Bundeskanzlerin will sich nicht mit AstraZeneca impfen lassen Seibert weist Experten-Vorschlag zurück

„HAMMER-VORSCHLAG VON IMMUNOLOGE: Merkel soll sich LIVE im TV impfen lassen“ – das titelte am Sonntag mit den für sie typischen Großbuchstaben die „Bild“. Weiter hieß es in dem Artikel in der größten deutschen Zeitung: „Die Bundesregierung hat nicht nur die Impf-Beschaffung verpatzt, indem sie die Verantwortung der Trödel-EU-Kommission überließ. Wir schaffen es nicht einmal, die wenigen Dosen zu verimpfen, die uns bislang geliefert wurden. Ein Grund: die Skepsis gegenüber dem AstraZeneca-Impfstoff. Schluss damit! Ein führender Immun-Experte fordert jetzt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) mit gutem Beispiel voran gehen muss. Sein Vorschlag: Merkel soll sich LIVE im Fernsehen mit dem Präparat impfen lassen!“

Der Vorschlag hat mich neugierig gemacht. Und so wollte ich heute von Merkels Sprecher Steffen Seibert auf der Bundespressekonferenz wissen, was die Kanzlerin selbst von dem Vorschlag hält – und ob sie zu so einer Aktion bereit ist. Hier die Antwort ihres Sprechers: „Dieser Vorschlag ist zwar nicht in der zugespitzten Form der Fernsehübertragung, aber sonst immer wieder gemacht worden, auch von Ihnen, aber auch von vielen anderen. Die Bundeskanzlerin hat sich dazu immer wieder geäußert. Sie hat gesagt: Ich lasse mich selbstverständlich dann impfen, wenn ich dran bin. Es gibt eine ganze Reihe von Berufsgruppen, die in ihrem beruflichen Alltag nicht das leben können, was ich leben kann, nämlich Abstand und absolute Sicherheit, und diese sind zuerst dran. Damit hat sie zum Beispiel auf die Kitaerzieher und -erzieherinnen, auf die Menschen in den Grundschulen usw. angespielt. Diese Haltung hat sich auch durch die Äußerung dieses Experten nicht geändert. Das heißt nicht, aber das ist ja klar, dass die Bundesregierung nicht bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass der AstraZeneca-Impfstoff von der europäischen Behörde ordnungsgemäß freigegeben wurde, dass er von unseren Autoritäten für den Einsatz in einer bestimmten Altersgruppe empfohlen wird, da gibt es möglicherweise Veränderungen; das hat der Chef der STIKO angekündigt, aber noch ist es nicht so weit und dass deswegen die Bürger darauf vertrauen können, dass das ein sicherer und wirksamer Impfstoff ist und er entsprechend eingesetzt wird.“

Ich hakte nach: „Sie haben gesagt, dass die Bundesregierung bei jeder Gelegenheit darauf hinweist. Haben Sie irgendwelche Ideen, Konzepte, wie Sie dieses Vertrauen erhöhen wollen? Zum Beispiel könnte die Kanzlerin ja sagen, dass Sie den Impfstoff von AstraZeneca nimmt, wenn sie dran ist?“

Darauf Seibert: „Sie wissen aber auch, das ist Gegenstand vieler Fragen und Antworten gewesen, dass wir derzeit bei einem insgesamt eher noch nicht ausreichendem Impfstoffreservoir gar nicht in einer Situation sind, zu sagen: Ich möchte mit diesem oder jenem geimpft werden. Das Entscheidende ist, dass alle drei Impfstoffe, die derzeit in Deutschland auf dem Markt sind, ein reguläres und vollwertiges Überprüfungsverfahren durchlaufen haben und man deswegen von Wirksamkeit und Sicherheit ausgehen kann. Außerdem hat die Bundeskanzlerin darauf hingewiesen, dass sie 66 Jahre alt ist und derzeit die STIKO den Einsatz von AstraZeneca für das Alter bis 64 empfiehlt.“

Ich bin ja gerne für Kritik an der Kanzlerin zu haben und spare damit nicht, wie es sich für einen Journalisten auch gehört. In dem Fall muss ich aber sagen: Das Argument aus dem letzten Satz sticht. Man kann es drehen und wenden wie man will. Erstaunlich nur, warum Seibert nicht gleich am Anfang, sondern erst ganz am Schluss auf diesen Faktor hingewiesen hat. Und warum die „Bild“ – und viele andere Medien, die ihren Vorschlag übernahmen – das nicht geprüft hat, bevor sie eine Schlagzeile draus machte.

Interessant ist auch, dass niemand in der Bundesregierung, und auch nicht die Kanzlerin, sich vorab impfen lassen möchte, als Signalwirkung, wie das in anderen Ländern Regierende gemacht haben. Die Antwort der Regierung auf meine früheren diesbezüglichen Fragen, dies ginge aufgrund der Impfregelungen nicht, ist nicht stichhaltig. Nach einer Umfrage, die ich exklusiv bei INSA in Auftrag gegeben habe, würde sich eine Mehrheit der Deutschen wünschen, dass ihre Politiker mit gutem Beispiel voran gehen beim Impfen (siehe hier).

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: insta_photos/Shutterstock
Text: br


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