Nike-Shop mit „politisch korrekter“ KI: Drittes Reich hui, AfD pfui? Selbstversuch beim Personalisieren von Sneakern

Von Kai Rebmann

So ein personalisierter Sneaker ist schon eine tolle Sache. Nike bietet diesen Service an. Das Ganze ist zwar nicht ganz billig, zwischen 120 und 170 Euro sollen die Unikate kosten. Aber hey, dafür kann zwischen einem knappen Dutzend an individuellen Gestaltungsmerkmalen gewählt werden – von der Gestaltung der Grundfarbe über den Swoosh bis hin zur Farbe der Schnürsenkel. Und als Kirsche auf der Sahne kann man am Schluss noch eine individuelle Botschaft, bestehend aus bis zu fünf Buchstaben oder Nummern, auf dem Schuh verewigen lassen.

Aus Leserzuschriften und Berichten in den sozialen Medien haben wir erfahren, dass es Leute geben soll, die sich auf diese Weise einen Sneaker im „AfD-Look“ basteln wollten. Auf dem Schuh in den entsprechenden Farben sollte dann noch der Schriftzug der Blauen aufgetragen werden. Doch dem schiebt Nike einen Riegel vor und sendet dem potenziellen Käufer sodann folgenden Hinweis: „Dieser Text entspricht nicht den Personalisierungsoptionen.“

Grund genug für einen Selbstversuch: Nun wäre es ja naheliegend, dass man als Weltmarktführer ganz grundsätzlich keine politischen Botschaften auf seinen Produkten aussenden will. Also geben wir anstatt „AFD“ (es gehen nur Großbuchstaben) einfach mal das Kürzel einer beliebigen anderen im Bundestag vertretenen Partei ein. Und siehe da: CDU, CSU, SPD, FDP oder LINKE – für die KI im Personalisierungs-Shop alles kein Problem. Auch das neue BSW schluckt das Programm ohne mit der Wimper zu zucken.

Selbstversuch liefert verblüffendes Ergebnis

Mit vermeintlicher politischer Neutralität hat die Ablehnung der „AfD-Sneaker“ offensichtlich also nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Vielmehr hat man sich bei Nike allem Anschein nach sogar die Mühe gemacht, seine KI „politisch korrekt“ zu programmieren. Schließlich will man ja zu den „Guten“ in diesem Land und auf diesem Planeten gehören.

Doch damit war der Selbstversuch mit dem erwartbaren Ergebnis keinesfalls beendet. Wenn wir schon einmal dabei sind, kann man die Sache ja gleich auf die Spitze treiben. Also werden flugs – und natürlich nur probehalber – einige Kürzel in die Suchmaske eingegeben, die glasklare und überdies verbotene Assoziationen mit dem Dritten Reich hervorrufen.

Ergebnis: Bei Nike geht praktisch ALLES – von „SS“ und „SA“ über „SIEG“ (linker Schuh) und „HEIL“ (rechter Schuh) sowie „HH“ (links) und „88“ (rechts) bis hin zu „NSDAP“, um nur einige Beispiele zu nennen. Derlei Kombinationen – gerne auch in den entsprechenden Farbmodellen – gehen bei der KI ohne jede Beanstandung durch. Und das, obwohl diese, wie wir zuvor gesehen haben, offenbar auf ganz bestimmte Parameter hin „sensibilisiert“ wurde.

Weshalb also lehnt die KI ausgerechnet das Kürzel „AFD“ ab. Die entsprechenden Richtlinien liefern hierzu keinen definitiven Anhaltspunkt. Dort heißt es lediglich: „Ihre Personal iD wird abgelehnt, wenn sie Folgendes enthält: Potenzielle Marken- oder andere Verstöße gegen geistiges Eigentum, Schimpfwörter, unangemessener Slang, beleidigende oder diskriminierende Inhalte oder Inhalte, die als Anstiftung zu Gewalt ausgelegt werden.“ Ferner behält sich Nike das Recht vor, eine Personal iD abzulehnen, deren Inhalt es für „unangemessen“ hält.

Letzteres scheint bei der „AFD“ ganz offensichtlich der Fall sein, nicht aber bei den oben genannten (und vielen weiteren) Assoziationen zum Dritten Reich, die in Deutschland etwa auf Kfz-Kennzeichen verboten sind.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Shop NikeByYou

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