Zwangsvegetarisch auf der Zugspitze: Was kommt als Nächstes? Ein Vegetarier schlägt Alarm – warum Fleisch nicht verbannt werden darf!

Eine der Grundlektionen im Journalismus ist: „Hund beißt Mann ist keine Geschichte. Mann beißt Hund ist eine Geschichte.“ Ich möchte das heute gerne etwas variieren – wenn sich jemand, der gerne Fleisch isst, darüber aufregt, dass er zwangsweise auf vegetarische Kost gesetzt wird, ist das keine Geschichte. Wenn sich aber ein Vegetarier wie ich über genau das Gleiche aufregt, dann ist es eine Geschichte wert.

Die treuen Leser meiner Seite wissen es bereits: Seit ich im zarten Alter bei meinem Großonkel, der einen Bauernhof hatte, miterleben musste, wie mein geliebter Hase plötzlich auf dem Tisch stand, als Hasenbraten, esse ich keine Tiere mehr. Dabei war ich bis auf eine linke Phase in jungen Jahren nie ideologisch und habe seitdem nie mehr versucht, irgendjemanden zu überreden, es wie ich zu halten.

Umso peinlicher ist es mir heute, dass man als Vegetarier schnell für einen Ideologen oder Rot-Grünen gehalten wird – in den meisten Fällen ja leider zu Recht. Manchmal schäme ich mich schon fast, nach vegetarischen Gerichten zu fragen. Weil man dabei von vernünftigen Menschen heutzutage gelegentlich schon schief angesehen wird – was ich gut verstehe.

Als ebenso überzeugter wie liberaler Vegetarier versuche ich immer, für alle, die gerne Fleisch essen, eine Lanze zu brechen. So auch heute. Es hat mich gehörig aufgeregt, in der „Bild“ zu lesen, dass die staatliche bayerische Zugspitzbahn jetzt ihre Kunden zwangsweise auf vegetarische Kost setzen will. Zumindest in ihrem Restaurant „Gletscher 2600“ auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze (2962 Meter). Dort wird in der neuen Ski-Saison ausschließlich fleischlos serviert!

Die „Bild“ kommentiert das wie folgt: „Die Zugspitzbahn sorgt für frischen Wind in ihrer Gastronomie.“ Und weiter redet sie von einem „mutigen Schritt“.

Echt, Kollegen?

Ist für euch die Bevormundung der Kunden ein „frischer Wind“?

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Es ist ein alter Hut! Und hat einen langen ideologischen Zopf.

Schon in der Sowjetunion war das Essen hochgradig politisiert. Kantinen mit standardisierten Mahlzeiten sollten nicht nur für Effizienz sorgen, sondern auch den Individualismus „wegkochen“. Private Küchen galten als Symbol bürgerlicher Rückständigkeit. Fleisch? Ein bourgeoiser Luxus, der gegen die „proletarische Ernährung“ aus Getreide und Gemüse ausgetauscht wurde. Die Botschaft: Wer richtig denkt, isst richtig – oder anders herum.

In China während Maos „Großem Sprung nach vorn“ sah es ähnlich aus: Gemeinschaftsessen statt Familienmahlzeiten, traditionelle Gerichte als rückständig gebrandmarkt. Essen wurde zur ideologischen Waffe. Was auf den Teller kam, war keine Geschmacks-, sondern eine Gehorsamsfrage.

Auch bei uns in Deutschland ist die Bevormundung von Essgewohnheiten keine neue Erfindung. Die Nationalsozialisten propagierten Vegetarismus als moralische Pflicht – der Verzicht auf Fleisch sollte Körper und Geist „reinigen“. Und während des Zweiten Weltkriegs hieß es in Großbritannien unter dem Motto „Dig for Victory“, Gemüse zu schätzen und Fleisch zu meiden. Zwangsweise Umerziehung am Küchentisch – damals wie heute ein fragwürdiges Rezept.

Die Entscheidung der Zugspitzbahn fügt sich nahtlos in diese Tradition ein. Doch ob „Gletscher 2600“ die Herzen der Gäste wirklich durch Zwang zu fleischlosen Gerichten erobern kann? Es bleibt die Frage: Wie weit darf eine ideologische Agenda auf dem Teller gehen, bevor sie den Appetit verdirbt? Denn eines ist sicher: Für viele schmeckt das Ganze weniger nach „frischem Wind“ und mehr nach abgestandenem Moralismus und Sozialismus.

Es klingt da wie Augenwischerei und Betrug am Leser, wenn die „Bild“ schreibt: „Auf bayerische Spezialitäten müssen Ski-Fans jedoch nicht verzichten: Klassiker wie Leberkäse, Schnitzel und Chili con Carne bleiben auf der Karte. Nur mit einer Änderung: Sie werden ganz ohne Fleisch hergestellt – bei der Zubereitung wird ab jetzt auf Fleischersatzprodukte umgestellt.“

Dass die geschmacklich meistens kaum ans Original herankommen und von vielen als Vergewaltigung des Gaumens aufgefasst werden, das verheimlicht die „Bild“ ihren Lesern.

Laut „Bild“ war „das steigende Interesse der Kundschaft an nachhaltiger Ernährung“ Ursache für die Entscheidung. So weit, so gut – aber warum deswegen alle Kunden auf vegetarische Zwangsdiät setzen?

„Außerdem wolle das Restaurant zeigen, dass es auch ohne Fleisch möglich ist, gute bayerische Küche anzubieten“, schreibt das Blatt die Zwangsbeglückung weiter schön. Warum werden dann nicht vegane Alternativen und fleischhaltige Varianten nebeneinander angeboten, wenn die Qualität ersterer so gut ist?

Schon seit zwei Jahren wird in den neun Berg-Restaurants rund um die Zugspitze nur noch Chili sin Carne, also eine fleischfreie Chili-Variante angeboten. Und das Experiment hat sich bereits bewährt: Seitdem das Gericht auf den Karten steht, wurde es dreimal so oft verkauft wie das Original.

Dass die staatliche Zugspitzbahn von der eigenen Propaganda selbst nicht überzeugt ist, zeigt die Tatsache, dass sie in den anderen beiden Restaurants auf der Zugspitze die fleischhaltige Küche weiter betreiben will: Ski-Fahrer können also weiter echte bayerische Spezialitäten in unkastrierter Form genießen.

Diese Entwicklung in den Zugspitz-Restaurants zeigt, wie selbst Alltägliches wie das Essen zum Kampffeld ideologischer Konflikte wird. Was einst Orte der Gemeinschaft waren – ob Restaurants oder Kantinen – droht, zu Orten der Trennung zu werden, an denen Menschen nach ihrem Lebensstil und ihrer „politischen Haltung“ sortiert werden.

Die Entscheidung der Zugspitzbahn, politisch korrekte Ideale über die Vielfalt der Kundenwünsche zu stellen, symbolisiert diese Spaltung auf beklemmende Weise. Wer nicht in die ideologische Schablone passt, wird subtil ausgegrenzt – unter dem Deckmantel von „Nachhaltigkeit“. Auf der Zugspitze wird künftig schon die Restaurant-Wahl verraten, ob man zum politisch korrekten Mainstream gehört oder nicht. Ein alarmierender Spiegel unserer Zeit, der zeigt, wie brüchig unser gesellschaftliches Fundament geworden ist – und das nicht nur auf Deutschlands höchstem Berg.

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