Schröder und Putin – das Ende einer Liebe? Anzeichen für Rosenkrieg

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste was es gibt auf der Welt“: Dieser Song von Heinz Rühmann ist heute so aktuell wie damals, als er ihn sang. Und als besonders treue Freunde galten bisher Altkanzler Gerhard Schröder und Russlands Staatschef Wladimir Putin. Bei der Beziehung zwischen den beiden dachte man weniger an Rühmanns Lied als an das von Drafi Deutscher: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht.“ Kein Husarenritt des Kremlherren schien dem einzigen Ex-Kanzler, der von grauen Haaren verschont blieb, zu abenteuerlich, als dass er ihn nicht verteidigt hätte. Obwohl die Freundschaft eher ruppig begann – beim ersten Besuch bei „Wladi“ in Moskau gab es als Gastgeschenk ein Jagdgewehr und für Gattin Doris einen Pelz – ein gezielter Affront gegen den Waffengegner und seine tierliebende Frau (genauso wie das Beschnüffeln von Merkel, die vor Hunden Angst hat, durch Kremlhündin „Conny“ in Sotschi).

Mitten in der Krim-Krise feierte Schröder mit Putin Geburtstag in Petersburg; es gibt Bilder, die sie in inniger Umarmung zeigen – ausgerechnet in den dramatischen Tagen damals. Die beiden, so der Eindruck, gehen durch dick und dünn, und es ist eine Freundschaft, die sich auszahlt. Wie es sich gehört unter Amigos. Und jetzt das. Urplötzlich, ohne erkennbare Not, rückt Schröder von Putin ab. Und widerspricht dazu sogar dem, was er selbst immer als Mantra beteuerte. In seinem Zentralorgan, dem „Spiegel“, kündigte Schröder seinem Amigo im Kreml faktisch die Gefolgschaft: „Die Annexion der Krim war ein klarer Bruch des Völkerrechts.“ Schlimmer noch: Auch in anderen Fällen habe Russland Grenzen überschritten, „die nicht überschritten werden sollten“, so der Kanzler. Als Beispiel führte er den „Hackerangriff unter anderem auf den Bundestag“ auf. Ich dachte, das war alles eine Inszenierung der US-Geheimdienste, um Putin zu schaden?

Schröder ging noch weiter: Er monierte, dass der Kreml Beziehungen zur AfD unterhalte: „Das halte ich für einen Fehler. Ich kann das nicht nachvollziehen“, hob er hervor.

Mich rief sofort ein auch in Moskau gut vernetzter Freund mit osteuropäischem Hintergrund an und machte mich auf diese Aussagen Schröders aufmerksam: „Das kannst du dir nicht ausdenken! Ich habe nur eine Erklärung: Schröder ist ein Instinktpolitiker, und wenn der plötzlich von Putin abrückt, ist was im Busch. Deckt sich mit meinen Informationen aus Moskau, dass Putins Tage gezählt sind.“

So sehr ich Letzteres für nicht ausgemacht (aber durchaus möglich) halte, ist Schröders Kehrtwende in der Tat bemerkenswert. Und dass sie ohne einen handfesten Grund erfolgt, kann ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht irre ich mich. Und es ist wie in einer langjährigen Ehe: Da kriselt es auch einmal, vor allem, wenn es eine Fernbeziehung ist. Aber man rauft sich dann meist doch wieder irgendwie zusammen. Es wird also spannend bleiben.

Wer weiß, was wir noch an Kurswechseln erleben werden. Der gleiche Freund verwies mich heute auf das Interview von Armin Laschet nach seinem Sieg auf dem Parteitag in der ARD. Wie ausgetauscht sei er da gewesen, so als ob er sich jetzt von Merkel lösen und, so wörtlich, „den Clown all die Jahre nur gespielt“ habe. Wie elektrisiert habe ich mir sofort das Interview angesehen (zu finden ist es hier). In der Tat waren zwar gewisse überraschende Zwischentöne herauszuhören – aber den Optimismus meines Freundes teile ich nicht. Zumindest nicht angesichts dieses Interviews. Vielleicht war da der Wunsch Vater des Gedankens. Und vielleicht ist es ja auch bei Schröder und Putin so. Und der Altkanzler ist einfach nur altersweise geworden?

Fragen über Fragen in diesen verrückten Zeiten….


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Bild: kremlin.ru
Text: br


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