Von Christian Euler
Trotz der drastischen Reduzierung von Treibhausgasen im Zuge des fast weltweiten Lockdowns kann die Coronakrise den Klimawandel langfristig nicht stoppen. Wie bei Reitschuster.de berichtet, sind selbst die im vergangenen Jahr eingesparten 2,6 Milliarden Tonnen CO2 kaum mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Wenn der Corona-Lockdown schon nichts nutzt, könnten Klima-Lockdowns die Sache richten – und zwar im Zweijahresrhythmus. Dies, so ein Forscherteam der East-Anglia-Universität in Norwich in einer Studie, könnte helfen, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur – wie vom Pariser Abkommen gefordert – auf maximal 1,5 bis zwei Grad bezogen auf vorindustrielle Zeiten zu begrenzen. In jedem Jahr des kommenden Jahrzehnts müsse der CO2-Ausstoß um ein bis zwei Milliarden Tonnen reduziert werden, so Studienleiterin Corinne Le Quéré.
Regierungen müssten die Klimapolitik in den Mittelpunkt ihrer Wiederaufbaubemühungen nach der Pandemie stellen. Es könne nicht um ein Gesetz oder einen politischen Ansatz gehen, das Thema müsse das Herzstück aller Politik sein: „Jede Strategie und jeder Plan jeder Regierung muss mit dem Ziel vereinbar sein, den Klimawandel anzugehen.“
Die Empfehlung der Wissenschaftlerin klingt drastisch: „Wir brauchen alle zwei Jahre einen Rückgang der Emissionen wie zur Zeit des Lockdowns.“ Auch wenn sie explizit kein regelmäßiges Stilllegen der Weltwirtschaft fordert, könnte dies eine Steilvorlage für manche in Diensten der Regierung stehende Experten liefern.
Die Lunte ist gelegt
Karl Lauterbach etwa ließ bereits in einem Gastbeitrag für die „Welt“ im Dezember durchblicken, dass dies für ihn eine denkbare Option darstellt. „Ohne die Entwicklung eines Impfstoffes wäre es nicht gelungen, diese Pandemie zu besiegen“, so der SPD-Mann.
Die Erfahrungen mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie haben ihn bisher „leider extrem pessimistisch gestimmt, ob es uns gelingen wird, den Klimawandel rechtzeitig erfolgreich zu bewältigen.“ Da es aber niemals eine Impfung gegen CO2 geben werde, benötige man Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung seien. Ob dies erreichbar ist, wage er „zunehmend zu bezweifeln.“ Aperçu am Rande: 400 Leser stimmten seinen Ansichten zu, während knapp 2600 den Daumen senkten.
Trotz Lauterbachs Zweifeln hinterlassen seine Thesen ein ungutes Gefühl. Studien wie diejenige der East-Anglia-Universität könnten durchaus Lockdown-Gelüste in Regierungskreisen wecken. Es wäre dann eben keine epidemische Lage von nationaler Tragweite, die eine Neuauflage des Sammelsuriums von Drangsalierungen erlauben würde. Stattdessen könnten Merkel (bzw. ihr Nachfolger) & Co. einen „Klimanotstand erster Kategorie“ feststellen. Die Lunte ist gelegt – zumal die jüngsten Erfahrungen zeigen, dass der Gehorsam beim Durchschnittsdeutschen offensichtlich an erster Stelle zu stehen scheint.
Bild: Dora Biro/Shutterstock
Text: ce
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