Die Szenen aus dem Sana Klinikum im Berliner Bezirk Lichtenberg sind unerträglich. Sie zeigen, wie drei Brüder in der Rettungsstelle einen Pfleger zu Boden prügeln und bewusstlos schlagen sowie einen Arzt attackieren und massiv bedrohen. Über die Tat an Silvester wurde bereits berichtet: Doch erst jetzt kam das Schock-Video an die Öffentlichkeit. Darauf ist auch zu sehen, wie der Pfleger regungslos am Boden liegt.
Der 32-Jährige erlitt eine Schädel-Prellung und muss psychologisch behandelt werden; dem Arzt fügten die Täter Verletzungen im Gesicht zu, darunter auch ein blaues Auge. Nur dem beherzten Eingreifen von Angehörigen eines Patienten und anderen Klinikmitarbeitern ist es zu verdanken, dass alles nicht noch schlimmer kam.
Die späteren Angreifer sollen bereits aggressiv in die Rettungsstelle gekommen sein, wie die „Bild“ berichtet: Der Bruder der beiden hatte eine blutende Wunde an der Hand und war gegen 0.45 Uhr mit einem Rettungswagen eingeliefert worden. Weil ihm und seinen Brüdern die Wartezeit zu lange schien, sollen die alkoholisierten Männer dann ausgerastet sein. Sie brüllten demnach die Krankenhaus-Mitarbeiter an: „Wir bringen deine Familie um“ und „Wir schlitzen dir die Kehle auf.“ Nach den verbalen Attacken der drei wurden zwei von ihnen handgreiflich.
"#Lauterbach twitterte am Donnerstag: „Die Verrohung im Umgang mit Rettern, Pflegekräften und Ärzteinnen [sic] muss ein Ende haben"
Der Import von Gewalttätern aus aller Herren Länder muss ein Ende haben, Herr Lauterbach. #Berlin https://t.co/SGIdSl5Idu
— VerteidigerDerDemokratie (@VDemokratie) January 4, 2024
Interessant ist, dass etwa die „Bild“ einerseits schreibt, dass nicht bekannt ist, wie lange die Wartezeit war – andererseits aber behauptet, sie sei „nicht allzu lange“ gewesen. Wie das zusammenpassen soll, wird das Geheimnis der Kollegen bleiben. Wollen sie so von Missständen in den Klinken ablenken? Das wäre absurd. Dass es in Berlin Probleme mit der Versorgung gibt, ist bekannt. Doch völlig egal, wie lange die Wartezeit ist: Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt auch nur ansatzweise einen Angriff auf Helfer.
Etwas Schlimmeres kann man sich kaum vorstellen – als dass ausgerechnet diejenigen angegriffen werden, deren Beruf es ist, andere zu retten. Und die in diesem Fall auch noch dafür an Silvester arbeiteten.
Polizeibeamte „nahmen das betrunkene Trio vorübergehend fest. Bei der Durchsuchung fanden die Einsatzkräfte Betäubungsmittel“, schreibt die „Bild“: „Alle kamen in Gewahrsam, mussten bis 8 Uhr morgens ausnüchtern.“
Auch hier wird wieder durch die Blume informiert und verschleiert. Warum schreiben die Kollegen nicht ganz klar, dass alle Tatverdächtigen sofort wieder auf freien Fuß kamen? Und dass damit ein fatales Signal gesendet wird – wie es heute bei solchen Straftaten fast schon üblich ist.
Von Seiten des Klinikums hieß es zwischenzeitlich gegenüber „Focus Online“, man wolle künftig das Sicherheitskonzept überarbeiten und den Wachschutz ausweiten: „Wir sind fassungslos über solch tragische Ereignisse. Es ist uns unbegreiflich, wie unsere Helfer bei ihrer lebensrettenden Arbeit angegriffen werden.“ Das Sana-Klinikum wies zudem laut dem Bericht darauf hin, dass die Aufnahme von einer unbekannten Quelle verbreitet worden sei.
Offenbar hat ein beherzter Mitarbeiter mehr Zivilcourage als die Klinikleitung gehabt und in Eigenregie für „Glasnost“ gesorgt: Denn solche schockierenden Bilder öffentlich zu machen, ist wichtig, um das Problembewusstsein zu schärfen und Prävention zu ermöglichen.
Noch erschütternder als der einzelne Vorfall ist aber, dass Kliniken inzwischen überhaupt Sicherheitskonzepte und Wachschutz brauchen. Zumindest letzteres ist mir aus der alten Bundesrepublik nicht bekannt. Wie verroht heute die Sitten sind, berichten mir auch befreundete Ärzte. Sie klagen über zunehmende Aggressionen insbesondere von Seiten von „nicht länger hier lebenden“ Patienten bei ihrer medizinischen Arbeit. Früher, so die einhellige Meinung, hätte es das so gut wie nie gegeben.
‘‘Bepöbelt und bespuckt‘
Doch nicht nur solche Erfahrungsberichte sind alarmierend. „Patienten immer gewalttätiger: Drohungen, Angriffe, Schläge – jetzt lernt der Rettungsdienst, sich zu verteidigen“, titelte etwa „Focus Online“. Und dort ist auch folgende Meldung zu lesen: „Steigende Gewaltbereitschaft: ‘Bepöbelt und bespuckt‘ – 64 Prozent der Rettungskräfte erleben Übergriffe.“
„Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf.“ Das sagte die Bundestags-Vize-Präsidentin Katrin Göring Eckardt 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise.
Ob sie sich heute auch noch freut? Möglich ist das, leider, durchaus – im Elfenbeinturm Berlin-Mitte, weit weg von den sozialen Brennpunkten und den Problemen der Bürger draußen im Lande – oder auch nur ein paar Straßenzüge in Berlin entfernt.
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