Von Daniel Weinmann
Mittlerweile vergeht keine Woche mehr ohne Negativschlagzeilen über die Verschwendungssucht beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Erst Ende Januar hieß es an dieser Stelle: „Noch mehr Raffkultur im RBB“. Stein des Anstoßes: Die Führungsriege des Senders kassierte – zusätzlich zu ihrem fürstlichen Gehalt und Bonuszahlungen – eine opulente Zulage für den ARD-Vorsitz.
Nun steht neben der Ex-Intendantin Patricia Schlesinger Deutschlands oberste Verbraucherschützerin Ramona Pop im Mittelpunkt des nächsten Kapitels. Man könnte mittlerweile ein Buch über die Affäre schreiben. Ein passender Arbeitstitel: „Die unendliche Geschichte der Vetternwirtschaft beim RBB.“
Recherchen von „Business Insider“ enthüllen eine heikle Verbindung zwischen der früheren grünen Berliner Senatorin Pop und Wolf-Dieter Wolf, dem ehemaligen Strippenzieher der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt. Die Sache hat mehr als ein „Gschmäckle“: 2017 vermittelte Wolf nämlich als damaliger Verwaltungsratschef des RBB den damaligen Lebensgefährten der Grünen-Politikerin, Bernhard Schodrowski, als externen Berater an Schlesinger – wenige Wochen, nachdem Pop Wolf als Messe-Aufsichtsratsratschef in der Hauptstadt vorgeschlagen hatte.
Mehr als eine gehörige Portion Chuzpe
1000 Euro pro Tag (!) kassierte der frühere stellvertretende Berliner Senatssprecher für seine Dienste vom RBB, bestätigten Beteiligte der „B.Z.“. Schodrowski, der bestens in der Metropole vernetzt war, sollte die aus Hamburg zugezogene RBB-Chefin in die Berliner Gesellschaft einführen. Dass dieser Job just vom Hauptstadtsender geschaffen wurde, der das kulturelle, soziale und politische Umfeld an seinem Stammsitz bestens kennen sollte, bedarf zweifellos mehr als einer gehörigen Portion Chuzpe.
Rund 15.000 Euro ließ sich der RBB diese Kungelei bis Dezember 2017 kosten – ohne schriftlichen Beratervertrag. Wohl mehr als ein Zufall: Wenige Wochen, bevor der RBB Schodrowski vor die Tür setzte und zudem weitere Vermittlungsangebote ablehnte, trennte sich Pop von ihrem langjährigen Lebensgefährten.
Wie der „Business Insider“ aus dem Umfeld des Senders erfahren hat, stieß der Beratereinsatz innerhalb der Intendanz des RBB auf Unverständnis. Wozu eine so große Anstalt noch einen Berater brauchte, um Menschen im Sendegebiet kennenzulernen, soll sich – wer würde da widersprechen wollen – nicht jedem in der Intendanz erschlossen haben.
»Ich habe meine Position zu keinem Zeitpunkt ausgenutzt«
Schlesinger, die später über ihre maßlose Verschwendungssucht auf Kosten der Gebührenzahler stolpern sollte, ließ derweil – gänzlich frei von Skrupeln – über ihren Anwalt ausrichten: „Meine Mandantin hörte bei Dienstantritt von allen Seiten, dass der RBB in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung des Sendegebietes quasi nicht vernetzt war, was als großes Manko kritisiert wurde.“ Sie habe das „im Interesse des Senders geändert und ihn durch die Kontaktaufnahme zu ihrerseits wiederum gut vernetzten Repräsentanten aus diesen Bereichen gestärkt“.
Ramona Pop wiederum, seit Juli vergangenen Jahres Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, stellte sich ahnungslos. Sie „erinnere nicht, einen solchen Beratervertrag gekannt zu haben und könne daher den Vorgang nicht weiter bewerten“, sagte die Grünen-Politikerin gegenüber dem „Business Insider“ – um zugleich zu betonen: „Ich habe meine Position zu keinem Zeitpunkt ausgenutzt, um anderen Vorteile zu verschaffen.“
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger und Wolf wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme. Beide weisen die Vorwürfe zurück. Man darf gespannt sein, wann das nächste Kapitel in der „unendlichen Geschichte der Vetternwirtschaft beim RBB“ aufgeschlagen wird.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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