Als mein Team mir den Link zu dieser Geschichte in der „Schwäbischen Zeitung” schickte, dachte ich zunächst: Ein Gefängnis-Neubau? Wirklich? Was soll daran journalistisch spannend sein? Doch ein genauerer Blick auf die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Rottweil zeigte mir: Hinter Mauern aus Beton verbergen sich Themen, die weit über den Gefängnisalltag hinausgehen. Nachhaltigkeit, Prioritätensetzung und der Umgang mit Steuergeldern – all das macht diesen Bau zu einem Spiegel unserer Gesellschaft. Deshalb war es für mich unmöglich, das Thema links liegen zu lassen. Aber alles der Reihe nach:
1. Nachhaltigkeit hinter Gittern
Ein Gefängnis mit Photovoltaik-Anlage, Recyclingbeton und einem Aushub, der klimagerecht wiederverwendet wird – so etwas gab es wohl noch nie. Die Frage drängt sich auf: Braucht es in einem Ort, der für Strafe und Sicherung steht, wirklich Nachhaltigkeitsstandards, die jedem Passivhaus Konkurrenz machen? Kritiker könnten argumentieren, dass Nachhaltigkeit im Strafvollzug kaum Priorität haben sollte, während die Wartelisten für Schulen und Kitas in die Höhe schießen. Oder geht es hier um ein Symbol: „Nachhaltigkeit kennt keine Mauern“ – auch nicht die aus Beton? In der alten Bundesrepublik gab es das Wort „Nachhaltigkeit” noch nicht (zumindest nach meiner Erinnerung). Heute ist es einer der rot-grünen Verbal-Götzen, vor denen wir uns ständig verneigen müssen. Nun sogar in Sachen Knast.
2. Ein Gefängnis als Touristenmagnet?
Doch nicht nur die nachhaltige Bauweise sorgt für Aufsehen. Auch das Interesse der Bevölkerung ist bemerkenswert – ein Phänomen, das fast surreal anmutet. Eine riesige Baustelle mitten im Grünen, mit einem eigens errichteten Aussichtspunkt, der Besucher am Wochenende in Scharen anlockt. Nein, das ist kein Witz, das ist Realität, auch wenn man es zunächst nicht glauben mag. Infotafeln erläutern, wo später Häftlingsunterkünfte, Sportanlagen und Begegnungsstätten entstehen sollen. Man könnte fast meinen, hier wird ein Freizeitpark errichtet. Warum zieht ein Gefängnis-Bau die Menschen an? Ist es die Faszination des Morbiden? Oder schlicht die Freude, einem Bauprojekt dieser Dimension zuzuschauen, bei dem der Steuerzahler tief in die Tasche greift? Oder, tiefenpsychologisch erklärt, eine Faszination vieler Deutscher für die Unfreiheit, wie sie mir erstmals in der Corona-Zeit erschreckend bewusst wurde.
3.) Zu teuer?
280 Millionen Euro – das ist der Preis für die neue JVA Rottweil. Ist so ein Preis wirklich gerechtfertigt? Dabei ist Rottweil kein Einzelfall: In Bayern entstehen Haftanstalten für ähnliche Summen, und in Berlin steht ein Neubau für 118 Millionen Euro kurz vor der Fertigstellung. Dabei könnte man sich fragen, was der Ausbau der Gefängnisse über unsere Gesellschaft aussagt. Rechnet man damit, dass die Häftlingszahlen steigen? Wenn ja, warum? Weil immer mehr Beleidigungs-Anzeigen von Schwachköpfen gestellt werden und unsere Justiz bald wie die in England reihenweise Menschen mit der falschen Meinung einbuchten wird? Und wie stehen solche Summen im Verhältnis zu Investitionen in Bereiche, die eine Überbelegung der Haftanstalten verhindern könnten, wie Bildung, Jugendförderung oder soziale Arbeit? Oder geht es hier schlicht darum, überfüllte Gefängnisse zu entlasten, weil sie aus allen Nähten platzen?
4. Wohlfühl-Knast?
Neben den Zellen bietet die neue JVA Begegnungsstätten, Arbeitsbereiche und Sportanlagen. Der Ansatz ist klar, zumindest in den Ankündigungen im Stile von Hochglanz-Broschüren: Weg vom bloßen Einsperren hin zur Resozialisierung. Doch wo bleibt die Grenze zwischen sinnvollen Maßnahmen zur Wiedereingliederung und dem, was Kritiker sicher nicht ganz ohne Begründung als „Luxusknast“ bezeichnen? Immerhin steht hier ein Bau, der für viele teurer ist als die Schulen und Krankenhäuser, die sie kennen.
Unwillkürlich muss man an den norwegischen Massenmörder Anders Breivik denken. Der residiert – anders kann man es nicht nennen – im Ringerike-Gefängnis in mehreren Zellen: einer Hauptzelle, einer mit Fitnessgeräten, einem eigenen Bad und einem Aufenthaltsraum mit mehreren Sesseln und einem großen TV-Schirm an der Wand. Wo er sogar streamen oder Videospiele spielen darf, wenn auch unter Aufsicht. Damit er sich nicht zu einsam fühlt, darf er drei Wellensittiche und zwei Meerschweinchen halten. Lebensbedingungen, von denen viele Menschen in Freiheit aufgrund ihrer Armut nur träumen können.
So weit sind wir in Deutschland noch nicht. Doch gehen wir in diese Richtung? Im August 2023 habe ich darüber berichtet, dass ein Gefängnis eine Schokomaschine für 300.000 Euro bekommt – Investitionen, von denen viele Schulen und Kindergärten nicht mal träumen können (siehe hier). Im August 2020 hat mich ein Beitrag von „Spiegel“ TV über die Justizvollzugsanstalt im sächsischen Waldheim umgehauen. Das Stück, das bereits 2017 auf Sendung gegangen war, macht fassungslos. Der Knast für „schwere Jungs“, in dem laut Reportern „immer mehr Männer mit Integrationshintergrund einsitzen, erinnert eher an einen Hotel als an das, was man landläufig als Gefängnis versteht. Im begeisterten Ton schildert die Sprecherin des Spiegel-Beitrags: „,Wenn schon Knast, dann Waldheim, denkt auch Drogendealer Jaffel: ,Für ihn ist es hier fast erholsam. Urlaub in Sachsen, im Einzelzimmer.“ (siehe hier)
Dass ausgerechnet ein Gefängnis-Neubau so viel über die Prioritäten und Widersprüche unserer Gesellschaft erzählen kann, hätte ich mir jedenfalls nicht denken können. Doch je länger man hinsieht, desto mehr wird klar: Das Gefängnis Rottweil (das bürokratische Wort „Justizvollzugsanstalt“ bringe ich nur mit einem Schmunzeln über die Lippen bzw. Finger) ist mehr als nur ein Bauprojekt. Es ist ein Spiegelbild unseres Verhältnisses zu Strafe, Gerechtigkeit und sozialen Herausforderungen – und nicht zuletzt des Umgangs mit Steuergeldern durch unsere Politik. Manchmal lohnt es sich, genauer hinzuschauen – gerade hinter hohe Mauern.
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