Es ist an der Zeit, Ihnen allen herzlich Danke zu sagen! Dafür, dass Sie 2020 so oft auf meiner Seite waren, mir so viele Nachrichten, Kommentare, Ideen und Anregungen geschickt haben, meine Arbeit und reitschuster.de unterstützten, weiterempfahlen. Was da in nur einem Jahr entstanden ist, fasse ich deshalb auch als Gemeinschaftswerk auf: Ein Blog, der Millionen Menschen erreicht, der Themen und Akzente setzt, und selbst im Bundestag und den Ministerien gelesen wird. Das ist mir deshalb wichtig, weil ich, so gut es geht, immer versuche, meinen Leserinnen und Lesern eine Stimme zu verleihen. Etwa in der Bundespressekonferenz oder mit meinen Anfragen an Ministerien und Behörden. Ich denke, ein Journalist muss sich bei allem Streben nach Neutralität und Sachlichkeit immer auch als Anwalt der Menschen sehen, für die er berichtet. Als vierte Macht hat er zu kontrollieren, dass die Regierenden die Rechte der einfachen Menschen achten und die Spielregeln der Demokratie einhalten.
Dabei ist das keine Einbahnstraße. Ich bin überzeugt: Nur wegen des Austausches hier mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ist es mir gelungen, dieses schreckliche Jahr innerlich ausgeglichen zu überstehen, ohne meine Lebensfreude, meinen Humor und meinen Glauben an die Menschheit zu verlieren. Und dank Ihrer Zuschriften und Kommentare weiß ich, dass dies in vielen Fällen auf Gegenseitigkeit beruht. Dass auch Ihnen meine Seite und die Arbeit hier, hinter der inzwischen ein ganzes Team steckt, etwas Hoffnung macht und Halt gibt. „Sie helfen mir, nicht verrückt zu werden“, haben mir einige Leserinnen und Leser geschrieben. Eine bessere Motivation für seine Arbeit könnte man sich kaum vorstellen. Auch wenn es pathetisch und sentimental klingen mag: Sie haben mir den Glauben an mein Land zurückgegeben, den ich fast verloren hatte, weil ich im Wesentlichen mit den Medien und der Politik zu tun hatte.
Diese Erfahrung macht mir Mut und Hoffnung: Dass unsere Gesellschaft nicht so schrill, abgehoben und überdreht ist, wie das Bild, das sie in den Medien abgibt. Weil da eben die Lautstarken herausstechen und den Ton angeben. Die um jeden Preis auffallen wollen. Die oft radikal sind. Und nicht selten weltfremd. Aber sie mögen noch so laut sein – sie sind die Minderheit. Die Mehrheit, so meine Überzeugung, steht mit beiden Beinen auf dem Boden, ist geerdet. Arbeitet jeden Tag hart und hält so dieses Land am Laufen. Ja, viele von dieser Mehrheit haben sich abgewandt von der Politik. Viele verharren immer noch im Glauben, alles sei gut. Weil es zu schmerzhaft wäre, den bitteren Realitäten ins Auge zu sehen. Viele trauen sich nicht, ihr Unbehagen und ihre Unzufriedenheit auszusprechen. Oft aus Angst, weil sie sonst sofort diffamiert werden.
Aber die vielen Millionen Besuche auf meiner Seite beweisen: Es gibt sehr, sehr viele Menschen, die kritisch auf das blicken, was geschieht. Die sich keine rosarote Brille aufsetzen lassen durch betreutes Informieren. Die das „Framing“, also die Meinungsmache der großen Medien, kritisch hinterfragen. Die vielen Hunderte Briefe und Kommentare, die oft mehreren hunderttausend Aufrufe meiner Seite Tag für Tag sind auch hunderttausende Zeichen, dass die kritischen Geister nicht allein sind. Und deshalb glaube ich: Es ist nicht alles verloren.
Ich wünsche uns allen von ganzem Herzen ein gutes neues Jahr! Auf dass 2021 langweiliger wird als 2020. „Ich wünsche dir, in interessanten Zeiten zu leben“, ist ein alter chinesischer Fluch. Unsere Zeit ist zu interessant geworden. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Aber mit kritischem Geist im Sinne der Aufklärung sind auch die größten Schwierigkeiten zu meistern. Nein, es wird kein Zuckerschlecken. Die Hoffnung auf ein Wunder wäre naiv. Es wird schwere, zähe Arbeit. Jeder einzelne von uns muss den kleinen Anteil, den er bringen kann, leisten. Ob es eine kritische Bemerkung oder Frage im Freundeskreis ist, ein Kommentar im Internet, eine Anfrage an eine Behörde oder ein Medium: Demokratie, Freiheit und Pluralismus müssen jeden Tag verteidigt und neu erkämpft werden. Gegen Dogmen. Gegen Ideologien und Ideologen, die anderen vorschreiben wollen, was Wahrheit ist und was nicht. Die bestimmen wollen, wie andere zu leben haben. Und was sie zu denken haben.
Das Gespenst der Unfreiheit geht wieder um. Und wieder in einer neuen Verkleidung.
Lassen Sie uns stark sein! Und uns gegenseitig Mut machen!
Es geht um unsere Demokratie.
Und um unsere Freiheit!
Bild: oatawa/Shutterstock
Text: br
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