Von Daniel Weinmann
Straßen mit tiefen Schlaglöchern, sanierungsbedürftige Bahnstrecken, baufällige Brücken und ein überlastetes Energienetz: Deutschlands Infrastruktur bröckelt an allen Ecken und Enden. Es wird zwar saniert, aber das Tempo reicht noch nicht aus, um den Verfall aufzuhalten. Das Land verrottet schneller als es repariert werden kann. Eines von vielen Beispielen: Schon 2021/22 wurden 7112 Kilometer Autobahn-Fahrstreifen als sanierungsbedürftig eingestuft.
Eine ähnliche Entwicklung gab es im deutschen Schienennetz: Die Zahl der Bahnbrücken wiederum, die durch einen Neubau ersetzt werden müssen, nahm zwischen 2021 und 2023 trotz laufender Sanierungsarbeiten von 1089 auf 1160 zu. Auch bei den Brücken präsentiert sich die Lage katastrophal: „Deutschlandweit müssen langfristig rund 8000 Autobahnbrücken und 3000 an Brücken an Bundesstraßen instandgesetzt oder modernisiert werden, um auch in Zukunft den verkehrlichen Anforderungen gerecht zu werden.“ Diese Zahl stammt nicht von einem von Rotgrün als rechtsextrem verfemten kritischen Medium, sondern vom Bundesverkehrsministerium höchstselbst.
Deutschland müsste 600 Milliarden Euro investieren, um seine marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Das haben das Institut der deutschen Wirtschaft und das Institut für Makroökonomie Konjunkturforschung in einer gemeinsamen Studie berechnet. Von dieser Summe sind allein 127 Milliarden Euro für die Verkehrsinfrastruktur nötig. 177 Milliarden sind erforderlich, um in Kommunen Schulen und Straßen zu reparieren – und weitere 200 Milliarden für den Klimaschutz. Im Jahr 2019 hatten die Ökonomen eine Schätzung vorgelegt. Damals betrug die von ihnen geforderte Summe noch 460 Milliarden Euro.
Investitionen reichen noch nicht einmal für den Erhalt des bestehenden Schienennetzes
Geht es nach dem Deutschen Institut für Urbanistik sind selbst 600 Milliarden Euro zu wenig. Die Forscher haben den Zustand von Deutschlands Straßen, Brücken und Schienen untersucht und sehen einen Investitionsbedarf von rund 372 Milliarden Euro, um das kommunale Wegenetz zu erhalten und auszubauen. Und zwar bis zum Jahr 2030.
Die Studie wurde vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dem ADAC und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Auftrag gegeben. Dessen Hauptgeschäftsführer, Tim-Oliver Müller, zeigt sich ratlos: „Wir haben ja in den vergangenen Jahren bereits erlebt, dass gerade Kommunen, die heute schon einen hohen Investitionsstau aufweisen, diesen perspektivisch nicht abbauen können.“ Nach seinem Dafürhalten investieren die Kommunen so wenig in Straßen, Gleise und Tunnel, dass es noch nicht einmal für den Erhalt des bestehenden Netzes reicht.
»Stärkere Normierung von Bauteilen«als Königsweg
Während sich Heerscharen von Experten bisher vergeblich die Köpfe zerbrochen haben, glaubt der „Focus“ den Stein der Weisen gefunden zu haben. „Schrott-Republik Deutschland? Wie wir unser Land schneller und günstiger sanieren“, lautet der reißerische Titel, der der „Bild“-Zeitung alle Ehre macht. Die Lösung“, schreibt der Online-Ableger des einstigen Nachrichtenmagazins, das längst zum linksgrünen Boulevardblatt mutiert ist, „könnte in der stärkeren Normierung von Bauteilen liegen“.
Wie gut, dass es den „Focus“ gibt! Bleibt nur zu hoffen, dass die Leser, an die die Redakteure zu Zeiten von Gründervater Markwort denken sollten, heute das simple Strickmuster durchschauen.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Bilanol/Shutterstock