Tagelange Exzesse der „Partyszene“ in Den Haag – und Schweigen in unseren Medien

Seit drei Tagen toben in dem Migranten- und Problem-Viertel Schilderswijk im Süden von Den Haag schwere Ausschreitungen. Gruppen von Jugendlichen liefern sich allabendlich Straßenschlachten mit der Polizei. Die Ordnungskräfte haben nach den Unruhen jetzt 27 Jugendliche festgenommen. Auffallend ist das weitgehende Schweigen der deutschen Medien über die Zustände im Parlaments- und Regierungssitz des Nachbarlandes.

Trotz eines verhängten Verbots waren Dutzende Jugendliche am späten Freitagabend in Schilderswijk zusammen gekommen. Sie legten Feuer, attackierten die Polizei mit Steinen und mit schweren Feuerwerkskörpern. Ein Lager für Spiel- und Sportgeräte brannte vollständig aus. Bürgermeister Jan van Zanen verhängte den Notstand.

Auf Videos, die im Internet kursieren, sind chaotische Szenen zu sehen mit direkten Angriffen auf Polizisten und ihre Autos (etwa hier). Auf einem der Streifen ist zu sehen, dass junge Männer auf Motorrollern triumphierend ein Feuer umkreisen, das sie in der Mitte einer Kreuzung entfacht hatten. Dabei schwenkten sie rote Tücher, die eine auffallende Ähnlichkeit mit tunesischen Fahnen haben.

Sozialarbeiter reden von „Langeweile durch Corona“ als Ursache für die Unruhen. Schilderswijk ist eines der ärmsten Stadtviertel in den Niederlanden. Schon früher gab es dort Unruhen. 2017 schrieb die „Zeit“: „Warum es in den Niederlanden schwer ist, eine ruhige, gelassene Debatte über Migration zu führen, lässt sich am Beispiel von Schilderswijk zeigen, einem Stadtteil von Den Haag. Knapp 30.000 Menschen leben hier auf rund 150 Hektar Fläche. Mehr als 85 Prozent der Bewohner des Viertels sind Zuwanderer – eine große Mehrheit sind Muslime.“

Der Den Haager Jugendbotschafter Aad van Loenen wies laut einem englischsprachigen Bericht des Staatssender „Deutsche Welle“ darauf hin, dass die Bewohner häufig Opfer von Rassenprofilen durch Behörden gewesen sein. Er sagte dem niederländischen Sender NOS, dass „junge Farbige in Gruppen von zwei oder mehr Personen“ häufig von der Polizei in der Region befragt und mit Argwohn behandelt werden, wodurch sie sich „nicht mehr willkommen fühlen“. Weiter sagte van Loenen NOS: „Wenn Sie Schulen monatelang schließen, kaum Schwimmbäder öffnen und junge Leute aus Scheveningen (ein Badeort) vertreiben, dann bekommen Sie das.“

Jugendarbeiter aus dem Viertel Schilderswijk sagten dem Bericht zufolge gegenüber NOS, dass junge Menschen in der Region in einem von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Sommer „gelangweilt“ und „strukturlos“ seien.

Bereits vergangene Woche gab es in dem belgischen Badeort Blankenberge Ausschreitungen gegen die Polizei (siehe hier). Niederländische Zeitungen schrieben darüber: „Die jungen Terroristen am Strand von Blankenberge sind Nordafrikaner mit Vorstrafen“. Und weiter: „Die Polizei hat bekannt gegeben, wer die aufrührerischen und gewalttätigen jungen Menschen am Strand von Blankenberge sind. Zwanzig Gewalttäter aus Brüssel wurden festgenommen. Die meisten von ihnen vorbestraft und nordafrikanischer Abstammung“. Nach den Krawallen von Blankenberge kam es am vergangenen Wochenende zu einer Massenschlägerei mit einem Schusswechsel und einer Messerstecherei am Pier von Scheveningen. Ein 19-jähriger Mann aus Rotterdam kam dabei ums Leben. In deutschen Medien wurde nur sehr zurückhaltend über die Ereignisse von Blankenberge berichtet und die Herkunft der Täter in der Regel verschwiegen; über Scheveningen ist gar nichts zu finden.

Eine Nachrichtensuche bei „Google“ mit dem Stichwort „Schilderswijk“ ergab am frühen Sonntag Abend nur einen Treffer in deutschen Medien – in der „Welt“. Und das, obwohl die Ausschreitungen allem Anschein nach weitaus schwerer sind als in Blankenberge. Das Wort „Migranten“ oder ein verwandtes Wort kommt in dem Bericht der „Welt“ nicht vor. Dass Schilderswijk ein Migranten-Stadtteil ist, wird ebenfalls schamhaft verschwiegen. Der Leser muss zwischen den Zeilen lesen und sich aus dem Hinweis auf „Tücher mit auffallender Ähnlichkeit mit tunesischen Fahnen“ einen Reim machen. Dabei lassen sich die Probleme des Viertels mit Migration binnen Sekunden auf google finden. Auch bei der „Deutschen Welle“ ist nur ein englischsprachiger Bericht zu finden, kein deutschsprachiger.


Bild: Screenshots twitter/Youtube Text: br

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