„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht reformierbar“ RBB-Mitarbeiterin redet Tacheles

Von Daniel Weinmann

Maßlosigkeit, Vetternwirtschaft, zweifelhafte Abrechnungen, überhöhte Gehälter und horrende Ruhestandszahlungen. Der verschwenderische Umgang mit den Zwangsgebühren für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten erreichte in der Causa Schlesinger im vergangenen Sommer einen unrühmlichen Höhepunkt.

Knapp ein Jahr, nachdem die Affäre um die frühere RBB-Intendantin die gesamte ARD-Spitze in Erklärungsnot brachte, legt eine freie Mitarbeiterin in einer Sondersendung des RBB-Hörfunksenders „Radioeins“ die Karten offen auf den Tisch. Der Frust bei der Frau, die seit zweieinhalb Jahrzehnten für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet, sitzt tief: „Ich hatte überhaupt keine Hoffnung, als es vor einem Jahr explodiert ist, dass da irgendwelche großartigen Veränderungen stattfinden würden. Das kann gar nicht sein, denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht reformierbar.“

Für sie ist „von der Eruption nur geblieben, dass das Motto weiterhin gilt: Wir sparen bis alles kaputt ist“, bilanziert die Frau, die anonym bleiben will. „Das ist das, was ich seit über 25 Jahren immer wieder als ständiges Mantra höre. Solange ich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeite, geht es immer nur darum: Wir müssen sparen, wir müssen sparen. Und da ich ja größtenteils die Zeit als Freie verbracht habe, wurde natürlich zum einen immer an dem gespart, was ich für meine Arbeit bekommen habe. Aber es wurde eben auch immer an den Möglichkeiten für die Produktion gespart, um was Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Daran hat sich gar nichts geändert.“

»Wir können nicht die Pensionsansprüche streichen? Doch, das müssen wir!«

Das Bild, das die Szenekennerin seit vielen Jahren vom RBB hat, hat sich offensichtlich nicht geändert: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Riesen-Tanker. Da wird immer noch ein Deck aufgezogen, oben, da kommt nochmal ein Sonnendeck und noch ein Sonnendeck. Und da oben steht man, trinkt Champagner, isst Canapés und fühlt sich sehr wichtig. Und unten, da sitzen die Galeeren-Sklaven und rudern um ihr Leben, bekommen immer mal ein bisschen Brot und Wasser. Wenn es dann gar nicht mehr vorwärtsgeht, dann sagt man: ‚Oh, wir müssen ein bisschen Last abwerfen‘, da schmeißt man ein paar Sklaven über Bord.“

 

Frei von jeglicher Hoffnung blickt sie in die Zukunft – trotz aller Versuche der Politik, die Wogen zu glätten: „Das wird jetzt nicht mehr lange dauern, und dann geht das Ding unter“, prognostiziert die langjährige Mitarbeiterin. „Sie sträuben sich so lange oder haben sich so lange gesträubt gegen wirkliche Reformen, gegen wirkliche Strukturveränderungen, dass sie das Ding lieber vor den Baum fahren lassen, als irgendetwas an ihren Privilegien zu ändern.“

Ein weiterer Kritikpunkt sind die enormen Altersbezüge: „Diese ganze aufgeblähte Struktur von Leuten, die unglaublich viel Geld bekommen – ich möchte nicht von verdienen sprechen – die in den Jahrzehnten auch mithilfe der Gewerkschaften sich die Taschen immer voller und voller gemacht haben, und wo jetzt gesagt wird: ‚Wir sind ein Rechtsstaat, wir können ja nicht einfach die Pensionsansprüche streichen‘. Doch, das müssen wir!“

»Da wissen wir alle, dass das Makulatur von Anfang an war«

Abseits ihrer Kritik hat die RBB-Mitarbeiterin ein klares Konzept, wie man das ramponierte Image der Öffentlich-Rechtlichen wieder aufpolieren könnte. Im Zuge der zahlreichen technischen Neuerungen und dem veränderten Nutzerverhalten seit der Gründung des Rundfunks seien die vielen Landesrundfunkanstalten zwischenzeitlich überflüssig geworden.

„Es gibt gar keine Begründung mehr dafür, dass wir neun Landesrundfunkanstalten mit neun 24-Stunden-Fernsehprogrammen haben, dass jede Landesrundfunkanstalt vier, fünf, sechs Radiowellen hat.“ Stattdessen reiche auch ein Informationssender. Zugleich spricht sie sich für ein Bezahlmodell aus: Man könne „für eine wesentlich geringere Gebühr einen Rumpf zur Verfügung stellen, auch in der Mediathek. Dann können die Leute dazukaufen.“

Mit Blick auf eine der zentralen Lebenslügen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks findet die Insiderin drastische Worte: „Wir müssen uns doch nichts vormachen, was diese angebliche politische Unabhängigkeit angeht, was ja die Grundlage eigentlich dieser Gebühr ist: Da wissen wir alle, dass das Makulatur von Anfang an war.“

Die eindringlichen Worte aus dem „Maschinenraum“ des RBB machen einmal mehr deutlich: Es ist höchste Zeit für die Abschaffung der per Zwang erhobenen Gesinnungssteuer.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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