Unterwanderung des Westens .(Achtung mitlesende rotgrüne Sittenwächter, da Differenzierungen ja Ihre Sache nicht sind – ich stelle damit nicht die These auf, dass sie dieser entspringt, ich spreche lediglich von Ähnlichkeiten.)
Bei Thelen war der Übergang vom Journalisten über den Aktivisten zum Extremisten offenbar fließend. „An Bord eines Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer stellte ich mir zum ersten Mal die Frage: Darf ich mich gemein machen mit einer guten Sache?“ schreibt er auf seiner Website. Seine Entscheidung: Als Crewmitglied „mitzuarbeiten und trotzdem zu berichten.“ Mitmachen und dabei „berichten“ – dieser Geist habe Thelen und die Artikel, die er schreibt, geprägt, berichtet das Netzportal „Pleiteticker“, das sich durch die Texte Thelens quälte: „Der Ex-Journalist bekennt freimütig, dass er ‚es immer wichtig fand, radikale Inhalte in großen Medien unterzubringen‘.“
Journalistische Rachegelüste
Ein paar Auszüge aus den Fundstellen, die das Portal ausmachte: Thelen schrieb, dass „wir uns die Reichen nicht mehr leisten“ können, weil sie von einem „System“ profitieren, das den Planeten bedrohe. „Rachegelüste“ verspüre er gegenüber „Superreichen mit ihrem Killerkonsum“. „Enteignung zum Schutz der Lebensgrundlagen – ich mag den Klang, den das hat“, fabulierte er dem Portal zufolge und kündigte an: „2022 wird radikaler“. Nachzulesen war all das in der „Zeit“, die einst für soliden, wenn auch linken Qualitätsjournalismus stand.
Thelen ist leider keine Ausnahme. Die meisten Kollegen gehen zwar nicht so weit wie er und machen nicht den letzten Schritt – bei den GEZ-Journalisten wäre das auch mit einem Verlust an Pfründen verbunden. Aber die Grenzen zwischen Aktivismus und Journalismus sind längst verwischt. Schlimmer noch: Restle & Co. sehen darin offenbar nicht einmal mehr ein Problem. Der Fall Thelen ist somit ein Fanal.
Zu aktivistisch?
Selbstkritisch stelle ich mir beim Blick auf den Ex-Kollegen die Frage: Bin ich selbst (zu) aktivistisch, wie mir das der Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“, Eric Gujer, vorwarf (und mich dabei aber wenigstens nicht als „Nazi“ beschimpfte, wie es zwischen den Zeilen deutsche Kollegen tun). Natürlich führt ein ständiges Sich-Abarbeiten an den aktivistischen rotgrünen Medien zu der Gefahr, dass man unversehens selbst auf die gleichen Mistgabeln tritt, nur in anderer Farbe.
Aber ich finde: Eine schonungslose, auch emotionale und engagierte Kritik an der Regierung ist kein Aktivismus – sondern ureigenste Aufgabe der vierten Macht. In der Form mag sie, wenn sie sehr engagiert und leidenschaftlich ist, an Aktivismus erinnern. Aber sie wäre erst dann Aktivismus, wenn sie zum Ziel hätte, ein bestimmtes Weltbild oder bestimmte Ansichten, also eine Ideologie, zu vermitteln, wenn man sich im Besitz der „Wahrheit“ fühlen und an einen höheren Auftrag glauben würde, Andersdenkende zu bekehren. Hier muss man sich in meinen Augen ständig kritisch selbst hinterfragen, und den Anfängen wehren – die auch mir nicht fremd sind, etwa beim Thema Russland/Putin oder Corona. Es kostet mich einiges an Disziplin und Selbstkontrolle, mich hier zurückzunehmen, meine Überzeugungen nicht zu verabsolutieren und andere Meinungen in gebührender Weise zu respektieren. Aber es muss sein. Der Fall Thelen zeigt exemplarisch, wie viele Kollegen völlig scheitern an dieser Grundvoraussetzung für unseren Beruf.
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