Tabu-Bruch beim DFB: Rote Karte für Adidas – nach 77 Jahren Nike ab 2027 neuer Ausrüster

Von Kai Rebmann

Was für ein herber Schlag ins Kontor aller Fußball-Romantiker: Die von Adi Dassler und dem damaligen Bundestrainer Sepp Herberger im Jahr 1950 eigentlich auf Dauer angelegte Ehe zwischen Adidas und dem DFB wird Ende 2026 geschieden – nach dann 77 Jahren. Noch schlimmer aber: Anders als noch beim Wechsel des Hauptsponsors vor einigen Jahren, als VW auf Mercedes-Benz folgte, kommt der neue Ausrüster demnächst aus Übersee, genauer gesagt den USA.

Die ersten Reaktionen aus der Politik ließen nach Bekanntwerden des Deals denn auch nicht lange auf sich warten: „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück weit mehr Standpatriotismus gewünscht.“

Stellen wir uns einen ganz kurzen Moment vor, Tino Chrupalla hätte diese Sätze gesagt, die in jeder Silbe nur so vor Patriotismus strotzen – „deutsches Trikot“, „Schwarz-Rot-Gold“, „deutsche Identität“ oder „Standortpatriotismus“. Da wäre demnächst wohl mal wieder ein Einreiseverbot fällig geworden

Tatsächlich ist aber nicht der AfD-Chef Urheber dieser Zeilen, sondern Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Ausgerechnet der Mann also, der eigenem Bekunden zufolge Vaterlandsliebe „stets zum Kotzen“ fand und „mit Deutschland noch nie etwas anzufangen“ wusste und es bis heute nicht weiß.

Wie kommt es jetzt also zu dieser 180-Grad-Kehrtwende? Nun, die fortschreitende Degeneration der deutschen Wirtschaft dürfte selbst für einen hartgesottenen Ideologen wie Robert Habeck kaum noch zu leugnen sein. Zudem stehen in den kommenden Wochen und Monaten richtungsweisende Wahlen an, bei denen den Grünen die Felle davonzuschwimmen drohen. Es dürfte sich am Ende also schlicht und ergreifend um durchsichtige Wahlkampf-Rhetorik handeln. Die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich bis dato übrigens überhaupt noch nicht geäußert, jedenfalls nicht an prominenter Stelle.

DFB erliegt unmoralischem Angebot

Dabei kommt vor allem der Zeitpunkt der Verkündung des neuen Ausrüster-Deals mehr als überraschend. Noch vor wenigen Tagen lagen sich Adidas und der DFB freudestrahlend in den Armen und feierten sich gegenseitig für das Design des neuen, pink-lilafarbenen Auswärtstrikots der Nationalmannschaft – das sich, sofern man den Angaben von Hersteller und Verband glauben mag, so gut verkaufe wie noch kein Trikot zuvor.

Adidas hat dem DFB bisher 50 Millionen Euro pro Jahr überwiesen und wird das bis einschließlich 2026 auch weiterhin tun. Für den inzwischen chronisch klammen DFB ist das anscheinend nicht genug. Wie das „Handelsblatt“ erfahren haben will, steht jetzt offenbar die doppelte Summe im Raum. Den Ausverkauf der letzten großen Tradition beim größten Sportverband der Welt versucht DFB-Geschäftsführer Dr. Holger Blask etwas umständlich zu verteidigen:

„Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet.“

Warum sagt der Mann nicht einfach: Nike zahlt am meisten – Punkt! Alles, was danach kommt, ist nicht vom Wohl oder Wehe eines Ausrüsters abhängig – oder sollte es zumindest nicht sein –, sondern die ureigenste Aufgabe des Verbandes, in diesem Fall des DFB. Oder soll ernsthaft jemand glauben, unsere Frauen würden besseren Fußball spielen, nur weil sie statt der drei Streifen künftig den Swoosh tragen?

Ja, Tradition schießt keine Tore, Geld bekanntlich aber auch nicht. Umso bedenklicher, dass auch DFB-Präsident und Sozialdemokrat Bernd Neuendorf glaubt, der zuletzt so schmerzlich vermisste Erfolg würde sich alleine durch den Wechsel des Ausrüsters schon von alleine wieder einstellen: „Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade, zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen.“

Obwohl, so ganz unbedeutend ist der Ausrüster für den Erfolg im Fußball dann doch nicht. Und hier kommen wieder die eingangs erwähnten Romantiker ins Spiel. Waren es doch die legendären Schraubstollen von Adi Dassler – die dieser zwar nicht erfunden hat, damit aber eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort war –, die das „Wunder von Bern“ anno 1954 sehr wahrscheinlich erst möglich gemacht haben. Aber das waren freilich noch ganz andere Zeiten!

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