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Von reitschuster.de
Stellen Sie sich vor, es ist Wahlabend. Der Fernseher flimmert, die Spannung steigt und plötzlich wird klar: Die AfD könnte in Sachsen eine Sperrminorität halten. Für viele ist das ein Schock, für andere eine Bestätigung des erwarteten Wahlausgangs. Doch dann, am nächsten Morgen, kommt die Meldung, die alles verändert: Ein Softwarefehler hat das Wahlergebnis verfälscht. Die CDU und die AfD verlieren jeweils einen Sitz, während SPD und Grüne plötzlich einen Sitz mehr erhalten. Die AfD verliert ihre Sperrminorität. Und das alles wegen eines „Softwarefehlers“?
Eine absurde Vorstellung?
Nein, genau das wurde heute Realität.
Man muss es mit Humor nehmen, anders ist dieser politische Thriller nicht zu ertragen. Stellen Sie sich vor, ein ähnlicher Vorfall wäre in Ungarn passiert. Viktor Orbán, dieser alte Fuchs, würde sicher schmunzeln. Die Schlagzeilen in Deutschland wären auf jeden Fall heftig: “Ungarische Demokratie in Gefahr”, “Wahlen in Budapest manipuliert” oder “Orbáns digitale Trickserei”. Doch hier, im Land der Dichter und Denker, spricht man eher von einem bedauerlichen Missgeschick. Schließlich kann Software auch mal einen schlechten Tag haben, oder?
Ach, wie beruhigend! Software ist ja schließlich wie ein Mensch, manchmal macht sie eben Fehler. Vielleicht war sie überarbeitet, vielleicht hat sie die letzten Updates nicht rechtzeitig installiert – wer weiß das schon? Aber keine Sorge, die korrigierten Ergebnisse passen doch wunderbar in das Narrativ, das viele erwartet haben. Die AfD wird ihrer (Sperr-)Macht beraubt, die „Guten“ bekommen, was ihnen zusteht, und die Demokratie atmet auf. Oder etwa nicht?
Die Ironie an der ganzen Geschichte ist köstlich. Stellen wir uns vor, dass so ein „Softwarefehler“ mal in der Türkei oder in Serbien passiert. Was für ein internationaler Aufschrei wäre da wohl zu erwarten? Der Westen würde Sanktionen diskutieren, die Vereinten Nationen würden eine Untersuchungskommission einberufen und die Medien würden endlos darüber berichten. Aber in Sachsen? Da zuckt man nur mit den Schultern und korrigiert das Wahlergebnis. Kein Grund zur Sorge, hier ist alles unter Kontrolle.
Vielleicht war es ja auch ein neuer Versuch, die Digitalisierung voranzutreiben – wer weiß? Man könnte fast denken, dass die Software hier als deus ex machina dient, um unerwartete Ergebnisse noch im letzten Moment „zurechtzubiegen“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber seien wir ehrlich: Ein bisschen Galgenhumor kann nicht schaden, wenn das (Rest-)Vertrauen in die Demokratie so mühelos durch einen Programmierfehler ins Wanken gebracht wird.
Und während sich die Wähler, die vielleicht mit ihrem Kreuz gegen den rot-grünen Zeitgeist protestieren wollten, die Augen reiben, stellt sich die Frage: Was kommt als Nächstes? Vielleicht ein Update, das die Stimmen gleich automatisch den „richtigen“ Parteien zuteilt? Wer weiß, was die Zukunft der Wahlen noch so alles bringt.
Aber bevor wir uns jetzt noch dem Verdacht der „Faktenfinder“, also der Propaganda-Beauftragten der Regierung im Outsourcing, aussetzen, dass wir Verschwörungstheoretiker sind, sollten wir doch einfach darauf vertrauen, dass das alles nur ein bedauerlicher Zufall war. Oder etwa doch nicht? Jedenfalls bleibt uns nichts anderes übrig, als auf das nächste „Software-Update“ zu warten. Hoffentlich geht dann alles wieder seinen „normalen“ und überaus demokratischen Gang.
In diesem Sinne: Gute Nacht, Demokratie. Schlaf gut und pass auf, dass dir nicht ein „Softwarefehler“ den letzten Schluck aus der Pulle nimmt.
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