Leysieffer pleite: Deutschland verliert erneut ein Stück Traditionen Das Schoko-Original schließt – eine weitere deutsche Legende fällt

Von reitschuster.de

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren durch eine Altstadtstraße und der süße Duft von Schokolade liegt in der Luft – eine Verlockung, der man einfach nicht widerstehen kann. So war es seit 115 Jahren in Osnabrück. Die Confiserie Leysieffer, bekannt für ihre „Himmlischen“ Pralinen, verzauberte Generationen und gehörte fest zur Identität der Stadt. Doch nun ist Schluss: Nach einer dritten Insolvenz wird das traditionsreiche Unternehmen endgültig liquidiert. Für die 95 Mitarbeiter, die bereits ihre Kündigungen erhalten haben, bleibt nur noch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit.

Währenddessen brüstet sich Bundeskanzler Scholz vor den versammelten Medienvertretern, wie stark die deutsche Wirtschaft sei und dass es nun aufwärtsgehe – eine „Parallelrealität“, die auf traurige Weise offenlegt, wie wenig von der Realität bei denen ankommt, die unser Land regieren. Die anwesenden Journalisten nehmen diese Aussagen widerspruchslos hin, ohne kritische Nachfragen zu stellen.

Leysieffer ist nur ein Beispiel von vielen – traurige Zeugnisse einer verfehlten Wirtschaftspolitik und der Ignoranz gegenüber mittelständischen Unternehmen.

Da ist etwa der Reifenhersteller Michelin, der seine Standorte in Homburg, Karlsruhe und Trier schließt. Mehr als 1.500 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit, weil die Produktion in Deutschland einfach zu teuer geworden ist. Auch der Goodyear-Konzern plant, weitere Stellen zu streichen und Standorte ins Ausland zu verlagern – Polen etwa ist als alternativer Produktionsstandort im Gespräch.

Im fränkischen Rottendorf trifft es die Modekette s.Oliver, die unter wirtschaftlichem Druck 100 Stellen abbaut, um ihre Strukturen und Prozesse „zu verbessern“. Ein Euphemismus für Sparmaßnahmen, die durch die anhaltende wirtschaftliche Flaute notwendig werden.

Selbst Traditionsunternehmen wie Miele sind nicht immun gegen die Folgen der Wirtschaftspolitik. Der Haushaltsgerätehersteller in Gütersloh stellt aufgrund der schwächelnden Nachfrage und der hohen Produktionskosten von Drei- auf Zwei-Schicht-Betrieb um. 1.300 Mitarbeiter müssen sich an die veränderten Arbeitszeiten anpassen – und das in einem Unternehmen, das einst für seine stabile, langfristige Beschäftigungspolitik bekannt war.

Besonders alarmierend sind die Entwicklungen bei Volkswagen. Der Konzern plant, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Alle verbleibenden Standorte sollen zudem schrumpfen.

Diese Liste könnte man noch sehr lange weiterführen, aber das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen: Überall in Deutschland stehen Unternehmen unter Druck, viele Traditionsbetriebe schließen ganz. Es sind keine abstrakten Zahlen, sondern Existenzen und Geschichten von Menschen, die hart gearbeitet und ihre Unternehmen über Generationen hinweg aufgebaut haben. Sie alle zahlen den Preis für eine Politik, die sich in Statistiken und Hochglanzbildern verliert und das wahre Leben übersieht.

Die Realität auf Deutschlands Straßen und in den Betrieben zeigt: Während die großen Konzerne vielleicht noch politisch gut abgesichert sind, trifft es vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen hart – jene, die mit Leidenschaft und Tradition das Rückgrat des Landes bilden. Wie lange wollen die Verantwortlichen noch wegsehen? Und wie lange will die Mehrheit in diesem Land dieses Wegsehen der Verantwortlich apathisch oder gänzlich verdrängend hinnehmen?

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